«Ich kann mich hier treiben lassen»

Musik

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Der stark sehbehinderte Zuger George Marti musiziert heute mit seiner Band im Metalli. Der Auftritt dient ihm als Vorbereitung für das Bachelor-Konzert. Doch sein grosses Ziel liegt im spanischen Valencia.

  • George Marti beim Konzert mit seiner Band im «Monsieur Baguette» in Zug. (Bild Maria Schmid)
    George Marti beim Konzert mit seiner Band im «Monsieur Baguette» in Zug. (Bild Maria Schmid)

Zug – «Monsieur Baguette» in Zug, 20.30 Uhr: elf Musiker. Drei Frauen, acht Männer, im Mittelpunkt George Marti (siehe Box). «Salsa Musica Puertotiquena» prangt auf dem Flyer, der Werbung für den musikalischen Ausflug nach Südamerika macht und für den Marti verantwortlich ist. Das Publikum ist begeistert vom Auftritt der Band und ganz besonders von George Marti. Denn «George» ist nicht irgendein Musiker, der Auftritt der Band ist ebenfalls nicht nur beliebig.

Marti sieht nämlich auf einem Auge nur etwa 5 und auf dem anderen zirka 10 Prozent. Es grenzt an ein Wunder, dass der junge Mann heute als Bandleader musiziert. Denn Sehbehinderte haben es nicht leicht in unserer Leistungsgesellschaft.

«Meine Eltern haben mich sehr unterstützt»

Dank der Förderung in Amerika und jetzt in Zürich ist Marti zu einem hervorragenden Musiker gereift. «Und meine Eltern haben mich immer sehr unterstützt», fügt der 23-Jährige an. In diesem Jahr will Marti sein Bachelor-Studium an der Zürcher Hochschule der Künste abschliessen. Derzeit ist er an der Vorbereitung seiner Bachelor-Arbeit.

Dazu gehört das Konzert von letzter Woche im «Monsieur Baguette» sowie die beiden heutigen Konzerte im Metalli in Zug. Diese beginnen um 11.30 Uhr und um 14 Uhr. Sie dauern rund je 40 Minuten.

Ein Gefühl von Freiheit könne er nur an Orten entfalten, wo er sich sicher fühle und wo er sich frei bewegen könne, sagt George Marti und fügt an: «Genau das bietet mir die Metalli. Dort bin ich so viel herumspaziert. Die Leute kennen mich, und sie sind immer nett und hilfsbereit, wenn ich beim Einkaufen etwas suche.» Zudem gefallen ihm die Lebendigkeit, die vielen Stimmen, all die Geräusche und Emissionen, die er in der Metalli beobachten kann, schwärmt der Zuger weiter. «Ich kann mich hier treiben lassen. Es ist toll, dass ich heute an diesem Ort, der mir so viel bedeutet, spielen kann.»

Im Grossen und Ganzen zufrieden

Die Ansage der Songs macht Marti in Spanisch. Logisch. Denn er fühle sich mehr als Spanier denn als Schweizer, verrät er. «Gut möglich, dass ich im vorherigen Leben Spanier war», witzelt der junge Mann, der mit dem ersten Probeauftritt noch nicht hundertprozentig glücklich ist. «Die Einsätze waren nicht alle präzis, da gibt es Verbesserungspotenzial.» Trotzdem sei er im Grossen und Ganzen zufrieden, bekennt er. Sein grosser Wunsch ist ein Studium an der Berklee College of Music und dessen Campus in Valencia. Und die Chancen stehen gut. Denn wenn es mit dem Bachelor klappt, sollte auch dem Studium in Spanien nichts im Wege stehen. Wer George Martis Spiel zuhört und seine Leidenschaft und sein Können erlebt, zweifelt nicht: Marti ist wohl schon bald in Valencia. (Charly Keiser)

Hinweis
Auf www.georgemarti.ch ist nebst Informationen ein neuer Trailer, mit dem George Martis Konzert vom 5. Mai beworben wird.