Neue Form der Werkeinführung

Musik

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Musik hören ist schön, Musik verstehen unübertrefflich. Es hat Tradition, dass Audite Nova Interessierten die Werke näherbringt.

Cham – Als Vorbereitung auf die Aufführungen von Händels Messiah am 24. und 25. Juni 2017 in der Kirche St. Jakob Cham hat Audite Nova neue Wege beschritten. Der Chor lud zu einem Abend mit Gabriela Kägi in die Aula Herti in Zug ein. Die bekannte Musikwissenschafterin, die bis vor kurzem auf Radio SRF 2 beliebte Sendungen wie die «Diskothek» und das «Musikmagazin» moderiert hat, eröffnete spannende Zusammenhänge zum Komponisten und zu seinem Werk.

Das Werk gehört bis heute zu den populärsten geistlichen Werken. Es besteht aus drei Teilen: den alttestamentlichen Prophezeiungen, dem Leben Jesu und seiner erhofften Wiederkunft. Gabriela Kägi zeigte, welchen besonderen Herausforderungen sich Händel beim Komponieren dieses Oratoriums stellen musste. D-Dur galt im Barock als die festlichste Tonart, sie wurde für royale Musik verwendet. Händel wollte Musik über den König der Könige schreiben, die strahlendste Tonart war aber bereits besetzt. Händel beginnt die Ouvertüre des Messiah in e-Moll, sie entwickelt sich dann auf ein strahlendes E-Dur zu. Der Schlussakkord in E-Dur wirkt wie ein Sonnenaufgang.

Musik vom Chor statt ab CD

Die gegen 60 Zuhörerinnen und Zuhörer wurden zu Ohrenzeugen. Die Musikbeispiele wurden aber nicht wie bisher üblich ab CD eingespielt, sondern vom Chor gesungen und von der Korrepetitorin Young-Ah Amy Hauser gespielt. Sängerinnen und Sänger aus dem Chor übernahmen Solistenpartien: Julija Saduike-Chlopek (Sopran), Reto Zumbühl (Tenor), Paul Thalmann (Bass), Jean-Paul Ballerini (Bass).

Gabriela Kägi zeigte auch, wie raffiniert Händel die Halleluja-Rufe im bekanntesten Chor komponiert hat. Jeder hat eine andere rhythmische Struktur. Dies wurde besonders gut erkennbar, als sie den Chor aufforderte, das Halleluja «Chor Audite Nova Zug – Neue Form der Werkeinführung» als Sprechgesang aufzuführen.

Aufschlussreich war der Dialog zwischen der Musikwissenschafterin und dem Leiter des Chors, Johannes Meister. So zeigte Gabriela Kägi, dass das Verschweigen, das Auslassen, das Abreissenlassen wichtige Elemente in Händels Oratorium sind. Der Chor «Worthy Is The Lamb» beginnt mit einer Pause, der Dirigent schlägt gleichsam ins Leere. Gabriela Kägi diskutierte mit dem Dirigenten, inwiefern dies besonders herausfordernd sei. Auch das Publikum sowie die Sängerinnen und Sänger hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen und eigene Überlegungen einzubringen.

Es war ein lebendiger, abwechslungsreicher Abend, weit entfernt von trockener Musiktheorie. Andreas Derungs, Präsident des Chors, dankte allen herzlich, die diesen Abend möglich gemacht hatten. Der Chor Audite Nova hat einmal mehr bewiesen, dass er seinem Namen «Hört Neues!» treu bleibt.

Für den Chor Audite Nova Zug: Thomas Fähndrich