Aus alt mach neu – im Sinne des Quadriga Consort

Musik

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Eine Mischung aus britischer Volksmusik und Folk hat das Quadriga Consort im Rahmen der «Sommerklänge» gebracht. Das erneut zahlreiche Publikum sparte im Pflegezentrum Baar nicht mit dem Beifall.

  • Der Innenhof des Pflegezentrums ist zwar akustisch geeignet, bietet aber für zu wenig Publikum Platz. (Bild Maria Schmid)
    Der Innenhof des Pflegezentrums ist zwar akustisch geeignet, bietet aber für zu wenig Publikum Platz. (Bild Maria Schmid)

Baar – Aus Österreich waren die sieben Musiker angereist, nach 15-jährigem Bestehen der Gruppe auf Einladung der «Sommerklänge» zum ersten Mal in die Schweiz: Im Quadriga Consort vereinigen sich Nikolaus Newerkla (Cembalo, Vibrandoneon, Gesamtleiter und Bearbeiter), Ulrike Tropper (Sängerin), Karin Silldorff (Blockflöten), Angelika Huemer (Blockflöten und Diskant-Gambe), Dominika Teufel (Alt-Gambe), Philipp Comploi (Basse de Violon) sowie Laurenz Schiffermüller (Perkussion). Unter dem Motto «Aus alt mach neu» wurde traditionelle alte Musik von den Britischen Inseln der bestehenden Besetzung und dem vermuteten Geschmack des heutigen Publikums angepasst.

Die Bearbeitungen liessen die meist recht einfachen und überwiegend in Moll stehenden Weisen aus alter Zeit in Grundstruktur und Tonfolge praktisch unangetastet. Die vor allem im Jazzgesang ausgebildete Ulrike Tropper überzeugte in allen Lagen durch prägnante Gestaltung und sichere Intonation. Mit genügend Englischkenntnissen waren die Inhalte auch ohne Textblatt verständlich. Sie erzählten im Sinne von Märchen und alten Heldengeschichten meist über Liebeskonflikte, erfüllte und unerfüllte Hoffnungen. Unterstützung erhielt die Sängerin dabei auch von Nikolaus Newerkla, der in geschickter Weise für weniger Sprachkundige durch das Programm führte und den Inhalt ­andeutete. Etwas zu aufdringlich betonte er die schon erhaltenen Prämierungen, um den CD-Verkauf in der Pause anzuregen.

Ein breites Spektrum

Die durchwegs nachgebauten historischen Instrumente orientierten sich ungefähr an der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die verschiedenen Blockflötentypen reichten mit manchmal nur sehr kleinen Unterschieden im Grundton vom Sopran bis in die Nähe des Tenors. Die Gamben-Instrumente – in der historischen gemischten Quarten-Terz-Stimmung – waren mit Bünden als Intonationshilfen versehen, die allerdings nicht den ganzen verwendeten Tonumfang abdeckten. Der Basse de Violon wurde mit einem modern aussehenden Cellobogen gespielt.

Am meisten Virtuosität zeigten die Blockflötenstimmen. Dank ausgezeichneter Atemtechnik gelangen die raschen Umstellungen zwischen den verschiedenen Instrumententypen nahtlos. Karin Silldorff und Angelika Huemer wussten sowohl in gleichstimmigen Einsätzen als auch bei raschen Terz- und Oktavparallelen sich stets perfekt einander anzupassen. Erstaunen erregte auch, wie viel klangliche Differenzierung Laurenz Schiffermüller den Rahmentrommeln zu entlocken vermochte. Überwiegend in Begleitaufgaben ergänzten Gamben, Basse de Violon (ein meist in der ersten Lage gespieltes Cello-ähnliches Instrument) sowie das Cembalo den Gesamtklang. Vor allem von der technisch verstärkten Stimmfärbung der Sängerin her machten viele Lieder einen Schlager-ähnlichen Eindruck. Das überwiegend auf klassische Konzerte eingestimmte Publikum freute sich aber auch am koketten Auftreten, das von der ganzen Gruppe mitgetragen wurde. Nach der Stimmung mehr in der Nähe der Originale standen wohl die instrumentalen Zwischenstücke, die vom Publikum manchmal noch fast den stärkeren Applaus erhielten.

Zu klein für solche Konzerte

Der Gemeindearchivar Philippe Bart beschrieb den kaum ein Jahr alten Innenhof des Pflegezentrums Baar als Endpunkt einer langen und keineswegs gradlinigen Entwicklung vom 1894 eröffneten Krankenheim über das Gemeindespital bis zum heutigen Kantonsspital. Der Innenhof des Pflegezentrums erwies sich als akustisch geeignet, aber für den Publikumsaufmarsch als zu klein. So musste ein Teil der Zuhörer auf den durch eine Glasscheibe teilweise abgedeckten Balkon verlegt werden. Dem Vernehmen nach beeinträchtigte dies das Musikerlebnis nicht stark, wohl aber die Sprachverständlichkeit. (Jürg Röthlisberger)