Eine aussergewöhnliche Kombination

Musik

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Das dritte Konzert im Rahmen der Internationalen Zuger Orgeltage hat Musik für Trompete und Orgel zum Thema. Ein erfreulich zahlreiches Publikum in der Klosterkirche Frauenthal erlebte zwei ausdrucksstarke Interpreten aus Italien.

Hagendorn – Alessandra Mazzanti an der Orgel und Alberto Astolfi mit der Trompete, beide in Bologna (I) aufgewachsen, verfügen schon über viel gemeinsame Konzerterfahrung. Dies kam auch dem Gastkonzert in der Klosterkirche Frauenthal zugute. Über das individuelle Können hinaus überzeugte stets auch das sichere Zusammenspiel. Die starke Besetzung des Zuhörerbereichs verbesserte die Akustik.

Die Eigenheiten der Kombination von Orgel und Trompete bestimmten weitgehend das Programm. Am deutlichsten erlebte man das an der Sonate in D-Dur von Giuseppe Maria Jacchini (1667–1727): Auch der beste Trompeter erreicht nicht die Spielausdauer eines Streichers oder Pianisten. Darum sind Trompetenstücke immer relativ kurz und von längeren Pausen für das Soloinstrument durchzogen. Im konkreten Beispiel waren dies die beiden eingeschobenen Grave-Sätze. Vom Klangvolumen her brauchte die Organistin wenig Rücksicht zu nehmen, da sich der Trompetenklang auch bei kräftiger Registrierung mühelos durchsetzte. Bis in die frühe Klassik gab es aber lediglich die Naturtrompete, die beispielsweise nur mit grösster Mühe die tiefe Terz der Moll-Tonleiter einigermassen sauber intonieren konnte. Darum stehen praktisch alle älteren Trompetenstücke in Dur, und die Tonartwechsel beschränken sich meist auf die Zwischenspiele des Tasteninstruments.

Tadellose Intonation

In ähnlicher Weise erklangen auch die Werke von Leopold Mozart (1719–1787, Concerto in D-Dur) und Domenico Gabrielli (1659–1690, Sonate Nr. 3 in C-Dur). Alberto Astolfi spielte das ganze Programm auf einer modernen Ventiltrompete. So gelang ein prägnanter und doch nicht übertrieben hart wirkender Ton mit klarem Ansatz und tadelloser Intonation. Den Kontrast bildeten vier Sätze aus Opus 234 von Jean Langlais (1907–1991). Hier erlaubten die Möglichkeiten des modernen Instruments – gepaart mit dem musikalischen Können der Ausführenden – zahlreiche Wechsel nach Tonart und Tongeschlecht bis zu kurzen Abstechern in die erweiterte Tonalität. Der Solist wusste seinen Klangcharakter den einzelnen Sätzen perfekt anzupassen und ihn nach Bedarf bis ins Pianissimo verklingen zu lassen.

Drei Orgelstücke ergänzten das Programm: Den nachhaltigsten Eindruck hinterliess Alessandra Mazzanti mit dem virtuosen Prélude g-Moll, Opus 29, von Gabriel Pierné (1863–1937). Obwohl dieser Komponist von der Musikgeschichte als Nachromantiker verstanden wird, erinnerte vieles an Johann Sebastian Bach: Die regelmässig dahinfliessende Mittelstimme wurde von einem mehrstimmigen Diskant und von Pedal-Grundtönen begleitet, die zwar immer wieder die Harmonie wechselten, aber sich zuletzt doch wieder in veränderten tonalen Rahmen fanden. Die Orgelsinfonie von Ferdinando Provesi (1770–1833) stand stilistisch in der Nähe von Joseph Haydn oder der frühen Mozart-Werke. Die lebendige Mehrstimmigkeit kam gut zur Geltung, und erst die Steigerung in den Schluss brachte einen kurzen Einsatz der sonst sehr sparsam eingesetzten Zungenregister.

Guter Zugang zum Publikum

Nicht ganz ebenbürtig erschien der Höreindruck im Concerto h-Moll, bei welchem musikhistorisch nicht klar ist, was von Antonio Vivaldi (1684–1748) und was vom Bearbeiter Johann Gottfried Walther (1684–1748) stammt. Die schwer nachvollziehbaren Tempowechsel liessen vor allem im ersten Satz die durchgehende musikalische Linie vermissen. Trotz Trennung von Empore und Kirchenschiff fanden die Interpreten einen guten Zugang zum Publikum. Der kräftige Schlussapplaus wurde noch mit einer Zugabe verdankt.

Die vier weiteren Konzerte der Zuger Orgeltage folgen am 31. Mai (St. Jakob, Cham), 11. Juni (Bruder Klaus, Oberwil), 18. Juni (Pfarrkirche Walchwil, mit dem nimmermüden Organisator Olivier Eisenmann als Interpreten) sowie am 25. Juni in der reformierten Kirche in Zug. (Jürg Röthlisberger)