Erzählungen aus dem Leben

Literatur & Gesellschaft

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Der Zuger Schriftsteller Thomas Hürlimann ist in der Bibliothek aufgetreten und hat die Zuhörer in seinen Bann gezogen.

Menzingen – Das Foyer der Bibliothek war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Barbara Beck, Gemeinderätin und Förderin der Kultur in Menzingen, am Mittwochabend den illustren Gast herzlich begrüsste. Schon die Schilderung seines abwechslungsreichen Lebenswegs – nebst dem Auszug aus einer ­langen Liste von respektablen Preisen und Ehrungen, die er für sein umfangreiches literarisches Schaffen empfangen hatte – liess Spannung aufkommen auf das, was er gleich vortragen würde. Thomas Hürlimann begann mit seiner Ankunft in Menzingen, wo ihn am Dorfeingang das eigene Konterfei überraschte. Noch etwas jünger sei er gewesen, als das Bild entstanden sei, schmunzelte der 67-Jährige.

Er blendete kurz zurück auf seine Jugendzeit, wo man Menzingen noch mit dem Tram erreichte. Man habe ihm damals ­erzählt, dass es zwei berühmte Orte auf der Welt gebe: Rom wegen des Vatikans und Menzingen mit dem Muttikan. Dann greift er zu den Büchern, die er als Leseproben mitgebracht hat: «Fräulein Stark», «Die Satellitenstadt» und «Nietzsches Regenschirm». Jedes Kurzgeschichtenbeispiel packt er humorvoll, ja beinahe spitzbübisch, in ein Ganzes. Da darf der kluge Kater Mufti nicht fehlen, der seinem roten Regenschirm gehorcht. Zu dem er sich aber auch auf den Boden legt und ihm kriechend folgt und auf Augenhöhe mit Mufti beobachtet, was der in seiner Welt entdeckt. Dazu gehört etwa eine eben spriessende Knospe, die vom kommenden Frühling kündet. Das Beobachten, so Hürlimann, sei denn auch die eigentliche Inspiration für ihn als Schriftsteller. Darüber hinaus sei es wichtig, wie ein Berggänger einer Linie hinauf zum Gipfel zu folgen und immer bereit zu sein, falls das Wetter Änderungen nötig mache. Schreiben sei beobachten, hält er fest.

Das Publikum lacht gerne mit

Die Geschichten aus «Die Satellitenstadt» mit ihren unwiderstehlichen Pointen bringen das Publikum von Mal zu Mal zum Lachen. Dass der Schriftsteller aber auch mit besinnlichen Themen unnachahmlich umzugehen versteht, illustriert er zum Schluss mit der Geschichte um den grossen Räumer in alten wie in heutigen Zeiten. Hier wird deutlich, wie nah Thomas Hürlimann am realen Leben steht, mit zwinkernden Augen meist, falls nötig aber auch mit dem nötigen Tiefsinn. Mit lange anhaltendem Applaus danken die Zuhörer ihm seinen launigen Auftritt.

Für die Bibliothek Menzingen: Eduard Häfliger