Er will unseren Planeten sicherer machen

Dies & Das

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Weniger Sturzverletzungen dank «Slippery World»: Die Idee des Zuger Kulturschaffenden Remo Hegglin macht Mutter Erde zu einem besseren Ort. Dabei dreht sich alles um hässliche, gelbe Dinger.

  • Millionenfach findet man die gelben Rutschgefahr-Schilder auf der Welt verteilt – auch an der Nassauischen Strasse in Berlin. Der Zuger Kulturschaffende Remo Hegglin will mit «Slippery World» die Menschheit vor drohender Sturzgefahr warnen. (Bild Rico Furter/PD)
    Millionenfach findet man die gelben Rutschgefahr-Schilder auf der Welt verteilt – auch an der Nassauischen Strasse in Berlin. Der Zuger Kulturschaffende Remo Hegglin will mit «Slippery World» die Menschheit vor drohender Sturzgefahr warnen. (Bild Rico Furter/PD)

Zug – Unser Planet Erde ist ein durch und durch unsicheres Pflaster. Selbst da, wo uns heilste Welt vorgegaukelt wird und wir uns in Abrahams Schoss wähnen zu können glauben, lauert die Gefahr oft schon hinter der nächsten Ecke – markiert mit harm­losen gelben Hinweisschildern. Unmissverständlich warnen sie davor, was einem hier bei der kleinsten Unvorsichtigkeit blühen könnte: rutschiger Boden –Sturzgefahr! Diese Dinger stehen wirklich überall, an den möglichsten und unmöglichsten Orten. Sie sind wie das Damoklesschwert über dem Kopf der heutigen Gesellschaft.

Genug der Dramatik jetzt. Diese gelben Schilder sind doch einfach nur hässlich und als solche selbst gefährlicher als die ­Gefahr, vor der sie warnen, denn eher stolpert man über so ein Ding und bricht sich irgendwas, als dass man tatsächlich auf dem angeblich glitschigen Boden ausrutscht. Und wenn man sie bemerkt, ist es ohnehin meist zu spät, weil man schon mitten in der «Gefahrenzone» steht.

Der Egoismus hinter den Schildern

Die enorme Fülle an solchen Rutschgefahr-Schildern überall auf dem Erdball ist dem Zuger Kulturschaffenden Remo Hegglin schon vor Jahren aufgefallen. Er begann, diese gelben Stehtäfelchen zu fotografieren, wo immer er war. «Dass es an so vielen Orten für den Menschen so gefährlich sein soll, ist doch absurd», findet Hegglin. «Die Schilder suggerieren, dass sich ihre Aufsteller Sorgen um die Mitmenschen machen.» Dabei geschehe das doch nur aus Eigeninteresse der Aufsteller, um nicht etwa verklagt zu werden, wenn jemandem wirklich was zustösst. Das klingt nach Heuchelei. «Und sie verschandeln jeden Ort», sagt Hegglin. Ob eine blitzblank polierte Hotel­lobby, ein hochästhetisches Museumsinterieur oder das prächtige Stiegenhaus eines Palastes – ­irgendwo steht bestimmt so ein gelb leuchtendes Teil und stört rücksichtslos die Harmonie des Raumes. «Das ist doch ein totaler Widerspruch», findet der Zuger. Aber genau diese Aspekte machen für ihn die Faszination der gelben Tafeln aus.

Nachdem Hegglin Schilder-Bilder in hoher Zahl und in allen erdenklichen Sprachen zusammengetragen und auf seiner Facebook-Seite publiziert hatte – selbst fotografiert oder von Freunden und Bekannten eingereicht –, überlegte er sich, was er nun mit diesem Fotomaterial anfangen sollte. Die Antwort war schnell gefunden: Was könnte naheliegender für einen Kulturschaffenden wie ihn sein, als das gesammelte Bildmaterial künstlerisch zu verwerten? Die Idee zu «Slippery World» («Rutschige Welt») war geboren, ein Kunstprojekt, welches das Ziel hat, den modernen Erdenbürger sicherer durchs Leben zu führen.

Starke Zuger Beteiligung

Gemeinsam mit dem Zuger Software-Entwickler Thomas Feger von Morsthich Projects GmbH machte sich Hegglin daran, für «Slippery Word» eine mobile App und somit eine interaktive Kunstplattform für Benutzer auf der ganzen Welt zu entwerfen. Als zufällige, aber glückliche Fügung hatte es sich wenige Wochen zuvor zugetragen, dass die Rotkreuzer Firma GriP Safety Coatings AG, welche Antirutschbeschichtungen für Bäder herstellt, auf Hegglins Rutschundsturzgefahr-Fotosammelsurium auf Facebook aufmerksam geworden war. Kurzerhand erklärte sich das Unternehmen bereit, die Entwicklung der App finanziell zu unterstützen. Die App ermöglicht es dem Nutzer, von überall auf der Welt Bilder von den gelben Schildern hochzuladen. So kann jeder einerseits helfen, die «Gefahren-Datenbank» zu erweitern, und andererseits lässt sich mit der App ein Reiseziel nach seiner Gefährlichkeit beurteilen. Die GPS-Daten der Bilder ermöglichen die genaue Verortung der Gefahrenstelle. Jeder kann zu jeder Zeit nachschauen, wo es auf der Welt gerade besonders (rutsch-)gefährlich ist. «Ziel ist eine Bewegung, die den Planeten sicherer macht», bringt es Remo Hegglin auf den Punkt. «Freiwillige Beteiligte setzen sich auf diese Weise für das Wohl der Allgemeinheit ein. Unerwartete Alltagsgefahr kann endlich effektiv eingeschränkt werden. ‹Slippery World› ist neutral, unabhängig und überstaatlich organisiert. Es zählt einzig der gute Wille der Menschheit.» Eine Welt, in der niemand mehr ausrutscht, ist halt einfach eine bessere.

Das rutschigste Land der Welt

Dass «Slippery World» voller Ironie steckt, mit Humor aufzufassen und nicht ganz ernst zu nehmen ist, müsste man nicht extra erwähnen. Es darf als originelles, weltumspannendes (Zuger) Kunstprojekt angesehen werden, an dem jeder mitwirken kann.

Die Gratis-App ist seit 1. Juni als iOS-Version verfügbar. Schon kurz nach Veröffentlichung ist sie erweitert worden und bietet neu eine Rangliste, welche die «most slippery countries» aufzeigt. Was glauben Sie, welches demnach aktuell das gefährlichste Land auf der Welt ist ...? – Unsere Schweiz. Guten Rutsch! (Andreas Faessler)