«Es braucht Durchhaltevermögen»

Theater & Tanz

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Im Stück «Dada kam vor Voltaire» wird Géraldine Dulex in Zug auf der Bühne stehen. Das nächste Engagement wartet bereits wieder in den USA.

  • Aufgewachsen in Baar, heute in den USA zu Hause: Schauspielerin Géraldine Dulex. (Bild Stefan Kaiser)
    Aufgewachsen in Baar, heute in den USA zu Hause: Schauspielerin Géraldine Dulex. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Es ist nicht die seit Ende Mai tägliche Probenarbeit in Zug, die Géraldine Dulex momentan als Herausforderung betrachtet. Schliesslich ist die junge Schauspielerin, die in Baar aufwuchs und heute in New York lebt, diese Arbeit gewöhnt. Doch ihre vier Rollen, welche sie in der Eigenproduktion «Dada kam vor Voltaire» der Theatergruppe Strings Attached spielen wird, erlebt sie als anstrengend und super zugleich. «Zurzeit bin ich am Joggen, denn mit zwei pantomimischen weiblichen Haupt- und zwei Sprechrollen sind auch mehrmalige Kostümwechsel verbunden», erklärt die 34-Jährige mit lebhafter Mimik. 

Stück zu 100 Jahre Dada

Die von ihrem ehemaligen Lehrer des Instituts Montana, Mark Johnson, geleitete Truppe hat das Stück gemeinsam erarbeitet. Nach Voraufführungen im Februar in Zürich und Langnau wird die überarbeitete Produktion diesen Samstag in der Gewürzmühle und danach am Zürcher Theaterfestival gezeigt. 

Die originelle Handlung von «Dada kam vor Voltaire», bei der Stefan Kollmuss, Rotchopf sowie Géraldine Dulex und Eliane Iten aus Oberwil mitwirken, dreht sich um die Entwicklung des Dadaismus. Wie Géraldine Dulex sagt, wird dies spielerisch und pantomimisch anhand von Texten aus dem Literarischen Kabinett und aus zum Teil vergessenen Theaterstücken aufgezeigt, die 20 bis 30 Jahre vor dem Dada-Gründungsjahr 1916 erschienen sind: «Die Dada-Künstler hatten damals eine neue Sprache erfunden, weil sie die Gesellschaft ihrer Zeit und deren Wertesystem ablehnten.» Deshalb hätten sie die Sprache und traditionelle Kunstformen satirisch und übertrieben verwendet. 

Géraldine Dulex war 2002 an der Gründung der Theatergruppe Strings Attached beteiligt und gehört ihr noch heute an. Während des Studiums in den USA sei sie im Sommer öfters nach Zug gereist. Denn als Mitglied der Truppe stand sie in fünf Produktionen in der Schweiz und im schottischen Edinburgh auf der Bühne.

Ein Traum-Start

Obwohl sie an der Northwestern University in Chicago mit dem Bachelor in Theater und International Studies abgeschlossen hat, sei es nicht so einfach gewesen, sich in der Theaterwelt zu etablieren. Zu gross sei hier die Konkurrenz. «Ich hatte das Glück, das mich eine europäische Theatergruppe in Chicago zum Vorsprechen einlud», erinnert sich Géraldine Dulex. In Fassbinders Stück «Bittere Tränen» sei nur noch eine Rolle, die der Tochter, freigewesen. «Zwei Tage später hatte ich sie – und ein Traum ging für mich in Erfüllung. Das Stück wurde ein grosser Erfolg.» Dadurch hätten sich wertvolle Kontakte und andere Möglichkeiten für die Zusammenarbeit mit grossen Schauspielern in Chicago ergeben. 

Begeistert erzählt Géraldine Dulex von einem «neuen, wahnsinnigen Erlebnis»: «Diesen Frühling konnte ich in Miami mit einer Sprechrolle in der Oper ‹The Passenger› mitwirken.»

Filmrollen müssen passen

Inzwischen kann die Schauspielerin auch von den Engagements den Lebensunterhalt bestreiten, worüber sie sich sehr freut. «Dies verdanke ich dem Netzwerk, das ich mir in den Jahren aufgebaut habe», so die Schauspielerin. Denn es würden sich oft Hunderte bewerben, um eine Rolle zu ergattern. «Es braucht Durchhaltevermögen, aber auch Leute, die an einen glauben. Dann gibt es immer wieder Chancen. Auch ich habe am Anfang viele Absagen erhalten. Das darf man jedoch nicht persönlich nehmen.» Deswegen habe sie anfangs ab und zu Nebenjobs annehmen müssen. Sogar in Fernsehserien hat die Zugerin schon mitgewirkt. Grundsätzlich sage sie nicht Nein, doch eine Filmrolle müsse ihr passen.

Breite Erfahrung 

Heute gehört Géraldine Dulex in New York zum Ensemble des Broken Box Mime Theaters. Sie war in über 20 weiteren Theaterproduktionen in Chicago und New York zu sehen, unter anderem spielte sie die Hauptrolle in der amerikanischen Erstaufführung in Howard Barkers «Minna» und in Emilio Williams «Tables and Beds». Für die Solo-Show «Fawn», welche sie am Edinburgh Fringe Festival aufführte, erhielt sie einen Förderbeitrag des Kantons Zug. 

Seit letzten Oktober ist sie unterwegs gewesen, von einem «guten» Engagement zum anderen. «Gerade habe ich in New York ein Casting absolviert für ein neues Stück am Sommer-Festival und die Rolle erhalten.» Die Aufgabe reizt sie sehr. «Bei neuen Stücken kann ich meiner Rolle Charakter verleihen, bei bekannten Werken ist das schwieriger», stellt die Schauspielerin fest, welcher der Kontakt zu den Zuschauern sehr wichtig ist, denn sie möchte sie anregen, die Welt mit neuen Augen zu sehen. 

Aus den USA angereist

Für das aktuelle Projekt hat Géraldine Dulex, die heute in New York lebt, gerne die Koffer gepackt. «Daran habe ich mich längst gewöhnt, und das mit der Theaterarbeit verbundene Wanderleben meist durch die USA gefällt mir. Zudem ist mir trotzdem klar geworden, dass ich mein Leben mit Theater füllen will. Hier kann ich meinen Traum leben, und ich bin sehr glücklich.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Die Theatergruppe String Attached spielt am Samstag, 11. Juni, 20 Uhr, «Dada kam vor Voltaire» im Kulturhaus Gewürzmühle, Zug. Das Stück wird am 17./18./19. Juni an den Zürcher Festspielen in Miller’s Studio in Zürich gezeigt.