Von Biberseen, Naturgärten und Feldhasen

Dies & Das

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Ein begehbares Luftbild zeigt die Landschaften von Hünenberg und Cham aus der Vogelperspektive. Es bildet den Mittelpunkt der neuen Ausstellung «Lebendige Land(wirt)schaft» im Ziegelei-Museum.

  • Janine Boog (links) und Isabelle Arnold begutachten die Luftaufnahmen im Ziegelei-Museum. (Bild Stefan Kaiser)
    Janine Boog (links) und Isabelle Arnold begutachten die Luftaufnahmen im Ziegelei-Museum. (Bild Stefan Kaiser)

Hagendorn – «In den vergangenen 20 Jahren wurden grosse Anstrengungen unternommen, um die Landschaft ökologisch aufzuwerten. Was ist davon sichtbar?» Dieser Frage geht die diesjährige Wechselausstellung des Ziegelei-Museums Hagendorn nach – eingerichtet von den drei Organisationen Pro Natura Zug, Lebensraum Landschaft Cham LLC und LEK Reuss Hünenberg. Die Vernissage am Samstagnachmittag, 15. April, begann mit einer Rede Jürg Golls, des Museumsleiters, der gutgelaunt und stolz kurz den Ort und seine Geschichte vorstellte: die 1873 von der Familie Lörch erstellte Ziegelhütte nebst Wohnhaus und einer «Schüür», in der 2013 das schweizweit einzige Ziegelei-Museum eröffnet wurde. Er lenkte die Aufmerksamkeit des herbeigeströmten Publikums auf den reich vorhandenen Lehmboden und das angrenzende Biotop mit aufgewerteten Waldrändern direkt neben dem Aushub der Autobahn und spannte so gleich am Anfang den Bogen zwischen Natur- und Kulturlandschaft.

Wo überlassen wir die Natur sich selbst, und wo nutzt und bearbeitet sie der Mensch? Diese Spannung zieht sich durch die gesamte Ausstellung. Im geräumigen Kellerraum der Museums-Schüür demonstriert der Präsident des LLC, Andreas Georg, den Besuchern die unzähligen Renaturierungsmassnahmen, welche das 30 Quadratmeter grosse farbige Luftbild samt dazugehöriger Legende belegt: Indem man es begeht, entdeckt man die blumenreichen Buntbrachen und Ruderalflächen, die Hecken-, Alleen- und Obstbaumpflanzungen, die extensiv genutzten Wiesen und Weiden, landwirtschaftlichen Ausgleichsflächen und gut gestuften Wälder, gepflegten Rebenhügel, besonderen Einzelbäume und vor allem die zahlreichen neuen Feuchtgebiete – den Bibersee, die Reussweiden, die mäandrierenden Flüsse und Bäche, die unzähligen wieder geöffneten Weiher und Tümpel.

Viele haben Anspruch an der Natur

An der Wand darüber demonstriert eine Fotografik, wer alles Landschaft braucht und «an ihr zieht»: Siedlungs- und Strassenbau, Viehzucht und Ackerbau, Spaziergänger und ihre Hunde, Sportler, Reiter und Golfer und – Naturschützer. Es ist eine Herausforderung, alle diese Ansprüche zu koordinieren. Humorvoll sagt Georg: «Entscheidend dabei ist, ob sich die Beteiligten als Täter oder als Opfer sehen. Am Anfang der Diskussionen habe ich noch nie jemanden erlebt, der sich als Täter sah, jeder empfindet sich nur als Opfer, als denjenigen, der etwas hergeben muss.» Man ahnt, wie viel Herzblut, Überzeugungskraft und Sozialkompetenz es braucht, um alle Bevölkerungsteile für die Anliegen des aktiven Naturschutzes zu sensibilisieren und an einen Tisch zu bringen. In den Gemeinden Cham und Hünenberg scheint das besonders zu gelingen: Die Ausstellung zeigt viele Win-win-Situationen.

Grosse Informationstafeln an den Wänden liefern vertiefte Informationen zu einer Vielfalt von Landschaftselementen, zum Beispiel dem Biber mit seinem Konfliktpotenzial. Berühren ist explizit erlaubt: etwa Fledermauskästen, Wildbienenhotels oder Fotowürfel mit Vorher-Nachher-Ansichten. Und schliesslich gibt es da einen grossen Tisch mit Aktivitätskisten «für Kinder und Junggebliebene», in denen Material bereitsteht zum Lesen, Malen, Zeichnen, Basteln. Besonders spannend: die Herstellung von «Seedballs», einer Mischung aus Lehm, Erde und Samen, die mit Hilfe von Wasser zu Kugeln geformt und dann getrocknet wird. Setzt man diese Samenbomben irgendwo in der Natur auf die Erde, quellen sie im Kontakt mit Wasser auf, worauf die Samen zu keimen beginnen und neues Pflanzenwachstum beginnt. (Dorotea Bitterli)

Hinweis
Die Ausstellung dauert vom 15. April bis zum 22. Oktober. Öffnungszeiten des Museums: Mi–So, 14–17 Uhr. Weitere Informationen: www.ziegelei-museum.ch