Ein Stück Kultur macht dicht

Musik

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Das Fest «Jazz im Sommer Baar» hat zehn Jahre lang Swing, Dixieland und Jazz nach Baar gebracht. Nun schliesst es trotz starkem Rückhalt in der Gemeinde die Tore.

  • Dixieland im Zelt: die Steppin Stompers am Jazz im Sommer in Baar. (Bild Maria Schmid)
    Dixieland im Zelt: die Steppin Stompers am Jazz im Sommer in Baar. (Bild Maria Schmid)

Baar – Seit zehn Jahren steigt in der Mühlegasse 12e in Baar jeden Sommer ein kleines eintägiges Jazzfestival. «Jazz im Sommer Baar» nennt sich das schmucke kleine Fest treffenderweise und beherbergte gestern rund 400 Gäste am äusseren Rand von Baar. Zwischen Kleinstadt und Agrarfläche. Für Musik sorgte die Steppin Stompers Dixielandband, und auch sie machte ihrem Namen alle Ehre. In wechselnder Formation spielt die zurzeit achtköpfige Truppe seit über 50 Jahren zusammen und hat über die Jahre einen dichten Sound entwickelt, den man auch hier zu schätzen weiss.

Den ganzen Tag über spielen sie kleinere Sets im gut gefüllten Festzelt. Hier setzen sich Freunde und Bekannte zu einer Pizza oder einem Bier zusammen und geniessen die Stimmung. «Die meisten davon sind Stammgäste», erzählt Bruno Fähndrich. Er ist seit Jahren Teil des Organisationskomitees und hat, wie so mancher hier, schon viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt. «Alles, was man hier sieht, ist nur dank Freiwilligenarbeit und Sponsoren möglich», meint er zufrieden. Das «Jazz im Sommer Baar» ist ein Ableger der Veranstaltungsreihe Jazzin’Baar. Unter diesem Namen bringt Fähnd­rich zusammen mit Ewald Gut und Ruedi Jung, allesamt in ihren Sechzigern, seit 11 Jahren jeden letzten Donnerstag im Monat ­Dixieland-, Blues- und Boogie-Woogie-Bands ins Restaurant Brauerei in Baar. Doch Jazzin’Baar legt stets eine Sommerpause ein, die so mancher Stammgast nicht aushalten wollte. «Unsere Gäste reservieren ­Tische manchmal schon durchs ganze Jahr durch. Da wurden wir gefragt, ob wir nicht auch im Sommer etwas anbieten wollten.» Um die Wartezeit zwischen den Donnerstagen zu verkürzen, entstand so das kleine Open Air. Doch nach zehn erfolgreichen Jahren soll das Sommerfest nun auf Eis gelegt werden. Fürs Erste, zumindest.

Noch einmal zum Abschied

Der Platz, auf dem das Festzelt und die Wirtschaft stehen, gehört Hugo und Hildegard Blaser. «Wir sind komplett privat organisiert», erzählt Fähndrich. «Wir sind kein Verein, nicht profitorientiert, und wir zeigen auch keine Werbung von Sponsoren.» Der Wille, unabhängig von Konzernen zu bleiben, ist gross. So haben die Blasers damals angeboten, das Fest auf ihrem Grund auszurichten. Doch nach zehnmal Jubel und Trubel um ihr Haus boten sie gestern ihr Land zum letzten Mal den Baarer Jazzliebhabern an. «Für die beiden bedeutet das Fest ­immer einen grossen Aufwand. Deshalb danken wir ihnen für diese zehn tollen Jahre», so Fähnd­rich. Im OK gibt es aber bereits Stimmen, die ein neues Projekt ankurbeln möchten. «Meiner Meinung nach sollten wir jetzt zuerst einmal dieses Fest zu einem guten Ende bringen und dann ohne Druck schauen, ob und, wenn ja, was wir als Nächstes machen möchten.» Über die Jahre konnten die Organisatoren einen kleinen Reservefonds anlegen, der für finanzielle Rückschläge gedacht war. «Da wir gänzlich privat organisiert sind, müssten wir auch alle privat haften, falls das Fest durch ein Unwetter oder Ähnliches in Unkosten gestürzt würde. Mit diesem Geld spendieren wir jetzt im September noch einmal allen Helfern und Sponsoren ein gediegenes Fest. Als Dankeschön für all die Jahre.» Die Reihe Jazzin’Baar startet aber im September mit der Dixieland- und Swingformation Chicago Hot Club wie gewohnt in ihre zwölfte Saison. (Wolf Meyer)