Ihre Bewegungen sind pure Emotionen

Theater & Tanz

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Die Choreografien der Limón Dance Company sind nicht nur ein Augenschmaus sie erzählen gar ganze Geschichten.

  •  	  Mit einer gleichermassen bewegten wie bewegenden Performance begeisterte die Limón Dance Company in Zug. (Bild Werner Schelbert)
    Mit einer gleichermassen bewegten wie bewegenden Performance begeisterte die Limón Dance Company in Zug. (Bild Werner Schelbert)

Zug – Weiches Licht bestrahlt die Casino-Bühne, als der schwermütige Gesang einsetzt. Ein braun gekleidetes Paar dreht und streckt sich in sanften, harmonischen Bewegungen zu Schuberts Lied «Mein Herz ist schwer, meine Ruhe ist hin». Drei weitere Tänzer passen sich mit scheinbar leichtfüssigen Schritt- und Sprungvariationen dem Rhythmus der Musik an. In «Etude» hat Carla Maxwell, die künstlerische Leiterin der Company, drei Choreografien des früh verstorbenen Gründers José Limón zu einem «Lobgesang» vereint und ihm gewidmet.

Emotionale Körpersprache

Besonderen Anklang findet beim zahlreich erschienenen Publikum José Limóns «Chaconne» von 1942 ein herausragend getanztes Solostück von Kathrin Alter zur Musik von Johann Sebastian Bach. Die Tänzerin, gekleidet wie im Business-Look mit schwarzer Hose, weisser Bluse und hochgestecktem Haar, setzt die tief greifende Musik mit ihrer perfekten Körpersprache von ernst bis fröhlich beschwingt um.

Bei den ebenso beschwingten Latino-Rhythmen zu Rodrigo Pederneiras Choreografie «Come With Me» beginnen nicht nur die Füsse der Zuschauer zu zucken. Die Tänzerinnen in mit Volants verzierten Röcken und die Tänzer in bunten Hosen variieren mühelos Cha-Cha-, Tango- und Modern Dance zum witzigen Spiel der Geschlechter.

Die Choreografie «Psalm» basiert auf der jüdischen Legende der 36 Gerechten, die den Schmerz der Welt tragen und die Erde vor dem Untergang retten wollen. Carla Maxwell hat Limóns dramatische Choreografie überarbeitet und mit der modernen Musik von Jon Magnussen ergänzt. Ruhige und dynamische Bewegungsabläufe zeichnen die subtil gezeichnete Handlung aus.

Zu den Klängen des «Halleluja» übernimmt von den zehn Tänzern ein Solist den Part des Leidenden sehr ausdrucksstark, und der Fallende wird als Zeichen der Hoffnung – von der Gruppe aufgefangen.

Werk weiterführen

Bereits im Vorfeld gab es im kleinen Casino-Saal eine Attraktion: Dort befragte Tanja Klankert, Fachfrau für Tanzgeschichte und zeitgenössischen Tanz, Carla Maxwell über ihre Arbeit mit der Company. Sie stiess 1965 dazu, wurde unter Limón erste Solotänzerin und übernahm nach dessen Tod bald die Leitung. «Es war nicht einfach, die Choreografien der Gründer José Limón und Doris Humphrey zu überliefern, denn damals gab es kaum Filmmaterial und kein Video. So wurden sie von den Lehrern den Schülern vermittelt, es entstand so etwas wie ein Körpergedächtnis», so Maxwell. Die Company habe 1972 bewusst beschlossen, das Erbe Limóns weiterzuführen, was ohne jegliche finanzielle Unterstützung nicht leicht gewesen sei. «Ich habe einige Jahre gebraucht, um die rechtlichen Fragen zu klären. Danach haben wir überlegt, was wir von Limóns wegweisender Formensprache bewahren wollen», erzählt sie. Heute umfasse das Repertoire der Company rund 90 Choreografien, und die Tourneen führen bis nach Asien. Klankert: «Carla Maxwell hat das künstlerische Erbe Limóns weitergeführt, seine Technik weiterentwickelt und zahlreiche Preise erhalten. Mit ihrer Arbeit inspiriert sie auch den Nachwuchs.» (Monika Wegmann)