Skelette und ein neuer Name

Dies & Das

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Die Vereinigung für Zuger Ur- und Frühgeschichte nennt sich neu Archäologischer Verein Zug. Stefan Hochuli feuert im Referat tüchtig ein.

Zug – Die Begründungen des Präsidenten Peter Raimann vermochten zu überzeugen: Nicht bloss der anstehende Mangel an Werbe-Utensilien und Briefumschlägen bewog den Vorstand nach Rücksprache mit dem Museum für Urgeschichte(n) und dem Amt für Denkmalpflege und Archäologie zu einem Überdenken der Namensfrage, auch die geänderte Ausrichtung auf Zielsetzungen und Unterstützungen der Archäologie in deren Gesamtheit und die Öffnung der Vereinigung schrien geradezu danach! Obendrein fasst sich der frische Name sinn- und wirkungsvoller, kürzer und allgemein verständlicher, griffiger und prägnanter an. Ergo passierte die Namensänderung der 1928 als «Vereinigung zur Förderung der Urgeschichtsforschung» gegründeten Institution an der GV oppositionslos, welche ab 1988 nach der Auflösung der parallel existierenden Stiftung und der Eigentumsübertragung des Museums für Urgeschichte(n) an den Kanton «Vereinigung für Zuger Ur- und Frühgeschichte» hiess. Auch die überarbeitete Website zeigt sich aufgefrischt unter der schnörkellosen Bezeichnung www.urgeschichte.ch.

«Gutes bewahren und Neues ermöglichen»: Unter diesem Motto präsentierte Chams Gemeindepräsident Georges Helfenstein Gebäude, Wege, Gelände, welche er als für «seine» Kommune wichtig erachtet; auf den Illustrationen erschien, passend zum süffigem Werbeblock, wieder und wieder der Satz. «Gmeinsam CHAM-ers besser!»

Archäologische Entdeckungsreise

Zu einer packenden archäologischen Entdeckungsreise lud Stefan Hochuli, Vorsteher des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie, ein. Bereits 1360 verlieh Kaiser Karl IV. mit dem Markt- auch das definitive Stadtrecht, was diesem Ort nach Luzern und Zug eine Sonderstellung in der Zentralschweiz verschaffte. Schriftliche wie künstlerische Überlieferungen weisen auf eine städtische Siedlung St. Andreas hin, doch bauliche Überreste bleiben rar, etwa im mutmasslich sogar der Römerzeit zuzuordnenden Halsgraben; weiter existierte ein 1705 abgetragener Torturm. Untersuchungen an der Kapelle weisen Vorgängerbauten bis womöglich zur karolingischen Zeit aus.

Eine der ältesten Glocken

Die um 1200 gegossene Glocke bezeichnet Hochuli gar als eine der ältesten des ganzen Landes. Noch weiter zurück dreht er das Rad der Geschichte in Enikon mit exquisiten vergoldeten Gürtelgarnituren aus dem 8./9. Jahrhundert. Im Gebiet Seeblick deuten Hölzer und Feuerstellen von 35 vor Christus auf eine Schiffsanlegestelle hin, sodass Cham damals als ein Hotspot zwischen Zürich und Luzern gelten kann! Ein seltener Grabfund gelang den Experten in der Klostermatt 2013 in 16 Metern Tiefe mit einem Skelett einer Keltin mit einer Fibel aus der Latènezeit. Eine aufmerksame Familie aus der Zugerstrasse lieferte der Kantonsarchäologie Münzen aus dem 3. bis 2. Jahrhundert vor Christus ein, selbst schweizweit gibt es lediglich 500 Stück hiervon! Während der Anbauschlacht gerieten 1943 beim Tobelbach Skelettteile ans Tageslicht, derweil neulich bei der Öffnung dieses Gewässers anlässlich der Renaturierung des Bibersees Fachleute eine Art Fischfanganlage bergen konnten. Zur einzigen nachgewiesenen römischen Wassermühle der Alpennordseite zu Hagendorn gehörten laut Hochuli ein Schmiedebetrieb, ein Heiligtum mit einem Ensemble von 23 Terrakotta-Statuetten und ein Gutshof bei Heiligkreuz. Ebenfalls wesentliche Bedeutung kommt den durch Kiesabbau in Oberwil ermöglichten Gold-, Schmuck- und Keramikfunden zu, welche eine lückenlose Besiedlung in der Jungsteinzeit und der gesamten Bronzezeit, also von 5000 bis 1000 vor Christus, mithin entscheidende Grundlagen der Gesellschaft wie Sesshaftigkeit oder Nahrungsmittelerzeugung, dokumentieren. Im Alpenblick bietet eine einzigartige Fülle von 18 000 Pfählen Anschauungsunterricht, in der Eslen beförderten Taucher eine sensationelle jungsteinzeitliche Doppelaxt an Land.

Für den Archäologischen Verein Zug: Jürg Johner