Spiel mit Realität und Irrsinn

Theater & Tanz

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Mit einem wahrhaft irren Stück unterhält das Kinder- und Jugendtheater die Zuschauer diese sind davon angetan.

Zug – «Man sieht die Wirklichkeit nur so, wie man glaubt, sie zu sehen», sagt Madame Poulette. Und so lässt der unscheinbare Eingang an der Baarer­strasse 14 keine Vermutung aufkommen, in welche Welten und Realitäten man in kurzer Zeit entführt wird. Bei schummrigem Licht im 3. Untergeschoss eröffnet sich eine kleine, eigene Welt auf der Bühne des Kinder- und Jugendtheaters Zug. Aufgeführt wurde das Stück «Zu Gast im Irrenhaus».

Und das war man am Freitagabend, bei der Premiere der jungen Bühne, mit diesem Stück nach der Novelle von Edgar Allen Poe wahrhaftig. In unheimlichem Blaulicht eröffnen die neun jungen Schauspieler ihre Premiere. Die weissen Kittel verleihen die Atmosphäre eines Irrenhauses und machen erfahrbar, wie sich der junge Medizinstudent Monsieur Poe fühlen musste beim Besuch der südfranzösischen Anstalt im Jahre 1830. Der Student trifft sich mit dem Anstaltsleiter Dr. Auxyeuxbleus, welcher ihm erklärt, dass seit einiger Zeit nicht mehr das Besänftigungssystem angewandt, sondern das System von Dr. Koch und Prof. Schlachter bevorzugt eingesetzt werde

Sehr bald wird dem Zuschauer klar, dass es in diesem Hause nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Sind die vermeintlichen Freunde von Dr. Auxyeuxbleus nicht einfach Irrsinnige? Denn Madame Poulette, Madame Clock und alle anderen beschreiben Insassen, die sich für Kreisel, Sektflaschen, Hühner, Esel oder Eier hielten. Plötzlich muss man sich fragen, ob es sich nicht um eine Beschreibung der eigenen Person handelt.

Spiel von Realität und Irrsinn

«Du bist doch selber irrsinnig», so tönt es aus dem Publikum. Unzählige Fragen eröffnen sich, und die Besucher finden sich im Spiel von Realität, Normalität und Irrsinn wider. Dem einen oder anderen mag es schwindlig werden. Denn die plötzliche, dramatische Wende im Stück aufgrund der neuen Methode von Prof. Schlachter und Dr. Koch am Ende des Stücks fährt ein.

Um 19.30 Uhr fanden sich Jung und Alt im Theater Metalli ein, um sich auf die provokative, skurrile Reise einzulassen, welche sich auch der Frage nach «wer oder was normal oder verrückt ist» annimmt. Trotz oder gerade aufgrund des Irrsinns kam der Humor absolut nicht zu kurz. «Mir fehlt das Besteck», klagt Monsieur Poe beim gemeinsamen Dinner. Sogleich fliegen ihm Messer und Gabeln aller Irren zu. «Wir zelebrieren das gemeinsame Dinieren. Die Niere? Nein, ich mag die Leber viel lieber», sind Wortspiele, die einige Lacher seitens des Publikums ernten. Mit voller Konzentration, Stimm- und Körpereinsatz leben die jungen Schauspieler und Schauspielerinnen ihre Rolle. «Es ist sehr schön, dass es dieses Theater gibt», so Margrit Ensner-Egloff, «hier schaue ich besonders gerne vorbei.» Kein Wunder, mit viel Stolz verfolgt Ensner-Egloff ihren Sohn Mirco Egloff in Aktion als Direktor und Arzt auf der Bühne.

«Eine super Mischung»

«Gestartet haben wir mit zwei wöchentlichen Proben im September», so Stefan Koch von der Regie. «Wichtig war uns auch, dass diese Crazyness des Stücks deutlich wird. Die Irren stellen sich ihre Welt zusammen, deshalb mussten die Elemente des ersten Bildes und die aus dem zweiten Bild gleich bleiben», erklärt Marisa Zürrer. Mitten im Stück wurde die Stube der Irrenanstalt kurzerhand in eine grosse, gedeckte Tafel umgebaut. «Es handelt sich um eine super Mischung von neuen Leuten und einigen Schauspielern, die bereits seit dem Kindergarten dabei sind», so Stefan Koch. «Ein Muss für alle, die sich gerne auch mal in eine etwas irrsinnige Welt verirren ...», so stehts auf dem Flyer-, und dem kann nur zugestimmt werden. (Carina Iten)

Hinweis
«Zu Gast im Irrenhaus» wird noch am Donnerstag und Freitag, 22. und 23. Januar, um 19.30 Uhr sowie am Samstag, 24. Januar, um 17 Uhr im Theater Metalli aufgeführt. Weitere Infos unter www.kindertheaterzug.ch