Start zur Chriesiernte trotz des Kirschen-Notstandes

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Die Kirschenernte im Kanton Zug wird viel kleiner als im Vorjahr. Trotzdem findet der Chriesisturm durch die Altstadt am kommenden Montag statt. Aber auf etwas anderes muss verzichtet werden.

  • Teams rennen mit den langen Leitern durch die Oberaltstadt. (Bild Werner Schelbert)
    Teams rennen mit den langen Leitern durch die Oberaltstadt. (Bild Werner Schelbert)

Zug – Verheerender Spätfrost und Schnee haben Ende April einen grossen Teil der Kirschenernte vernichtet. «Wir erwarten in der Innerschweiz eine Kirschenernte von rund 111 Tonnen», sagt Beatrice Rüttimann vom Schweizerischen Obstverband. Dieser hat seinen Sitz in der Stadt Zug. Letztes Jahr sind in den Kantonen Zug, Schwyz und Luzern rund 242 Tonnen geerntet worden. Und dieser Ertrag, so Rüttimann, habe auch schon unter dem jährlichen Durchschnitt gelegen. Zum Vergleich nennt Rüttimann den Ertrag der Steinfrüchte im Jahre 2014 in der vorerwähnten Region. Dieser habe damals rund 400 Tonnen betragen. Schweizweit dürfte die Ernte rund einem Viertel einer guten Ernte entsprechen. In guten Jahren werden hierzulande zwischen 2500 und 3500 Tonnen Kirschen gepflückt. Allerdings sind einige Kirschanbauregionen weniger vom Spätfrost im April betroffen als andere. Dies hat der Schweizerische Obstverband am Mittwoch in einer Mitteilung geschrieben.

Obwohl die bordeauxroten Früchte heuer also rar sind, verzichtet die Interessengemeinschaft Zuger Chriesi nicht auf den Chriesisturm. Dieser findet am kommenden Montag (26. Juni) wie gewohnt in der Zuger Altstadt statt (siehe Box). Hingegen muss wegen der Ernteausfälle in diesem Jahr auf den Chriesitag verzichtet werden. So wird es auch keine offene «Zuger Meisterschaft im Kirschenstein-Wett­spucken» geben.

Grosse regionale Unterschiede bei der Ernte

Noch ist es zwar zu früh für Details zur Zuger Kirschenernte. Aber Ueli Kleeb, er ist Chriesi­sturm-Rennleiter, wagt eine Prognose. Klar sei, dass auch im Kanton weniger Kirschen geerntet werden können als in den Vorjahren. Aber es gäbe immerhin einen Lichtblick: «In der Region um die Stadt Zug von Inwil bis Arth wird in den unteren Lagen des Zugerberghanges entgegen dem schweizerischen Trend bei den frühen und mittleren Sorten die Ernte gut ausfallen.» Das gelte natürlich nur, wenn bis zur Ernte heftige Niederschläge ausbleiben und die Kirschessigfliege nicht grassiere. Doch Kleeb verschweigt nicht, dass im Ennetsee und in höheren Lagen grosse Ernteausfälle zu beklagen sind: «Allgemein haben sich die Hochstammkirschbäume gegenüber den Niederstammanlagen resistenter gegen den späten Frost und den Schnee gezeigt.»

Trotz geringerer Erträge findet auch der Chriesimarkt auf dem Landsgemeindeplatz statt. Er startet im Anschluss an den Chriesisturm und ist jeweils von Montag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr offen. Unklar ist, wie lange dort Kirschen und andere Chriesiprodukte gekauft werden können. Der Chriesimarkt hat übrigens eine sehr lange Tradition. Er hat im Jahre 1627 zum ersten Mal stattgefunden. Da es derzeit viel Sonne gibt und sehr warm ist, dürften die Schweizer Kirschen heuer auf wenige Wochen konzentriert auf den Markt kommen. Dies bestätigt Beatrice Rüttimann vom Schweizerischen Obstverband: «Die Nachfrage nach Schweizer Kirschen wird grösser sein als das Angebot.» Es werden darum mehr Kirschen aus dem Ausland importiert werden müssen.

Wie Louis Suter, er ist Leiter der kantonalen Fachstelle für Obstbau, sagt, könnte der Preis für Kirschen je nach Qualität zwischen 20 und 70 Rappen pro Kilogramm höher sein als im vergangenen Jahr.

Brennkirschen so teuer wie schon lange nicht mehr

Auch in einem anderen Kirschensegment wirkt sich die schlechte Kirschenernte aus: Es gibt weniger Brennkirschen. Laut Louis Suter werde der Preis für diese Früchte eine Höhe wie seit Jahrzehnten nicht mehr erreichen.

Unabhängig von der diesjährigen Ernte bemüht sich die Interessengemeinschaft Zuger Chriesi weiterhin, neue Kirschbäume im Kanton Zug zu pflanzen. Die Vereinigung, die vom Zuger CVP-Ständerat Peter Hegglin präsidiert wird, hat sich 1000 Bäume zum Ziel gesetzt und sich dafür eine Frist bis Ende 2018 gegeben. Diese Marke rückt langsam in Sichtweite. Wie die IG in einer Mitteilung schreibt, sind doch seit 2008 im Kanton 825 Hochstamm-Kirschbäume gepflanzt worden. Eine 10-jährige Patenschaft für einen Kirschbaum kostet 825 Franken. (Marco Morosoli)

Hinweis

Mehr zum Projekt und den ge­nauen Zeitplan des Chriesisturms finden Sie im Internet auf www.zugerchriesi.ch.