15 Jahre alt und bereits Buchautorin

Literatur & Gesellschaft

,

Perithyka Sivanantharajah erzählt in «Endless Days» die berührende Geschichte von einer Teenagerin und deren Sorgen und Ängsten. Dabei beweist sie eine starke Vorstellungskraft und die Gabe, Dinge präzise zu beschreiben.

  • Ist stolz auf ihre Arbeit: Perithyka Sivanantharajah im Kinder- und Jugendheim Lutisbach. (Bild Stefan Kaiser)
    Ist stolz auf ihre Arbeit: Perithyka Sivanantharajah im Kinder- und Jugendheim Lutisbach. (Bild Stefan Kaiser)

Oberägeri – Was macht einen packenden Roman aus? Für Perithyka Sivanantharajah ist die Antwort auf diese Frage klar: eine turbulente Liebesgeschichte, kombiniert mit einer ordentlichen Portion Tragik. Die Schülerin weiss, wovon sie spricht: Sie hat kürzlich ihr eigenes Buch geschrieben – und das mit gerade mal 15 Jahren und auf Englisch.

Das Buch «Endless Days» ist das Resultat einer aufwendigen Abschlussarbeit. Mit dem 341 Seiten umfassenden Werk hat die Teenagerin, die im Kinder- und Jugendheim Lutisbach in Oberägeri wohnt, ihre Lehrerin überzeugt: Sie schloss mit der Bestnote 6 ab. «Wir sind sehr stolz auf Perithyka», sagt Louise Krusekopf, die Betreuerin der jungen Autorin im Lutisbach. «Es ist unglaublich, was sie geleistet hat.»

Mehrere Parallelen zum eigenen Leben

Die unheilbare Krankheit eines ihr sehr nahen Menschen und eine zunächst unerwiderte Liebe sind es, die die Protagonistin Malia Willson beschäftigen. Das zurückhaltende, unscheinbare Mädchen aus der englischen Grossstadt Bradford hat keine Lust, nach den Ferien wieder zur Schule zu gehen. Sie ist aufgewühlt und traurig, weil sie gerade erfahren hat, dass ihre beste und einzige Freundin Diana an einem Hirntumor erkrankt ist. Jeden Tag besucht Malia ihre «Soul-Sister» im Spital. In der Schule ist schliesslich alles halb so schlimm – die 15-Jährige findet Anschluss an eine Clique und verliebt sich Hals über Kopf in den Schulschwarm Shawn. Dies befördert sie in ein Wechselbad der Gefühle, das sich über mehrere Kapitel hinzieht.

Malia könnte Perithyka sein – oder umgekehrt. «Sie ähnelt mir durchaus», verrät die Jungauto­rin. Es gibt weitere Parallelen zwischen der Geschichte und dem Leben ihrer Erschafferin. Kanada, wo Malia die Sommerferien verbringt, möchte Perithyka unbedingt einmal bereisen. Beim Namen des Traummanns der Hauptfigur hat sich die Schreiberin vom Popsänger Shawn Mendes inspirieren lassen, von dem sie ein Fan ist. Der frühe Tod des Vaters und die Krebserkrankung der besten Freundin von Malia sind – glücklicherweise – frei erfunden.

Bevor sie im vergangenen November mit Schreiben begann, hatte Perithyka ein Mindmap mit den Hauptfiguren erstellt. Dann zog sie sich zurück in ihr Zimmer und schrieb und schrieb und schrieb – mit Musik im Ohr, versteht sich. «Ohne Musik geht gar nichts», sagt die 15-Jährige.

Perithyka beweist in den 30 Kapiteln ihres Romans, dass sie eine starke Vorstellungskraft hat und die Gabe, Situationen und Charaktere präzise zu beschreiben. «Ich habe mich einfach in die Figuren hineinversetzt, und dann kamen die Wörter wie von alleine», erzählt sie. Das bedeutet aber nicht, dass es beim Schreiben keine Herausforderungen gab. «Gegen Schluss kam ich unter Zeitdruck, da hatte ich einen Durchhänger.» Sie sei sehr erleichtert gewesen, als sie die Geschichte zu Ende verfasst habe.

Die englische Sprache beherrscht Perithyka einwandfrei. Ihre Eltern stammen aus Sri Lanka, und mit ihrem Vater spricht sie englisch. Geschrieben hat die Jungautorin bereits im Alter von 12 Jahren – damals noch Kurzgeschichten. Ideen und Inspiration holt sie sich in Büchern von Nicholas Sparks oder Gayle Forman, die sie regelrecht verschlingt. «Neben dem Schreiben ist Lesen mein grösstes Hobby», sagt die 15-Jährige.

Grosser Traum: Schriftstellerin werden

Von «Endless Days» gibt es bislang lediglich neun Exemplare. Um das Buch zu vervielfältigen, fehlen Perithyka aktuell die Mittel. Doch wer weiss, vielleicht wird es später einmal in einer Buchhandlung verkauft? «Das würde mich natürlich freuen», sagt sie. Zuerst gilt es für die junge Frau nun, ihre Ausbildung weiterzuverfolgen. Sie besucht nach dem Sommer das kombinierte Brückenangebot des Kantons Zug und sucht ein Praktikum im Detailhandel. Ihren Traum, Schriftstellerin zu werden, will sie aber nicht aufgeben. Ideen für einen nächsten Roman geistern bereits in ihrem Kopf herum. Für Perithyka steht dabei eines fest: «Mein zweites Buch wird sicher wieder von der Liebe handeln.» (Rahel Hug)