Sie schaffen filigrane Kunstwerke

Brauchtum & Geschichte

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Im Schulhaus Kemmatten wird seit dem 21. März eifrig gebastelt. Unter der Anleitung von Robert Stocker entstehen fantastische Yffelen.

  • Eine Yffele zu bauen, ist sehr aufwendig. Die Teilnehmer des Kurses in (Bild Stefan Kaiser)
    Eine Yffele zu bauen, ist sehr aufwendig. Die Teilnehmer des Kurses in (Bild Stefan Kaiser)

Hünenberg – Mit grossflächigen, fein säuberlich eingewickelten Paketen versehen, trafen am Montagabend die Teilnehmer des diesjährigen Yffelen-Baukurses der Chlausengruppe Hünenberg im Kemmatten-Schulhaus ein. Unter den Augen des Kursleiters Robert Stocker aus Zug wurden die Verpackungen sorgfältig entfernt. Zum Vorschein kamen haargenau ausgestanzte und auch bereits schon fertig erstellte, mit buntem Seidenpapier beklebte Vorderseiten von fantastischen Yffelen. Robert Stocker freute sich sichtlich über die gelungenen Werke, an denen vom 21. März an intensiv gearbeitet wurde. Anita Gürber aus Benzenschwil, die auf der Vorderseite ihrer Yffelen die Pfarrkirche von Merenschwand präsentiert, sagte: «Als ich im vergangenen Jahr die Yffelen-Ausstellung der Chlausengruppe Hünenberg besuchte, war für mich klar: Ich will auch ein solches Kunstwerk herstellen.» Die beruflich als selbstständige Hochbauzeichnerin tätige Anita Gürber verriet: «Bisher habe ich 131 Stunden – davon 80 Stunden fürs Zeichnen und Stanzen – der Vorderseite meiner Yffelen gewendet. Nun gehe ich mit Elan an die Gestaltung der Rückseite, deren Sujet ein Kirchenfenster des Mailänder Doms zieren wird.»

Durchhalten lohnt sich

Begeistert bewundert wurde auch die Yffelen-Vorderseite von Brigitte Mettler aus Mühlau, die in fein aufeinander abgestimmten Farben Trychler und «Geisslechlöpfer» in Aktion zeigt. Das Mitglied der Trychlergruppe Rotten­schwil verrät: «Meine fertige Yffele verwende ich dann als Dekoration im Restaurant Schlössli im Bösch in Hünenberg.»

Robert Stocker erklärt: «Wir geben keine Sujet vor. Jeder Kursteilnehmer bringt eigene Ideen mit, wie er seine Yffele gestalten will. Am Einführungstag wird lediglich aufgezeigt, was machbar ist und was nicht.» Die erste Reaktion der Kursteilnehmer sei meist: «Oh, nein, das schaffe ich nicht.» Diese Erfahrung machte auch die Chamerin Elisabeth Binder, die heute zusammen mit dem Hünenberger Alois Stutzer der Kursleitung angehört. Sie gibt unumwunden zu: «Ich war drauf und dran, den Bettel hinzuschmeissen, als Robert Stocker mir bei meinem ersten Kursbesuch beschied: Deine Zeichnungen kannst du gleich wieder ausradieren, sie taugen nichts.» Mit Tränen in den Augen habe sie die Ratschläge des Kursleiters entgegengenommen und einen neuen Anlauf gestartet. Heute sei sie stolz und froh, durchgebissen zu haben und mithelfen zu dürfen, dass zum schönen Brauchtum des Yffelenbauens Sorge getragen werde. Durchzuhalten lohne sich.

Aufwendiger Prozess

Bis eine Yffelen fertig gebaut ist, muss ein aufwendiger Prozess bewältigt werden. Robert Stocker erklärt: «Viel Zeit nimmt das Zeichnen und Stanzen in Anspruch. Dann werden die nicht ausgestanzten Teile vom Hünenberger Malermeister Paul Schuler in seiner Werkstatt schwarz gespritzt, ehe die offenen Stellen mehrlagig mit farbigem Seidenpapier beklebt werden.» Das gleiche Prozedere wiederhole sich bei der Bearbeitung der Rückseite der Yffelen, das erfahrungsgemäss mit einem leicht geringeren Aufwand verbunden sei, da die Kursbesucher nun bereits über eine gewisse Erfahrung verfügten. So richtig strahlende Augen gebe es jeweils, wenn die Kerzen auf der von Alois Stutzer geschaffenen Beleuchtung die Yffelen in ihrer vollen Pracht erleuchten liessen. (Martin Mühlebach)

HINWEIS
Am 19. und 20. November können die neu geschaffenen Yffelen nebst vielen anderen im Einhorn- und Maihölzlisaal in der Anlage Heinrich von Hünenberg bestaunt werden.