Mozart zum Muttertag

Musik

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Die mehrfach ausgezeichnete Musikerin Alexandra Dariescu hat gestern im Lorzensaal durch tadelloses Spiel und mit eindrücklicher Präsenz überzeugt.

Cham – Ein hochkarätiger Muttertagsbesuch, so könnte man das Konzert am gestrigen frühen Abend zusammenfassen. Hochkarätig, da die rumänische Pianistin Alexandra Dariescu das Publikum im ausverkauften Lorzensaal Cham mit beeindruckender Klavierliteratur verzauberte. Auftakt bildete Igor Strawinskys Concerto in D (Basler Konzert). Das Konzert wurde 1946 in Hollywood komponiert, Strawinskys erste Komposition als frischgebackener Amerikaner. Strawinsky ist nicht jedermanns Sache, die Zuger Sinfonietta verstand es aber, auch eher kritische Zuhörer durch hochpräzises Spiel zu begeistern.

Die Hollywoodkomposition wurde gestern also quasi zum Intro für den wahren Star des Abends: In einem gold-schwarzen Kleid hat nach gut 20 Minuten Alexandra Dariescu die Bühne betreten. Und bereits nach den ersten Takten wurde klar: Trotz der güldenen Robe galt hier mehr Sein als Schein.

Seit Dariescu vom «BBC Music Magazine» als «Rising Star» nominiert wurde, gehört sie nicht nur in Grossbritannien zu den angesehensten Nachwuchspianistinnen. Sie spielte sowohl in der Royal Festival Hall in London als auch in der Carnegie Hall in New York. In der Schweiz war sie bereits am Verbier Festival zu hören –einem Ort, wo Jungstars auftreten, bevor sie ihre Weltkarriere starten. Schaut man die Webseite der Künstlerin an, jagt sie von einem Termin zum anderen, und auch diverse Tonträger sind bereits von ihr veröffentlicht worden. Bei so vielen Vorschusslorbeeren sind die Erwartungen entsprechend hoch. Diese erfüllte die Pianistin problemlos, mehr noch: Dariescu sprach die Zuhörer am Samstag nicht nur auf auditiver, sondern auch auf visueller Ebene an. Denn ihr Spiel, technisch stark, energisch und gleichzeitig grazil, reicherte sie mit geschickt platzierten mimischen Einsätzen an. Mitunter konnte man sogar nachvollziehen, was sie gerade dachte, ein Blick auf ihr Gesicht reichte dazu aus.

Volle Leistung unter Einsatz der Mimik

Mozart vollendete sein Klavierkonzert in seinem letzten Lebensjahr 1791; die Reife dieser Komposition ist hörbar – und Alexandra Dariescu konnte dieses Gefühl perfekt rezipieren. Genau bei diesem Punkt fiel auch einmal mehr das Können der Zuger Sinfonietta unter der Leitung von Chefdirigent Daniel Huppert auf; das Ensemble verstand es nämlich hervorragend, auf die Darbietung von Dariescu einzugehen. Die Leistung als Ganzes wurde vom begeisterten Publikum entsprechend gewürdigt, die Künstlerin musste mehrmals auf die Bühne zurückkommen.

Nach der Pause trat Béla Bartók mit seinem Divertimento auf. Als bedeutender Vertreter der Moderne wurde mit dieser Auswahl ein schöner Kontrast zum gefälligen Mozart gesetzt. Des Komponisten unprätentiöser Stil wurde musikalisch hervorragend umgesetzt. Ganz zum Schluss gab es dann nochmals Mozart zu hören. Seine Sinfonie Nr. 33 in B-Dur bildete einen gelungenen Konzertabschluss. Das Publikum bedankte sich mit entsprechendem Applaus. (Haymo Empl)

 

Sinfonietta im «Jackentaschenformat»

Zuerst gab es musikalische Häppchen, bevor die kulinarischen mit Apéro folgten. Im Zentrum standen jedoch letzten Mittwochabend im Doku-Zug die Informationen über das kommende Saisonprogramm 2017/18, das am 24. September startet. Doch «glutschtig» werden dürfen Musikliebhaber schon jetzt und das Programm auf der Website studieren. Zudem gibt es neu für die drei Konzertreihen «Chamer Klassik», «Lunchkonzerte» und «Unterwegs im Kanton Zug» ein handliches Faltformat. «Wir haben diesmal eine andere Form der Kommunikation gewählt. Aber Flyer und Plakate werden weiter verstärkt eingesetzt», sagte Vereinspräsident Hans Abicht.

Wie Chefdirigent Daniel Huppert ausführte, sind erneut Konzerte aus verschiedenen Epochen geplant: «Wir wollen eine möglichst grosse Bandbreite bieten. Es sind auch unbekannte Werke darunter oder solche, die wir speziell bearbeiten. Ich will das Ensemble fordern und fördern.» Einen ersten Leckerbissen verspricht das 1. Chamer Klassik-Abokonzert vom 24. September mit Mozarts Ouvertüre des «Figaro», Schuberts 6. Sinfonie in C-Dur und Beethovens Klavierkonzert Nr. 2, wo als Solist Teo Gheorghiu, bekannt aus dem Film «Vitus» und heute ein bedeutender Pianist, auftreten wird.

Das zweite Abokonzert vom 16. Dezember ist Haydn gewidmet, mit Julian Steckel als Solist. Daneben sind Werke von Mozart und Ravel zu hören. Am 24. Februar 2018 wird der Schweiz-Australier Daniel Dodds die Zuger Sinfonietta mit seiner Stradivari anführen, vom Konzertmeisterpult und als Solist. Auf dem Programm stehen Werke von Mozart, Holst und Walton. Am letzten Abokonzert, am Muttertag 2018, sind Schubert, Arensky und Tschaikowsky zu hören. Auch die Lunchkonzerte in der Citykirche, jeweils von 12.15 bis 13 Uhr, sind laut Daniel Huppert sehr beliebt. Sie finden am Freitag, 6. Oktober, mit Schuberts «Forellenquintett», am 23. März 2018 mit Werken von Schumann und Taffanel sowie am 8. Juni 2018 mit «Carte Blanche für 4 Violoncelli» statt.

«Unterwegs im Kanton Zug» findet zweimal statt: Am 5. November heisst es «Carl Rütti im Norden» mit der Uraufführung seiner Komposition «Zugersee» und Werken von Sibelius und Grieg in der Ägerihalle. Die Leitung hat Kevin Griffiths, der Sohn von Howard, inne. Das zweite Konzert findet im Theater Casino statt: «Bostridge singt Mahler».

Simon Müller, Geschäftsführer der Sinfonietta, stellte fest, dass im letzten Jahr die Zahl der Abonnements von 50 auf rund 150 gesteigen sei. Das hänge mit dem Entscheid zusammen, Konzerte im Chamer Lorzensaal durchzuführen: «Das Risiko hat sich gelohnt.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Infos: www.zugersinfonietta.ch