Neue Kommission springt in die Bresche

Musik

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Der über 100-jährige Verkehrsverein Baar ist Geschichte. Seine Aufgaben liegen neu in den Händen der Bürgergemeinde. Die Beteiligten freuen sich auf das, was kommt – und haben zahlreiche frische Ideen.

Baar – Die Konzerte im Rahmen des Samschtig-Märts in Baar sind bei der Bevölkerung beliebt und längst zur Tradition geworden. Doch wer die Darbietungen vor der Rathus-Schüür organisiert, das wussten bislang wohl die wenigsten Marktbesucher. Hinter den Anlässen steckte in den letzten Jahren der Verkehrsverein Baar – eine Organisation, die im kommenden Jahr das 110-Jährige gefeiert hätte. Hätte – denn der Verein hat sich in diesem Frühjahr aufgelöst, wie jüngst im «Zugerbieter» zu lesen war. Seine Aufgaben und damit die Organisation der musikalischen Beiträge am Samschtig-Märt übernimmt neu eine Kommission der Bürgergemeinde Baar. Diese trägt den Namen «Heimat und Kultur» und besteht aus Iris Pop, Alexandra Gruber Tanner, Markus Gisler und Ruedi Suter.

Doch wie kam es, dass sich der Verkehrsverein, der übrigens früher den Namen «Verkehrs- und Verschönerungsverein» trug, auflöste? Ruedi Suter, der sich auch in der Kommission engagiert, hat den Verein zuletzt präsidiert – und während seiner Amtszeit erlebt, wie dessen traditionelle Aufgaben zunehmend wegfielen. Er spricht etwa die Bewirtschaftung der Sitzbänke oder der Wanderwege auf dem Gemeindegebiet an. «Viele Tätigkeiten werden heute zentral durch Zug Tourismus geregelt oder gingen zum Beispiel an den Werkdienst über. Ein Leistungsauftrag der Gemeinde bestand für uns nicht.»

Die Daseinsberechtigung ging verloren

Dadurch habe der Verkehrs­verein im Laufe der Zeit seine Daseinsberechtigung verloren, sagt der langjährige Präsident und fügt an: «Aus meiner Sicht sind gemeindliche Verkehrsvereine Auslaufmodelle.» Nebst den Konzerten am Samschtig-Märt hat der Verkehrsverein bis zuletzt Exkursionen in Baar und der Umgebung organisiert. Er zählte laut Ruedi Suter im letzten Jahr rund 150 Mitglieder. An der Versammlung vom 22. März haben die Mitglieder schliesslich die Auflösung beschlossen.

Dass mit der Bürgergemeinde Baar nun eine neue Trägerschaft die Verdienste der Organisation weiterführt und er selber teil­haben kann, freut Ruedi Suter. «Es war ein wichtiges Zeichen für die Mitglieder, dass wir sagen konnten: Es geht weiter.» Denn es habe viele Stimmen gegeben, die die Auflösung bedauerten. «Doch die Mitglieder zeigten auch grosses Verständnis für unsere Erklärungen.»

Eine Pflicht der Bürgergemeinde

Die Bürgergemeinde hat mit dem Vereinsvermögen einen Fonds eingerichtet und schiesst dort jährlich zirka 4000 Franken ein. Die Kommission sei derzeit daran, das künftige Programm und die Schwerpunkte zu definieren, erklärt Bürgerrätin Alexandra Gruber. Die «Förderung der Heimatverbundenheit» gehöre zu den Pflichten der Bürgergemeinde, sagt sie. «Diese nehmen wir nun wahr, und wir machen es gerne.» Ideen, auch für zusätz­liche Veranstaltungen, bestehen bereits, doch es sei noch nichts spruchreif, so das Kommissionsmitglied. «Fest steht, dass wir ­etwas breiter agieren und verschiedene Bevölkerungsgruppen ansprechen möchten. Ausserdem ist unser Auftritt frischer, und wir wollen im Internet stärker präsent sein.» Auch ein Social-­Media-Auftritt sei angedacht. Doch braucht es in einer Kleinstadt wie Baar überhaupt eine Kommission, die sich um die Heimatverbundenheit ihrer Einwohnerinnen und Einwohner kümmert? Alexandra Gruber sagt: «Die Frage ist, wie man Heimat definiert. Heimat kann durchaus auch etwas Modernes sein und muss nicht zwingend mit Traditionen zu tun haben.» (Rahel Hug)