Ein Klang, der an die Urheber erinnert

Musik

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Das dritte Konzert der Sommerklänge brachte mit der Kombination Violine, Cello und Hammerflügel Werke von Haydn, Beethoven und Schubert nahe an den Originalklang. Das Publikum war begeistert.

Zug – Das Cello eröffnete den zweiten Satz des Klaviertrios Es-Dur, Opus 100, von Franz Schubert mit dem Hauptthema. Es wurde als zweite Stimme vom Klavier abgelöst; aber als jeder korrekte Komponist der damaligen Zeit eine weitere Repetition durch die Violine eingesetzt hätte, folgte diese gleich mit dem Seitenthema, was aber im Nachhinein irgendwie innerlich folgerichtig wirkte. Genau in solchen Feinheiten unterscheiden sich Schubert, Beethoven und Haydn von ihren häufig vergessenen Biedermeier-Zeitgenossen.

Erste Vorstufen zum Hammerflügel gab es zwar schon mit den Klavichord-Instrumenten des 18. Jahrhunderts; aber erst kurz vor Ende dieses Jahrhunderts vermochte das unterdessen robust und klangvoll gewordene Instrument das Cembalo als wichtigstes Tasteninstrument zu verdrängen. Haydn widmete dem neuen Instrument gleich mehrere Klaviertrios (gespielt wurde Hob. XV:29 in Es-Dur). Beethoven und Schubert schrieben für den Hammerflügel neben der Kammermusik auch ihre Liedbegleitungen, Solostücke und Klavierkonzerte. Verglichen mit dem modernen Konzertflügel hat der Hammerflügel zwar einen sehr ähnlichen Klangcharakter, aber etwas geringeren Tonumfang und vor allem in der Tiefe bei gleichem Anschlag deutlich weniger Klangvolumen. Als sich Esther Hoppe und Christian Poltéra an die deutlich tiefere alte Stimmung (auch beim modern nachgebauten Instrument) angepasst hatten, entstand daraus fast wie selbstverständlich jenes Klangverhältnis zwischen den drei Stimmen, wie es sich die Komponisten vorgestellt hatten. Unterstützt wurde dies noch durch die trockene Akustik der vollbesetzten Aula im Gewerblich-Industriellen Bildungszentrum Zug, angesichts der sicheren Intonation und der sorgfältigen Vorbereitung für die Interpreten kein Nachteil. Für die Haydn-Interpretation dominierte das Klavier auch in der Zuger Wiedergabe. Neben der persönlichen Vorliebe des Komponisten lag dies auch an der Tatsache, dass die meisten Cellisten der damaligen Zeit kaum höher als bis in die 4. Lage spielen konnten.

Ein 3-Generationen- Konzert

Ganz anders Beethoven: Als einer der ersten ohne materielle Sorgen frei schaffenden Komponisten eröffnete er gleich mit dem Hauptthema in allen drei Instrumenten unisono. Packend gelangen im ersten Satz (D-Dur, Opus 70, Nr. 1) die zahlreichen Läufe mit dazwischen gesetzten kurzen Ruhepausen. Irgendwie verschmolzen sie auch mit den für ein Largo sehr raschen Begleit­figuren des Klaviers im zweiten Satz, welcher durch seine harmonischen Eigenheiten von der Nachwelt als «Geistertrio» tituliert worden ist. Wie etwa der Einsatz des Vibratos vordergründig zeigte, wurde Schubert (Opus 100, in Es-Dur) etwas stärker romantisch verstanden. Nach dem vom Notentext her relativ ruhig zu gestaltenden Scherzo entschied man sich für den Schlusssatz statt auf Allegro moderato eher auf Allegro assai – immer noch mit vielen Nuancen, die aber beim Publikum nach gut zwei Stunden Konzertdauer vielleicht nicht mehr voll ankamen.

In Dialogform präsentierten Brigitte Moser und Thomas­ ­Glauser einige Streiflichter zur Geschichte des Zuger Berufsschulwesens. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts erhielt die Berufsschule nach vorangegangenen kümmerlichen Anfängen im 19. Jahrhundert allmählich eine gleichwertige Stellung neben der praktischen Arbeit im Lehrbetrieb. Heute ist diese Ausbildung für den ganzen Kanton in der Stadt Zug zentralisiert. Ständig sind bauliche Erweiterungen notwendig, um einer wachsenden Zahl von Lehrlingen und zusätzlichen Ausbildungsansprüchen genügen zu können.

Es war ein 3-Generationen-Konzert: die Eltern als Organisatoren, die nächste Generation aktiv musizierend, der Spross der jüngsten Generation als Überbringer des Applaus-Geschenks und ein noch jüngeres Geschwister als Zuhörer. (Jürg Röthlisberger)