Meerjungfrau im Karpfenteich

Kunst & Baukultur, Dies & Das

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Unterwasseraufnahmen gelten als besondere Herausforderung für Fotografen. Peter Hofstetter hat sich dieser Leidenschaft verschrieben. Eines seiner nächsten Projekte setzt buchstäblich Kaltblütigkeit voraus.

  • Für Model wie Fotograf gilt es, Leichtigkeit zu präsentieren - obwohl ihnen die Luft ausgeht. (Bild Peter Hofstetter)
    Für Model wie Fotograf gilt es, Leichtigkeit zu präsentieren - obwohl ihnen die Luft ausgeht. (Bild Peter Hofstetter)

Hünenberg – Peter Hofstetter taucht gern ab. Das hat keinen kriminellen Hintergrund, sondern ist der besonderen Leidenschaft des Hünenberger Fotografen geschuldet: Unterwasseraufnahmen. Hofstetter lichtet in Bassins, Aquarien oder Fischteichen Models ab, die in Kleidern über dem Grund schweben oder als Meerjungfrauen verkleidet sind. Er hatte auch schon die Miss Mermaid 2016 vor der Linse – die Schweizer Arielle des Jahres sozusagen. Der 57-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass es sich bei dieser Art von Fotografie um eine Verrücktheit handelt, «es ist halt crazy». Dieses Wort braucht er gern: ein Überbleibsel aus seiner Zeit in Hollywood, wo er Fotografie studierte.

Die grösste Herausforderung bei Unterwasseraufnahmen liegt darin, Leichtigkeit zu präsentieren, obwohl Models und Fotografen die Luft ausgeht und sich ihnen das manchmal kalte Wasser in die Glieder frisst. Wegen der vielen unvorhergesehenen Einflüsse im Wasser kann ein Shooting eine Menge in Anspruch nehmen. Und wenn eine ganze Nacht ohne erfolgreiche Aufnahme draufgegangen ist, wie das einmal vorgekommen sei, dann ist das zwar «etwas peinlich», wie Hof­stetter sagt. Letztlich ist es aber nur ein Beleg für die Unwägbarkeiten. Wie sollen Alligatorenhechte – ein Model hat sich tatsächlich in ein Bassin mit diesen bis zu drei Meter langen Fischen gewagt – schon wissen, in welchem Augenblick sie nicht durch das Bild schwimmen sollen?

Unter Wasser wird aus Rot Blau

Unterwasseraufnahmen mit Menschen sind für den Betrachter so befremdlich, dass sie montiert wirken. «Ich montiere nichts hinein, aber ich bearbeite die Fotos stark», sagt Hofstetter. Das liege vor allem an den Lichtverhältnissen, die sich mit der Tiefe ändern, und an der Tatsache, dass die Kamera Farbtöne falsch wiedergibt: «Aus Rot wird Blau», erklärt der Fotograf, der seit 17 Jahren ein Studio im Kanton Zug hat, seit dreieinhalb ist es in Hünenberg.

Bevor Hofstetter seine ersten Aufnahmen machte, hatte er drei Jahre lang getestet. Er hat Flüsse im Tessin ausgekundschaftet und im Hallenbad Herti in Zug einen toleranten Bademeister kennen gelernt, der ihn nach Betriebsende gewähren liess. Heute fotografiert er Models und Meeresjungfrauen in Koi-Karpfen-Teichen im Aargau, im Becken der Wasserschanze Jumpin in Mettmenstetten oder im Freibad Rotkreuz. Der Vater einer Tochter versuchte sich auch schon am Meer. Im Mittelmeer vor Ägypten verfolgte er die Idee, Aufnahmen inmitten einer Delfinschule zu machen. «Es war unglaublich schwierig, da Jungtiere dabei waren und ausserdem die Strömung kaum zu lesen war», schildert Hofstetter. Anschliessend sei der Tross in die Wüste gefahren, wo «deutlich bessere Aufnahmen gelangen», führt er mit einem Lächeln aus.

Zwischen Realität und Fantasie

Einträglich ist die Unterwasserfotografie nicht. Peter Hof­stetter hat zwar «drei, vier» bezahlte Shootings machen können, ein echter Markt sei aber nicht vorhanden. Er ist fasziniert davon, seit er Aufnahmen eines New Yorkers gesehen hat. Darüber hinaus hat er seit seiner Kindheit einen starken Bezug zum Wasser: Hofstetter ist unweit der Badi Mooshüsli in Emmen aufgewachsen.

Sein Auskommen sichern ihm Aufträge aus der Architektur und der Werbung, die meistens statisch und realistisch sind. Vor diesem Hintergrund liegt der Ausbruch in die fantastische Unterwasserwelt nah; eine Vermutung, die er nicht abstreitet. Ideen für kommende Projekte gibt es zuhauf, auch Männer sollen Sujets liefern. Hofstetter denkt beispielsweise an einen Kaminfeger, der sich in einer Strassenkulisse bewegt – beobachtet von Fischen.

Und er will unbedingt eine brauchbare Aufnahme in einem Gebirgsfluss machen. Für diese gewissermassen kaltblütige Aufgabe hat er ein schwedisches Model im Auge, mit dem er schon gearbeitet hat. «Sie kann sich ewig im kalten Wasser aufhalten», sagt er respektvoll. Er weiss, wovon er spricht. (Raphael Biermayr)

«Ich montiere nichts hinein, aber ich bearbeite die Fotos stark.»

Peter Hofstetter

Fotograf aus Hünenberg