Blick ins Innere der Lorzentobelbrücke

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Der Tag des Denkmals machte es möglich. Interessierte konnten sich im Bauch des Betonriesen im Lorzentobel umsehen.

  • In der 1985 erbauten Brücke über das Lorzentobel. Julia Podany (vorne) und Jasmine Christen im Innern der Betonbrücke. (Bild Roger Zbinden)
    In der 1985 erbauten Brücke über das Lorzentobel. Julia Podany (vorne) und Jasmine Christen im Innern der Betonbrücke. (Bild Roger Zbinden)

Zug – Im Rahmen der Europäischen Tage des Denkmals wurde der Bevölkerung am vergangenen Samstag die Möglichkeit geboten, einen Blick ins Innere der 286 Meter langen Lorzentobelbrücke zu werfen. Diese vom Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug organisierte Attraktion stiess auf grosses Interesse.

Drei Führungen mit einem Umfang von je 50 Minuten sollten die Lorzentobelbrücken dem Publikum näherbringen. Aufgrund der grossen Menge an Besuchern waren die kompetenten Leiter Roman Brunner (Amt für Denkmalpflege) und Michael Felber (Kulturvermittler) gezwungen, die Gruppen aufzuteilen. Alle drei Brücken wurden in Angriff genommen: die kürzlich sanierte Holzbrücke, der steinerne Bogenviadukt und die neue Betonbrücke.

Spannende Erläuterungen vor Ort

Für die Besichtigung der Holzbrücke war zuerst ein steiler Abstieg vonnöten. Bereits auf dem Weg nach unten konnten die Besucher interessante Informationen über die älteste der drei Brücken entgegennehmen. Unten angekommen, stellte Roman Brunner die Architektur der Brücke vor Ort vor. Die Andreaskreuze und Ankerbalken sowie das kürzlich neu überzogene Dach wurden präsentiert. Auf alten Zeichnungen gab es frühere Lorzentobelbrücken zu sehen, welche 1643 und 1662 von Unwettern mitgerissen wurden. Die heutige Version der Brücke aus dem Jahr 1759 konnte man auf einem Bild erkennen, welches zudem zeigte, dass die Brücke von Männern auf Pferdefuhrwerken rege benutzt wurde.

Da der Abstieg für Fuhrwerke ein Problem darstellte und die Bewohner des Kantons sich eine einfachere Verbindung in das industriell im Aufbau begriffene Ägerital und nach Menzingen wünschten, nahm man den Bau einer weiteren Brücke in Angriff. Die zweite Brücke aus Stein wurde 1910 nach langer Planung fertiggestellt. Diese war der ganze Stolz der Bürger und wurde gerne auf Fotografien und Postkarten präsentiert, so Brunner. Bei einem Bild staunte die Zuhörerschaft nicht schlecht: Auf dem Bogenviadukt fuhr einst ein Tram. Bis 1955 wurde die Brücke nicht nur für den normalen Strassenverkehr, sondern auch von der Elektrischen Strassenbahn des Kantons Zug (ESZ) benutzt.

Im Rückgrat der Brücke

Als Höhepunkt wurde das Publikum ins Innere der neuen Betonbrücke geführt. Durch eine von Michael Felber geöffnete enge Luke stiegen die Besucher in das Rückgrat der Brücke. Normalerweise ist es im Innern des Betonriesen stockdunkel, doch speziell für diesen Anlass wurden die Lichter von externer Stelle eingeschaltet.

Einen starken Eindruck hat die Führung klar hinterlassen. Die Besucher erklärten sich am Ende glücklich über die Möglichkeit, diesen wertvollen Blick hinter die Kulissen und Geschichten der drei Brücken erhalten zu haben. Alle waren sich einig: ein Muss für jeden wahren Zuger. (Sebastian Leutenegger)