Autorin plaudert aus dem Nähkästchen

Literatur & Gesellschaft

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Die Bestseller-Schriftstellerin Blanca Imboden war am Dienstag für eine Lesung zu Gast in der Bibliothek. Gelesen wurde dabei nur wenig. Gelacht dafür umso mehr.

  • Nicht nur Autorin, sondern auch Entertainerin: Blanca Imboden. (Bild Werner Schelbert)
    Nicht nur Autorin, sondern auch Entertainerin: Blanca Imboden. (Bild Werner Schelbert)

Walchwil – Bekannt wurde sie mit Büchern wie «Wandern ist doof», oder «Die Kalorien-Königin». Blanca Imboden war schon einiges in ihrem Leben. Sängerin, Journalistin, Bergbahnfahrerin und eben auch Schriftstellerin. Das war sie schon als Kind. Vergangenen Dienstag gab sie eine Lesung in der Walchwiler Bibliothek. Bei Imbodens Lesungen wird allerdings ungewöhnlich wenig gelesen. Das machte den Abend erst recht unterhaltsam.

Die Schwyzerin schreibt nicht nur kurzweilig, sie ist auch eine sattelfeste Entertainerin und zieht die rappelvolle Schul- und Gemeindebibliothek sofort in ihren Bann. Dabei gibt sie verblüffende Einblicke, nicht nur in ihr Schriftstellerleben. Für ihre Bücher stürzt sich Imboden gerne in aufwendige Recherchen. «Ich will keinen Literaturpreis gewinnen, aber ich will, dass meine Romane kurzweilig sind und dass die Geschichten auch tatsächlich so hätten geschehen können.» So begibt sie sich etwa für ihren Roman «Schwingfest» auf Tuchfühlung mit der ländlichen Seite der Schweiz. Sie geht an Schwingfeste, macht sich mit Bauern bekannt und fördert so manche skurrile Erkenntnis zu Tage. Etwa, dass manche Bauern ihren Kühen Magnete einführen, um sie vor versehentlich geschluckten Nägeln zu schützen. «Ich habe in dieser Zeit viele Vorurteile begraben.» Anfangs hielt sie die Schwingerszene für einen konservativen Altmännerverein. «Diese Leute waren mir gegenüber, einer Fremden, die keine Ahnung vom Schwingen hatte, aber sehr offen und haben mich unterstützt.»

Misserfolge einstecken können

Imboden kam aber nicht über Nacht zu ihrem Erfolg. Bevor das erste Mal eines ihrer Bücher die Bestsellerliste erklomm, hatte sie bereits drei Romane geschrieben und privat für viel Geld kleine Auflagen davon drucken lassen. 200 Stück waren es beim letzten. Es gibt eine ganze Industrie, die davon lebt, unbekannten Autoren ihre lieb gewonnenen, aber oft aussichtslosen Romane auf Papier zu bringen. Doch Imboden gibt nicht auf. «Oft sind nicht die am erfolgreichsten, die am besten sind, sondern die, die am längsten Misserfolge einstecken können.» So schickt sie eines der gedruckten Exemplare als Manuskript an den Piper-Verlag. «Als ich die Summe sah, die der Piper-Verlag in seiner Antwort nannte, war ich zuerst enttäuscht: So viel Geld hatte ich nicht, um das Buch verlegen zu lassen.» Doch dann merkt Imboden, dass es sich bei der Summe nicht um den Preis für den Druck, sondern um einen Vorschuss für ihre Arbeit handelt. Seither geht es bergauf.

Alle diese Anekdoten erzählt Imboden mit einer erdigen Unaufgeregtheit und erntet dafür ausgelassene Lacher aus dem Publikum. Mittlerweile ist sie beim Wörtersee-Verlag unter Vertrag. Ein weiterer Glücksfall, meint Imboden. Als Kind wollte sie Sängerin und Buchautorin werden. Beides konnte sich die 54-Jährige erfüllen. Als junge Frau singt sie unter dem Namen «Bee Bach» und tourt mit ihrem Lebenspartner Hans Gotthardt durch die Klubs. Einen Eindruck davon, wie das damals klang, findet man auf ihrer Homepage. Die Leiterin der Bibliothek Walchwil, Dagmar Eggenberger, und ihr Team sind derweil sehr zufrieden mit ihrer Wahl des Gastautors: «Ich habe alle ihre Bücher gelesen und finde, sie macht auch herrliche Lesungen.» Sie wünscht sich, von einem Autor mehr zu hören, als in den Büchern steht. Denn die hat sie ja bereits gelesen. Dieses Bedürfnis bedient Blanca Imboden hervorragend. (Wolf Meyer)