Der «Wächter» vom Vogelwinkel

Kunst & Baukultur

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Eine hölzerne Adlerskulptur erinnert an ein verdienstvolles Korporationsmitglied. Die Korporation Baar pflegt es, Objekte mit künstlerischem Anspruch widmungshalber in ihrem Nutzungskreis aufzustellen.

  • Der jagende Adler am Waldrand oberhalb der Burgmatt ist dem einstigen Korporationsschreiber Willy Dossenbach (†2007) gewidmet für seine langjährigen Verdienste. (Bild Stefan Kaiser)
    Der jagende Adler am Waldrand oberhalb der Burgmatt ist dem einstigen Korporationsschreiber Willy Dossenbach (†2007) gewidmet für seine langjährigen Verdienste. (Bild Stefan Kaiser)

Baar – Ein beliebter Spazierweg ist sie, die leicht ansteigende Strasse oberhalb der Burgmatt in Baar, welche abseits des Siedlungsgebietes am Rande des Lorzentobel säumenden Waldes verläuft. Waldseitig direkt an der Strasse, auf Höhe des ausladenden Wiesengrundes im Schnueperenboden, erregt eine eindrückliche Holzskulptur Aufmerksamkeit. Sie zeigt einen stolzen Adler just im Moment, als er sich auf einen Feldhasen stürzt und – noch mit den Flügeln schlagend – die mächtigen Krallen in seine Beute haut. Die Szene ist aus dem noch immer fest im Boden verwurzelten Stamm eines Eichenbaumes gehauen, der hier einst in die Höhe ragte. Eine Plakette verrät, dass die Holzplastik im Auftrag der Korporation Baar entstanden und dem 2007 verstorbenen Korporationsschreiber Willy Dossenbach gewidmet ist. «Als Dank für 10 Jahre Bürgernähe» desselben, ist weiter zu lesen.

Willy Dossenbach übte sein Amt bei der Korporation von 1997 bis zu seinem Ableben 2007 nach langer, schwerer Krankheit, aus. «Er war ein besonderer Mensch: Er pflegte einen sehr zuvorkommenden Kontakt zur Korporationsbürgerschaft und war äusserst kundenfreundlich», würdigt die jetzige Korporationsschreiberin Corinna Müller ihren Amtsvorgänger zurückblickend. Dass man dem grossen Naturliebhaber für seine Verdienste eine Adlerskulptur gewidmet habe, sei vor allem darin begründet, dass er als passionierter Fotograf bevorzugt Tiere und davon insbesondere Vögel abgelichtet hat.

Suche nach einer passenden Eiche

Widmungshalber aufgestellte Gedenkmale haben bei der ­Korporation Baar Tradition. In deren Nutzungskreis existieren bereits mehrere personalisierte Holzbänke oder besondere Steine, die verdienstvollen Korporationspräsidenten oder -bürgern zu Ehren installiert worden sind. Als man für den 2008 ­altershalber zurückgetretenen ehemaligen Korporationspräsidenten Erich Hug in der Oberallmend eine Holzbank mit Fuchsskulptur aufgestellt habe, sei man im selben Zuge auf die Idee mit dem Adler für den im Jahr zuvor verstorbenen Willy Dossenbach gekommen. «Folglich hat der Korporationspräsident Walter W. Andermatt zusammen mit unserem Förster Werner Stocker nach einer geeigneten Eiche an einem schönen Ort in unserem Korporationsgebiet gesucht», führt Corinna Müller aus. «Der heutige, ideale Standort war bald gefunden.»

Ein Motorsägenvirtuose aus dem Emmental

Als ausführender Künstler zeichnete der Emmentaler Holzbildhauer Toni Flückiger alias «Flugo» verantwortlich, welcher sich mit seinem souveränen Umgang mit der Motorsäge überregional einen Namen gemacht hat und damit Holzplastiken aller erdenklicher Art herstellt. «Wir haben Toni Flückiger bereits von Holzer-Wettkämpfen her gekannt. Die Lebensechtheit seiner Tierfiguren gefiel uns sehr», erläutert die Korporationsschreiberin die Wahl des Künstlers.

Willy Dossenbachs Adler beeindruckt bereits aus der Ferne durch seine Dynamik und Naturtreue. Er wirkt seither wie ein stiller Wächter über den «Vogelwinkel» oberhalb der Burgmatt. (Andreas Faessler)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.