Diese Mauer soll ins Bewusstsein zurückgeholt werden

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Von der äusseren Stadtmauer sind noch rund 400 Meter erhalten. Zwei Abschnitte dieses Bollwerkes aus dem 15. und 16. Jahrhundert werden derzeit saniert und so für die Nachwelt erhalten.

  • Ein Arbeiter macht sich an der Stadtmauer bei der Schanz zu schaffen. (Bild Stefan Kaiser)
    Ein Arbeiter macht sich an der Stadtmauer bei der Schanz zu schaffen. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Wehranlagen aus dem Spätmittelalter sind in der Schweiz oft nur noch in kleinen Abschnitten vorhanden, da im 19. Jahrhundert die als nutzlos erachteten Abgrenzungen mit ihren repräsentativen Toren abgetragen wurden. Das ist auch in Zug passiert, doch im Vergleich zu anderen Schweizer Städten sind immerhin noch rund 400 Meter der einst 850 Meter langen äusseren Stadtmauer sowie verschiedene markante Türme erhalten geblieben. Gemäss dem Mittelalter-Experten Lukas Högl gehört die Zuger Stadtmauer deshalb zu den besten und längsten noch erhaltenen Bauten dieser Art in der ganzen Schweiz.

Nichtsdestotrotz hat der Zahn der Zeit am Gemäuer genagt. Eine Sanierung ist unumgänglich geworden und derzeit im Gange oder wie südlich des Huwilerturms bereits beendet. «Es fehlt viel, deshalb ist der erhaltene Rest so wichtig», hat Stefan Hochuli, er ist Amtsleiter für Denkmalpflege und Archäologie beim Kanton Zug, gestern bei einer Begehung gesagt. Wertvoll vor allem, weil das Erhaltene «einen wichtigen Beitrag für die Erforschung von mittelalterlichen Stadtbefestigungsanlagen leistet». Über den Bau der äusseren Stadtmauer sei, so Hochuli, die Quellenlage relativ dürftig. Mit deren Bau ist 1478 begonnen worden. Nach zehn Jahren Bautätigkeit haben die Bauarbeiten dann rund 30 Jahre geruht, ehe sie 1518 wieder aufgenommen und 1528 beendet wurden. Die Befestigungsanlage umspannt in einem weiten Bogen die Altstadt und setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen. Sie haben Schutz vor Angriffen geboten, sind gleichzeitig aber auch dem Repräsentationsbedürfnis geschuldet. «Die Rundtürme waren die Antwort auf die aufkommenden Schusswaffen», sagt Stefan Hochuli. Das Zuger Stadtgebiet hat sich durch diese äussere Umrandung auf einen Schlag versechsfacht. Das Geld für den Bau der äusseren Mauer haben die Zuger aus der reichen Beute aus den von der Eidgenossenschaft siegreich gestalteten Burgunderkriegen (1474–1477) bestritten, wie Hochuli erzählt.

Die Mauer wird mit Bedacht saniert

«Wir haben bei der Sanierung der Stadtmauer versucht, so viel wie nur möglich von der Originalsubstanz zu erhalten», sagt Claudius Berchtold. Er ist Projektleiter öffentliche Anlagen bei der Stadt Zug. Bei den Arbeiten hat es verschiedene Überraschungen gegeben. So sei im Innern oftmals nur loses Steinmaterial gefunden worden. In einigen Abschnitten sei die Stadtbefestigung gar einsturzgefährdet gewesen. Bei der Mauer beim Huwilerturm hätten zudem Wurzelstöcke das Mauerwerk destabilisiert. Die dortige Mauer ist erst jetzt durch die Sanierung überhaupt wieder sichtbar gemacht worden. Dabei ist die Bauherrschaft einer Leitlinie gefolgt, die Stefan Hochuli so umschreibt: «Wir haben bewusst die Mauer nicht rekonstruiert, sondern wir haben nur das erhalten, was noch da war.» Zudem ist gleichzeitig, wie Berchtold zu berichten weiss, eine in den 1980er-Jahren wenig fachmännisch ausgeführte Teilsanierung der Stadtmauer ausgebessert worden. Die Mauer kann nun wieder für längere Zeit Wind und Wetter trotzen.

Seit Januar sind Facharbeiter an der Schanz oberhalb der alten Hauptpost damit beschäftigt, die dortige Mauer zu sanieren. Die Arbeiten sollen im Sommer abgeschlossen werden. Für den Stadtzuger Bauchef André Wicki ist das Geld, welches die ganze Mauer­sanierung verschlingt, gut investiert: «Die Stadtmauer gehört zu Zug wie der Zytturm. Nur ist sie im Gegensatz zum Zytturm wegen ihrer Lage in Vergessenheit geraten. Durch die Restaurationsarbeiten kann man sie nun wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken.»

Gleichzeit mit den Bauarbeiten sind die beiden Mauerabschnitte unter Denkmalschutz gestellt worden. Die Baukosten der Mauersanierung von 1,3 Millionen Franken tragen die Stadt (650000 Franken), der Kanton (450000 Franken) und der Bund (200000 Franken). (Marco Morosoli)