Eine Pilgerreise, filmisch erzählt

Film & Multimedia

,

Vor 22 Jahren brach Konstantin Beck auf eine Pilgerreise nach Taizé in Frankreich auf. In einem mit minimalsten finanziellen Mitteln produzierten Film lässt er die Erlebnisse nun wieder aufleben. Unterstützung erhielt er beim Filmen von seinem Sohn.

  • Diese Szene aus dem Film zeigt den Pilger auf seinem Weg durch Frankreichs Wälder. (Bild: PD)
    Diese Szene aus dem Film zeigt den Pilger auf seinem Weg durch Frankreichs Wälder. (Bild: PD)

Hünenberg – Ein junger Mann, der in einer tiefen Lebenskrise steckt und an heftigen Rückenschmerzen leidet, macht sich auf den Weg nach Taizé. Er hofft, im ökumenischen Kloster im Burgund, das für seine Gesänge weltweit bekannt ist, geheilt zu werden. Ein Traum leitet ihn und treibt ihn an, trotz starker Beschwerden nicht umzukehren. Es ist eine Pilgerreise voller Höhen und Tiefen, voller Enttäuschungen und Überraschungen, mit einer besonderen Erkenntnis am Schluss. Eine Erkenntnis, nach der ein Heilungsprozess einsetzt – sowohl seelisch wie auch körperlich.

Der Mann, der diese Geschichte erlebt hat, heisst Konstantin Beck und wohnt in Hünenberg See. Die Reise ist 22 Jahre her – und sie hat den heute 57-Jährigen so stark geprägt, dass er sie kurz nach seiner Rückkehr niedergeschrieben hat: im Büchlein «Auf der Suche nach befreiendem Glauben».

Die Geschichte in die heutige Zeit übertragen

Jetzt lässt Konstantin Beck die Erlebnisse von damals nochmals aufleben – in einem rund 90-minütigen Film, den er mit einem Budget von lediglich 5000 Franken in den letzten zwei Jahren realisiert hat. Am Sonntag findet die Uraufführung statt (siehe Hinweis). Beck ist Produzent, Regisseur und Darsteller in einem. «Der Film ist für junge Erwachsene heute ein viel stärkeres Medium als das Buch», ist Beck überzeugt. «Ich wollte deshalb die Geschichte in die heutige Zeit übertragen und eine Sprache finden, die auch junge Leute verstehen.» Mit seinem Film möchte der vierfache Vater zeigen, «dass es kleine Wunder im Alltag gibt, auch wenn ich diese natürlich nicht beweisen kann. Und dass Gott zwar manchmal unverständlich handelt, einen aber nie bestraft oder alleine lässt».

Der Prozess von der Idee zum fertigen Film war nicht einfach. Fast hätte Beck, studierter Volkswirtschafter und Versicherungsmathematiker, das Projekt wieder aufgegeben. Nachdem er eine erste Version des Drehbuchs verfasst hatte, merkte er schnell, dass das Ganze so nicht funktioniert. Das Buch hatte er in der dritten Person verfasst – für den Film musste er auf die erste Person mit Namen und Gesicht umstellen. Auch musste er den ursprünglichen Wunsch, alle Szenen an den Originalschauplätzen zu drehen, wieder verwerfen. «Das wäre viel zu aufwendig gewesen.» Beck ist in einem 100-Prozent-Pensum für einen Krankenversicherer tätig und hat den Film in seiner Freizeit realisiert. Eine weitere Herausforderung stellte die Musik dar: Um die Rechte für die Verwendung der Taizé-Lieder zu bekommen, musste Beck vor Ort in Frankreich ein Gespräch führen.

Bei der Umsetzung seines Vorhabens erlebte der gläubige Katholik viel Wohlwollen. «Die Zahl der Beteiligten, die sich spontan für eine Mitarbeit entschlossen, überstieg meine Erwartungen», so Beck. «Mein wichtigster Sponsor war die Katholische Kirchgemeinde Cham-Hünenberg, die mir Material zur Verfügung stellte, und die Erlaubnis gab, in den Kirchen und Kapellen zu filmen.» Auch die reformierten Kirchen Cham und Hünenberg unterstützten das Projekt, genauso wie die Chäppeli-Genossenschaft und die Korporation Hünenberg. Dazu kamen 130 Freiwillige, die als Darsteller, Sänger, Statisten oder Requisitenbauer mithalfen. Mit von der Partie ist etwa der Hünenberger Gemeindeleiter Christian Kelter. Er spielt im Film einen Bruder aus Taizé, der den niedergeschlagenen Pilger im Gespräch aufbaut. «Das Schöne ist, dass er quasi sich selber spielt», schildert Beck.

Für Konstantin Beck wurde der Film schnell zu einer Herzensangelegenheit – genauso wie für seinen 17-jährigen Sohn Tobias. Denn von Filmen verstand Beck zunächst nicht viel. Mit Tobias, der zurzeit die Lehre als Polygraf absolviert, hatte er den perfekten Mitarbeiter gefunden. «Das Ganze wurde zu einem Vater-Sohn-Projekt», erzählt er. «Wir haben beide viel voneinander gelernt. Die Arbeit hat uns auf jeden Fall noch stärker zusammengeschweisst.» Neben Sohn Tobias haben auch dessen Freundin Nina, Becks Ehefrau und die anderen Söhne mitgewirkt; die ganze Familie war involviert.

Überraschende Wendungen bei den Dreharbeiten

So viel wie möglich wurde in Hünenberg und Umgebung, etwa im Sihltal, gefilmt. Für eine Woche reiste das kleine Filmteam nach Frankreich. «Das Erstaunliche war, dass die Arbeiten selber wiederum zu einer kleinen Reise voller Wunder wurden», sagt Konstantin Beck. Ein Beispiel: Es galt, in einem französischen Dorf eine Szene zu filmen, wie der Pilger ungefähr um 10 Uhr auf eine Kirche zuwandert. Doch habe das Team erst am Nachmittag das Dorf erreicht, erzählt Beck. «Wir merkten dann aber, dass die Uhr am Kirchturm um 10 Uhr stehengeblieben war.» Es ist nur eine Situation von mehreren, die der Hünenberger schildert.

Ob das nun eine Verkettung von glücklichen Umständen war oder ob Gott seine Finger im Spiel hatte? Für Konstantin Beck jedenfalls unterstreichen die überraschenden Wendungen einmal mehr sein persönliches Taizé-Erlebnis. (Rahel Hug)

Hinweis
Filmvorführung «Auf der Suche nach befreiendem Glauben – Ein Pilgerweg nach Taizé»: Sonntag, 26. Mai, 19 Uhr, Kirche Heilig Geist Hünenberg. Der Eintritt ist frei.