Erst sanfter Druck bringt Baar ein neues Wappen

Dies & Das

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Das heute gültige Wappen der Gemeinde Baar ist eine Schöpfung neueren Datums. Sein Vorläufer hat heraldischen Ansprüchen nicht mehr genügt.

Baar – An den Wänden des Kantonsratssaals im Regierungsgebäude am See sind fein säuberlich alle Wappen der elf Zuger Gemeinden aufgemalt und schön verziert. Wer nach dem Baarer Hoheitszeichen sucht, wird allerdings erst auf den zweiten Blick fündig. Denn kaum noch einer weiss, dass Baar jahrelang ein ziemlich einfallsloses Gemeindewappen führte: Der blaue Balken des Zuger Kantonsschildes war mit einem goldenen Buchstaben B versehen. Dieses Emblem kann immerhin für sich in Anspruch nehmen, dass es schon um 1738 auf einem Aktenstück zu finden war. Baar war damit die erste Gemeinde im Kanton Zug, welche ein eigenes Siegel besass.

Es hat sich aber jahrelang scheinbar nie jemand daran gestört, dass das Baarer Wappen mit dem B jeglichen heraldischen Gepflogenheiten widersprach. Doch im 19. Jahrhundert hat sich scheinbar niemand um solche Regeln gekümmert. Erst das 20. Jahrhundert hat, so ist in einer Geschichte über das Baarer Wappen im Baarer Heimatbuch von 1952 zu lesen, wieder die Besinnung auf anerkannte Regeln gebracht.

Ein erster Anlauf scheitert im Frühstadium

Kurz nach dem Ersten Weltkrieg unternimmt der Bürgerpräsident Anton Steiner den Versuch einer «Sanierung» des Baarer Wappens. Die Bemühungen haben aber nicht zu einem Ziel geführt. In ihrer Versammlung vom 5. April 1925 hat die Bürgergemeinde aber entschieden, das «überkommene» Wappen beizubehalten. Wohlwissend, dass es weder der rechtlichen Selbstständigkeit noch den Regeln der Wappenkunde entspricht. Doch wie so oft höhlt steter Tropfen jeden Stein. Der Antrieb zu einer neuen Runde in der Baarer Wappensuche ist jedoch von aussen gekommen, und zwar von einem Buchprojekt. In den 1940er-Jahren ist ein Zuger Wappenbuch in Planung. In ihm sollen alle Familien- und Gemeindewappen aufgeführt werden – und das in heraldisch reiner Form. Nachdem Neuheim seinen Kantonsschild mit einem goldenen N im April 1942 durch eine Linde auf einem Berg ersetzt hat, gerät Baar als letzter «heraldischer Sünder» unter Druck.

Und dann geht alles ziemlich schnell. Die Einwohnergemeindeversammlung erteilt dem Baarer Gemeinderat am 17. Mai 1942 die Ermächtigung, das von der Bürgergemeinde beschlossene Wappen zu übernehmen. Es werden eifrig Vorschläge gemacht. Einer zeigt das Wappen des Zisterzienserklosters Kappel, das bis 1512 die Grundherrschaft über Baar besessen hat. Es wird mit fünf Eichenblättern ergänzt, die als Symbol für die Baarer Korporationen gedacht sind. Ein anderes zeigt mittig ein Schwert, das von zwei Tauben flankiert ist. Dies soll an den Kappeler Frieden des Jahres 1531 erinnern. Ein anderer Vorschlag zeigt das Patriarchenkreuz – auch als Lothringerkreuz bezeichnet – auf dem Kirchturm der St.-Martin-Kirche in Baar auf blauem Grund. Und in einem weiteren Entwurf wird ein vertikal getrenntes Wappen propagiert. Auf der rechten Seite ist das vorerwähnte Kreuz. Auf der linken Seite zeigt es einen schwarzen Wehrturm auf gelbem Grund. Dieser ist Sinnbild für die Herren von Baar. Die beiden letztgenannten Wappen kommen in die Kränze. Gestaltet hat sie der bekannte Baarer Grafiker Eugen Hotz (1917–2000). Die gut besuchte Bürgergemeindeversammlung vom 9. August 1942 – es war ein Sonntag – entscheidet sich für die vertikale Variante. Im «Zuger Volksblatt» ist tags darauf zu lesen: «Damit erhält Baar nunmehr ein heraldisch einwandfreies und in seiner Konstellation recht effektvolles Hoheitszeichen.» Zu beachten ist dabei, dass es beim Turm zwei verschiedene Darstellungen gibt. Doch das wäre eine andere Geschichte. (Marco Morosoli)

Hinweis
In der Serie «Zuger Wappen» stellen wir in loser Folge die Wappen der elf Zuger Gemeinden vor und lassen sie durch einen Zuger Künstler neu interpretieren.