30 Jahre Astona – die Arbeit geht weiter

Musik

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Die Sommer-Musikakademie feiert im Lassalle-Haus ihr Jubiläum: Das diesjährige Schlusskonzert hat zahlreiche Zuhörer angezogen, und diese dankten mit einem grossen Applaus.

  • Ivan Smirnov (links) aus Russland zeigte zusammen mit Triinu Piirsalu aus Estland und Gustav Rormark aus Norwegen sein Können am Schlusskonzert im Lassalle-Haus. (Bild Werner Schelbert)
    Ivan Smirnov (links) aus Russland zeigte zusammen mit Triinu Piirsalu aus Estland und Gustav Rormark aus Norwegen sein Können am Schlusskonzert im Lassalle-Haus. (Bild Werner Schelbert)

Edlibach – Offensichtlich hat sich die Sommer-Musikakademie Astona in Bad Schönbrunn in Menzingen sehr gut eingelebt. Davon zeugte ein erfreulich zahlreiches Publikum – auch bei den vorangegangenen Auftritten meist mehr Leute als in früheren Jahren –, welches den Forrenmattsaal im Lassalle-Haus bis auf den letzten Platz füllte. Neben den Beiträgen der 12- bis 20-jährigen Kursteilnehmer spielten mit Esther Hoppe und Christian Poltéra auch zwei Ehemalige. Genügend Zeit blieb für die Ehrungen und den reichhaltigen Apéro.

Wie Nadja Chumachenco – Gründungsinitiantin und Gesamtleiterin – und Detlef Hahn – seit vielen Jahren Dozent für die Violinen – in ihren Dankesworten betonten, geht es bei Astona um die zusätzliche Förderung talentierter Nachwuchsmusiker. Dies geschieht unabhängig davon, ob sie später als Berufsmusiker hauptsächlich Geigenunterricht erteilen oder ob sie als Spitzenkräfte tatsächlich international Karriere machen. Als Beispiel dafür musizierten innerhalb des Programms auch zwei Ehemalige: Esther Hoppe und Christian Poltéra spielten die beiden ersten Sätze aus der Sonate für Violine und Cello von Maurice Ravel. Das bei der Uraufführung 1922 von der Presse als zu schwierig bezeichnete Werk erhielt eine in jeder Hinsicht souveräne Wiedergabe.

Gesamtorchester am Schlusskonzert

Im Gegensatz zu früheren Auftritten wurde diesmal auch das Gesamtorchester aller Kursteilnehmer in das Schlusskonzert einbezogen. Unter der Leitung von Jonathan Brett Harrison – auch er ein langjähriger Leiter an den Astona-Kursen – erklang die Suite für Streichorchester, ein Frühwerk des damals 23-jährigen Leoš Janáek.

Einmal mehr bewunderte man die Homogenität auf hohem Niveau des vollen Klangkörpers, was dem Dirigenten eine freie Gestaltung ermöglichte. Transparent erschienen die harmonischen Erweiterungen im ersten Satz, die einige Elemente der Moderne vorausnahmen, gefolgt von weiteren Sätzen, die mehr Elemente der Volksmusik und dem von Janáek hoch verehrten Antonín Dvoák verarbeiteten.

Sie stammen überwiegend aus Nordeuropa

Schon für die blosse Teilnahme mussten die überwiegend aus Nordeuropa stammenden jungen Leute ein hohes musikalisches und technisches Können nachweisen. Die Kammermusikvorträge brachten dann gewissermassen die Elite der Elite – insgesamt sieben Streicherstimmen, die sich in kürzester Zeit zu homogenen Gruppen geformt hatten. Fünf Einzelsätze bewegten sich zwischen der späten Klassik und der Moderne – immer wieder der Kompromiss zwischen einem stilistisch abgerundeten Programm und dem Bestreben, möglichst verschiedenartige Talente vorspielen zu lassen. Für zwei Sätze aus der Serenade Opus 12 von Zoltán Kodály vereinigten sich mit Ivan Smirnov, Violine, aus Russland, Triinu Piirsalu, Violine, aus Estland, und Gustav Rormark, Viola, aus Norwegen drei Musiker von sehr unterschiedlichem äusserem Auftreten, aber mit hoher Homogenität in der Interpretation.

Im Allegro aus der Sonate für Cello und Klavier, Opus 65, von Frédéric Chopin erlebte man mit Linda Heiberga, Lettland, eine über das Technische hinaus auch musikalisch bereits sehr weit ­gereifte Künstlerin, die angemessenen Kontakt fand zum ebenfalls voll geforderten Begleitpianisten François Kilian. Als langjähriger Kursleiter hatte dieser neben weiteren Begleitaufgaben kurzfristig auch den Klavierpart der Zugabe von Esther Hoppe und Christian Poltéra übernommen.

Kräftigster Applaus des Konzertabends

Roman Reshetkin, Violine, aus Frankreich schien trotz höchster technischer Anforderungen bei der Interpretation der Tzigane-Rhapsodie von Maurice Ravel keine Probleme zu kennen. Er erhielt den wohl kräftigsten Applaus des Konzertabends. Mit Linda Heiberga sowie Thera Ortved, Violine, Dänemark, und Njord Fossnes, Viola, Norwegen, erklang als Abschluss der Allegro-Satz aus dem Beethoven-Quartett Opus 59, Nr. 7.

Über den vorbildlichen Blickkontakt hinaus überzeugte die Wiedergabe durch ein in sich stimmiges romantisierendes Klangbild, das vor allem die Kontraste betonte. Neben der Geburtstagstorte mit 30 Kerzen wurde das Jubiläum auch durch die Zugabe der drei jüngsten Kursteilnehmerinnen – Mille Hauge, Sharon Zhou und Björg Pas, alle Violine – gefeiert. Wie der lokale Organisator Christoph Balmer feststellen konnte, ist der «Umzug» vom Zugerberg nach Bad Schönbrunn reibungslos gelungen. Man freut sich schon jetzt auf die nächste Auflage im Juli 2018 – wiederum im Lassalle-Haus. (Jürg Röthlisberger)