Bläsermusik an einem besonderen und versteckten Ort

Musik

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Die dritte Veranstaltung der «Sommerklänge» brachte das Ensemble Federspiel – sieben Bläser aus dem Raum Wien mit einem sehr abwechslungsreichen Programm.

Zug – Einiges wiederholte sich gegenüber dem zweiten Sommerklänge-Konzert eine Woche zuvor: Unter anderem kamen mit dem Ensemble Federspiel ausschliesslich Bläser, es herrschten sehr sommerliche Temperaturen, und auch die hohe Qualität des Gebotenen war vorhanden. Die sieben Mitglieder verzichteten aber auf ein gedrucktes Programm. Durch die gut verständlichen Ansagen war man aber stets auf dem Laufenden. Das durchwegs blattfreie Spiel enthielt zahlreiche Eigenkompositionen und Bearbeitungen der Mitwirkenden. Es spielten mit: Simon Zöchbauer, Trompete und Bandleader, Frédéric Alvarado-Dupuy, Klarinette, Philip Haas und Ayac Juan Jiménez Salvador, Trompeten, Matthias Werner und Thomas Winalek, Posaunen, sowie Roland Eitzinger, Tuba. Der Hof der ehemaligen Krankenschwesternschule liegt weniger als einen Kilometer vom Zuger Stadtzentrum entfernt. Trotzdem brauchte es den Hinweis des ehemaligen Denkmalpflegers Georg Frey, um den Ort als Konzertpodium zu entdecken. Er beschrieb in seinen Eingangsworten auch die Entwicklung weg vom einst rein landwirtschaftlichen Gebiet, welches lange Zeit nur zwei Wohnhäuser und eine Kapelle enthielt. Die öffentlichen Gebäude (Kantonsspital, mehrere Schulen) und die Industrie gingen den privaten Wohnbauten voraus, die unterdessen die Grünflächen immer mehr auffüllen.

Die geschickte Anordnung des Innenhofs erlaubte auch von der Akustik her einen nahezu ungetrübten Hörgenuss. Die relativ nahen verkehrsreichen Zugerberg- und Hofstrasse störten kaum.

Im gedruckten Gesamtprogramm wurde vor allem die Experimentierfreudigkeit der Gruppe unterstrichen. Beim Anhören erlebte man aber eine Konstanz in der Klangkultur, die beim Publikum sehr gut ankam. Alle Mitwirkenden verfügten über ein souveränes Können, ebenbürtig war Salvador, der in der Vorstellung halb scherzhaft als Amateur tituliert wurde. Nur gerade Eitzinger spielte das ganze Programm auf dem gleichen Instrument. Die andern wechselten zwischen verschiedenen Trompeten- und Klarinetten-Typen, und auch die Posaunisten vervollständigten manchmal durch Instrumentenwechsel den Trompetenchor. Der Bandleader musizierte ausserdem noch auf mehreren Hackbrett-artigen Instrumenten.

Gesang in Dialekt

Am meisten solistische Einsätze erhielten Zöchbauer, Alvarado und Eitzinger. Die durchwegs sehr sichere Intonation und das ausgezeichnete Zusammenspiel waren Gemeinschaftswerk. Das Gleichgewicht blieb auch gewahrt, wenn die Musiker laufend ihre Plätze wechselten. Die aufgestellten Mikrofone dienten fast ausschliesslich für die Verstärkung der häufigen Gesangseinlagen. Auch da überzeugten Intonation und Gestaltung. Der bei den Jodel-artigen Sätzen häufige Sprung in den Epiglottis führte zwar immer ins Piano. Dies wurde aber so geschickt und konsequent gemeistert, dass es nicht störte. Die überwiegend in österreichischen Mundarten und Spanisch stehenden Texte verstand das Publikum zwar nur zu einem kleinen Teil; aber dies lag nicht an fehlender Gesangstechnik.

Die rund 15 Einzelvorträge waren dem Publikum zuvor weder nach Dauer noch nach Gesamtform bekannt. Trotzdem wurden diese sicher nachvollzogen, und der sehr herzliche Applaus folgte stets im richtigen Moment. Fast immer überwogen heitere und gemütvolle Stimmungen. Erst kurz vor Schluss sorgte ein nur diskreter Hinweis der Gruppe auf aktuelle politische Unglücksfälle für einen kurzen Stimmungsbruch. Gerade Ensembles mit häufigen Ortswechseln auch über die Landesgrenzen hinweg sind von solchen Ereignissen am meisten betroffen. Selbst der Hinweis auf Müdigkeit und eine noch bevorstehende Reise am gleichen Abend hielt das Publikum nicht davon ab, noch eine Zugabe herbeizuklatschen, die aber sichtlich mit Vergnügen angehängt wurde. (Jürg Röthlisberger)