Ein letztes Aufbäumen beim Casino

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Die Sanierungsarbeiten beim Casino nähern sich dem Ende. Am 18. August wird der Komplex der Stiftung Theater Casino übergeben. Eine Altstadtbewohnerin stört sich an nicht installierten Gittern.

  • Die Flächen unterhalb der grossen Fenster beim Casino-Erweiterungsbau, der renoviert worden ist, geben Anlass zu Diskusssionen. (Bild: Stefan Kaiser)
    Die Flächen unterhalb der grossen Fenster beim Casino-Erweiterungsbau, der renoviert worden ist, geben Anlass zu Diskusssionen. (Bild: Stefan Kaiser)
Zug –

«Ja, ich stehe dazu. Ich bin in unser Casino verliebt», sagt Tony Spillmann. Sie wohnt in der Altstadt und hat die Sanierungsarbeiten des markanten Baus im Herzen der Stadt Zug mit Interesse verfolgt. Sie lobt das Gebäude-Ensemble in den höchsten Tönen. Für sie gehört dieser von den Architekten Dagobert Keiser und Richard Bracher in den Jahren 1908/1909 erstellte Bau mit dem vom Zuger Architekten Hans-Peter Ammann Ende der 1970er-Jahre meisterhaft angepassten Erweiterungsbau ebenso zu Zug wie der Zytturm.

Die Sanierung bezeichnet Spillmann als gelungen: «Es ist alles so hergerichtet worden, wie es früher ausgesehen hat.» Jetzt ist ihr aber etwas aufgefallen, das sie nervt. Es seien an der Front, die dem See zugewandt ist, Gitter entfernt und durch blaugrüne Scheiben ersetzt worden. Diese Veränderung passt Tony Spillmann überhaupt nicht: «Die Einheit des Anbaus wird lieblos zerstört.» Es ist aber nicht der einzige Punkt, der das Blut der Altstadtbewohnerin in Wallung bringt.

Auch der Treppe an der Nordseite des Erweiterungsbaus gibt Spillmann schlechte Noten: «Die verwendeten Materialien für den Aufgang passen nicht zum Rest des Gebäudes.» Die ausgeführten Korrekturen bezeichnet Spillmann als eine Zerstörung des Werkes von Hans-Peter Ammann. Dessen Erweiterungsbau «war architektonisch und stilistisch eine Einheit mit den hohen schlanken Fenstern, mit den fein gearbeiteten Eisengittern, die sich von der Seeseite her bestens einpassten und ein ruhiges Bild ergaben». Und Spillman fügt noch an, dass Ammann immerhin den neuen Luzerner Bahnhof erbaut habe.

Schutz vor «unerwünschten Blicken»

Nicole Nussberger, Leiterin Rechtsdienst Bau im Baudepartement der Stadt Zug, verteidigt die gemachten Anpassungen: «Es gab nie eine Einheit. Die sechs Oberlichter des Garderobenraums waren noch nie vergittert.» Das frühere Drahtglas sei jetzt einfach durch ein mattes Sicherheitsglas ersetzt worden. Die Platzierung dieses Materials ist für Nussberger an dieser Stelle – im Innern befinden sich die Garderoben für die weiblichen Badegäste – geboten: «So sind unter anderem die Frauen und Mädchen vor allfälligen unerwünschten Blicken sicher.» Dennoch ist Spillmann bereits am Sammeln von Unterschriften für eine Petition. Ihr Widerstand hat 2014 dazu beigetragen, dass die Stadt auf anfänglich geplante Balkone an der Westfront verzichtet hat. Sie hofft, dass nun auch diese Aktion zu einem Erfolg führt: «In dieser Sache muss etwas gehen.»

Womöglich könnte es dafür zu spät sein. Nicole Nussberger sagt: «Wir werden termingerecht am 18. August 2017 der Stiftung Theater Casino den Altbau und den sogenannten Ammannbau übergeben können.» Das sei bei Gesamtsanierungen dieser Komplexität nicht selbstverständlich, will Nussberger noch erwähnt haben. Auch bei den feuerpolizeilichen Auflagen sei noch eine Lösung gefunden worden, «welche das Budget nicht übermässig belastet». Der renovierte Casino-Komplex wird am 16. und 17. September feierlich eröffnet. (Marco Morosoli)