Wird jetzt das Leben in der Altstadt gefährlich?

Literatur & Gesellschaft

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Das Autorenpaar Judith Stadlin und Michael van Orsouw hat für seinen Hobbydetektiv Goran ein neues, spannendes Einsatzfeld gefunden – im zweiten Kriminalroman «Der Kirschtote».

Zug – Eher zufällig werden der Bademeister Goran Voltic und die Kriminalkommissarin Eva Brandenberg zu Partnern, die im Kriminalroman «Rötelsterben» einen mysteriösen Fall lösen. Schon bei diesem ersten Kriminalroman des Zuger Autoren- und Bühnenpaars Judith Stadlin und Michael van Orsouw schwebte im Hintergrund der Gedanke an eine Fortsetzung mit. Und so geht das Morden der beiden auf Papier weiter: diesmal allerdings nicht am Zugersee, sondern in der Zuger Altstadt, wo plötzlich drei Menschen kurz nacheinander sterben.

Als Grund für den zweiten Krimi nennt Judith Stadlin: «Wir haben gemerkt, dass die Leute auf eine Fortsetzung warten – und nicht nur in Zug.» So lerne mancher Land und Leute auf eine andere Art kennen.

Der Lokalbezug gehört dazu

Natürlich muss der sympathische Hilfsermittler Goran Voltic auch im Roman «Der Kirschtote» wieder gefährliche Situationen überstehen. Und viele Leser des jüngsten Romans des Autorenpaares werden neben dem feinen Humor und dem Hinterfragen gewisser Klischees das Lokalkolorit schätzen. Auch diesmal sind bekannte Orte und regionale Begebenheiten – wie die Kirschenkampagne oder die Sparübungen – locker in den Plot eingebaut worden. Einen ernsten Punkt bildet im Roman die aktive Sterbehilfe, wofür man eigens mit der Organisation Exit in Kontakt getreten sei. Wichtig ist Judith Stadlin jedoch die Ergänzung: «Alle Figuren und Geschichten entstammen aus unserer Fantasie.»

Doch was hat es mit dem Kirschtoten auf sich? «Zug ist ja für die Kirschtorte bekannt. Das nützen wir aus», erklärt Judith Stadlin heiter. Und das Stand-up-Paddeln, dem sich Bademeister Goran mit Vorliebe widmet, sei momentan ein riesiger Boom am Zugersee, weiss van Orsouw. In den neuen Roman steckte das Autorenpaar rund eineinhalb Jahre Arbeit, obwohl es dank etlicher Kurzgeschichten, Biografien und Radio- und Theatertexten über breite Erfahrung verfügt. Ein solches Projekt brauche Zeit. «Zuerst haben wir zweimal pro Woche daran gearbeitet, dann immer wieder in mehrwöchigen Blöcken», sagt Stadlin. Wer hat denn eigentlich was geschrieben? Da müssen beide schmunzeln, denn diese Frage komme an fast jeder Lesung. «Zuerst erstellen wir ein Konzept über den Ablauf und wo die Figuren spielen. Nachher schreibt jeder von uns das erste Kapitel unabhängig vom anderen», erläutert van Orsouw. Beim Textvergleich werde intensiv über die Tonalität, das Tempo, den Rhythmus und die Atmosphäre diskutiert. Danach übernehme einer den Lead eines Kapitels. «Zuletzt ist der Text oft überarbeitet worden, wir haben schon ganze Kapitel weggeschmissen», führt er aus.

Ein Krimi benötige viele Fäden, alle müssten ineinanderlaufen. Man dürfe das Handwerkliche nicht unterschätzen. «Wir spielen mit der Sprache und beeinflussen so die Spannung des Textes. Er soll mit einer gewissen Leichtigkeit daherkommen, das ist gerade bei humorvollen Passagen das Schwierigste», ist Judith Stadlin überzeugt.

Die Polizei war involviert

Auch die Recherche sei jeweils sehr aufwendig. Für die Beschreibung der Ermittlungstechnik der Kommissarin sei beispielsweise im Vorfeld des ersten Romans eruiert worden, welche Waffen die Zuger Polizei trage. «Von der Polizei hat eine Fachfrau den neuen Roman gegengelesen, denn fachlich muss alles stimmen», betont van Orsouw. Zudem gebe es zwölf Erstlesende, deren Rückmeldungen ebenfalls beherzigt würden.

Ideen hat das schreiblustige Paar immer genug. Kein Wunder, ist ein dritter Krimi als Möglichkeit bereits bedacht worden. «Aber es stehen viele Auftritte an, in Berlin hat uns das Radio einen Schreibauftrag erteilt, und es werden Lesungen folgen. Von denen leben wir, nicht von den Büchern», hält Judith Stadlin fest. Jetzt sind beide sehr gespannt auf die Reaktionen des Lesepublikums, wenn sie den zweiten Krimi präsentieren. (Monika Wegmann)

Hinweis
Buchvernissage von Stadlin/van Orsouw, «Der Kirschtote» (Knapp Verlag): 12. Mai, 19.30 Uhr, Balmer, Citypark, Rigistrasse 3, Zug.