Der Ländler kommt in die Stadt

Musik

,

Volksmusik assoziiert man kaum mit der jungen Generation – doch das Jungmusikanten-Treffen lässt keine Zweifel aufkommen, dass das Schwyzerörgeli auch künftig noch eine Zielgruppe haben wird.

  • Am Jungmusikanten-Treffen in der Waldmannhalle konnten sich Musiker wie die Formation Iten-Küng aus Oberägeri vor einer Jury beweisen. (Bild Werner Schelbert)
    Am Jungmusikanten-Treffen in der Waldmannhalle konnten sich Musiker wie die Formation Iten-Küng aus Oberägeri vor einer Jury beweisen. (Bild Werner Schelbert)

Baar – Dieses Wochenende ging es in der Baarer Waldmannhalle urchig zu. Der 10. und der 11. März gehörten dort voll und ganz der Volksmusik, wobei am Freitagabend die Bühne den alten Hasen der Szene gehörte, unter anderem der berühmten Ländlerkapelle Carlo Brunner.

Am Folgetag rückte dann schon die nächste Generation in eindrucksvoller Mannstärke an – gut 300 Jungmusikanten und Jungmusikantinnen, alle unter 22 Jahre alt, fanden sich am Samstag in über 80 Formationen von überall aus der Schweiz in der Waldmannhalle ein.

«Stilvoll traditionsbewusst» ist das Ambiente

Das diesjährige Jungmusikanten-Treffen ist das dreizehnte seiner Art, aber das erste, das wegen Umbauten am Casino in der Waldmannhalle stattfand. Eine Änderung, die nur Vorteile mit sich brachte, wie der Baarer Willy Schäfer fand. Er war gestern als Zuschauer dort, sass früher aber an vier Jungmusikanten-Treffen in Zug im Organisationskomitee. «Für diese Zwecke sind wir hier am idealen Veranstaltungsort», meinte er. Erstmals würden die grosszügigen Platzverhältnisse eine Festwirtschaft dieser Grösse mit Ländlerbegleitung ermöglichen. Zu der Qualität der Performer meinte er: «Man tendiert eher dazu, zu sagen, die Dinge würden immer schlechter. In diesem Fall aber kann das ganz bestimmt niemand behaupten.»

Tatsächlich wurde der Platz ausladend genutzt. Von den Wänden und Decken hingen die Kantonswappen der angerückten Jungmusiker, und gespielt wurde vor einem aufwendigen Bühnenbild, das eine Alphütte darstellte. Aber nicht nur die Waldmannhalle, auch die Performer und das Bedienungspersonal der Festwirtschaft hatten sich in Schale geworfen: Edelweisshemden mit Appenzellergürteln für die Männer und traditionelle Trachten für die Frauen waren zu sehen. Dieses Ambiente kam bei den Besuchern gut an, wie der Volksmusikliebhaber Ruedi Amrhein aus dem Kanton Schwyz versicherte. «Stilvoll traditionsbewusst», beschrieb er das Dekor treffend.

Das Schwyzerörgeli klingt «einfach herrlich»

Nervös wartete die Gruppe Silberhorn Punkt Swiss nach ihrem Auftritt auf das Urteil der Jury im Expertengespräch. Die Formation setzt sich aus Florian Wysch (16), Oliver Marti (17) und Fabian Früh (16) zusammen. Alle drei stammen aus dem Kanton Bern und haben sich vor rund zwei Jahren in einem Jungtalentlager in Ybrig kennen gelernt. Obwohl sie auf die Meinung der Experten gespannt waren, war es nicht das Gewinnen, worum es den dreien ging. «Überhaupt hier zu sein, war schon ein Spass», erklärte Florian Wysch. «Einerseits ist es top organisiert, und auch sonst ist jede Gelegenheit spannend, sich mit anderen Formationen, die unsere Leidenschaft teilen, auszutauschen.» Eine Sache, welche die Jungmusikanten von fern und nah betonten, war, dass sie keinesfalls aus reinem Traditionsbewusstsein Volksmusik machen, sondern aus Liebe zum Instrument und zur Musik. Fabian Früh: «Was mich zum Schwyzerörgeli hingezogen hat, war sicher die grosse Variation an Stücken, die man damit spielen kann. Auch lässt sich damit gut alleine spielen, und man hat trotzdem einen ordentlichen Klang. Ausserdem – ich denke, das kann man schon so sagen, oder? Also ausserdem klingt es einfach herrlich.»

Die drei Gewinner des Jungmusikantentreffens Baar waren übrigens die Formationen «Gruess vom Lindäberg» aus Menzingen, die «Walliser-Örgeler» aus Brig und die «Moräne-Örgeler» aus Menzingen. (Julian Koller)

 

«Das Treffen kann ein echtes Sprungbrett bedeuten»

Das Eidgenössische Jungmusikanten-Treffen bietet jungen Volksmusikern eine wichtige Plattform. In Baar traten gestern über 80 Jungformationen an. Sie präsentierten vor zwei Fachexperten jeweils zwei Volksmusik-Stücke. Es gibt dabei weder Punkte noch eine Rangierung, dafür eine individuelle Bewertung. Als Experten-Obmann amtete der Zuger Jörg Wiget. Er unterrichtet Akkordeon und leitet das Akkordeon-Orchester und Schüler­ensemble im Ägerital.

Jörg Wiget, wie werden die jungen Musiker von der Jury bewertet?

Kriterien wie der Gesamteindruck, Rhythmik, Dynamik, harmonische Reinheit und Spieltech­nik werden beachtet.

Wie wird das gemacht?

Nach dem Auftritt folgt ein konstruktiv förderndes Gespräch mit den Experten. Die Jungs und Mädels werden auf die musikalischen, individuellen Aspekte ih­rer Formation und ihres Vortrags aufmerksam gemacht. So kann man der Formation konkrete musikalische Tipps mit auf den Weg geben.

Was erwarten Sie von den auftretenden Formationen?

Dass diese möglichst gut vor­bereitet und motiviert sind, ihr Bestes zu geben.

Was macht Ihnen an der Jury-Arbeit Spass?

Ich kann mich sinnvoll für einen sinnstiftenden Anlass im Dienste der Förderung von Jungmusikanten einzusetzen. Dadurch kann man ein schönes Erlebnis für die Jungmusikanten schaffen.

Welche Bedeutung messen Sie dem eidgenössischen Jungmusikanten-Treffen zu?

Mache Jungformationen haben hier ihren ersten öffentlichen Auftritt. Für andere kann es der Start einer langjährigen Musikkarriere sein. Das Treffen kann unter anderem für gewisse Formationen ein echtes Sprungbrett für die musikalische Zukunft bedeuten.

Welchen eigenen Bezug haben Sie zum Jung­musikanten-Treffen?

Vor gut 30 Jahren durfte ich selber mit den heute bekannten Volksmusikern Dani Häusler und Dominik Lendi als Gupfbuebä an diesem Grossanlass teilnehmen.

Können Sie nebst Ihrer Aufgabe als Experte ein solches Fest auch geniessen?

In erster Linie betreue ich die Vorträge der Musiker in den zwei Konzertlokalen. Ich höre mir aber nach Möglichkeit auch einige Formationen auf der «freien Bühne» an. (cro)