Ein Bekenntnis zur gediegenen Amateurleistung

Musik

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Ein voll besetzter Lorzensaal, ein intensiv vorbereiteter Auftritt, eine angemessene Instrumental-Begleitung und zum Schluss ein langer Applaus des Publikums: Was hätten sich die Zugersinglüüt mehr wünschen können?

Cham – Für das Konzert im Chamer Lorzensaal hatten sich die Zugersinglüüt auf den keltisch-nordwesteuropäischen Kulturkreis festgelegt, offensichtlich auch zum Gefallen der Mitwirkenden selbst. Mit insgesamt 48 Sängerinnen und Sängern stand der Chor noch nie so zahlreich auf der Bühne. Erfreulich ein weiteres Mal die sorgfältige Vorbereitung durch Thomas Huwyler: Der fast ausschliesslich aus Strophenliedern bestehende umfangreiche Notentext wurde sicher beherrscht – bei einigen Gesängen sogar auswendig. Intensiv hatte man auch an der Intonation gearbeitet. Bis zum Schluss wurde die richtige Tonhöhe gegenüber der Instrumentalgruppe ohne Ermüdung sauber gehalten und einzelne Unsicherheiten bei exponierten Einsätzen korrigierten sich stets innerhalb weniger Töne.

Schon vom Zahlenverhältnis her dominierten eher die Frauenstimmen. Dies bedeutete aber kaum eine Beeinträchtigung des Gesamteindrucks, weil ja bei vierstimmigen volkstümlichen Chorsätzen unabhängig vom Kulturkreis die Hauptmelodie fast immer im Sopran liegt. Nur an wenigen Stellen wechselte die Führung zu den Männerstimmen. Mutig und sicher gelangen die exponierten Tenor-Einsätze in «The Bard of Armagh», und auch bei «Tra bo dau» vermochte der Männerchor den Saal akustisch zu füllen. Keine Probleme bot dabei die Wiederholung zuerst als englische und dann als walisische Version.

Musikalische Beweglichkeit an mehreren Instrumenten

Die Inhalte und die harmonische Substanz der Gesänge entsprachen zwar dem keltischen Musikverständnis, so wie es heute empfunden wird. Aber auch auf den Britischen Inseln redet nur noch eine kleine Minderheit gälisch, irisch oder walisisch als Muttersprache – eine ähnliche Situation wie für die Rätoromanen in der Schweiz. So standen die allermeisten Lieder in englischer Sprache, was schon eine gehörige zusätzliche Vorbereitung erforderte. Hilfreich für das Publikum erschien dabei die Moderation durch die Mitwirkenden selbst, abwechselnd Verena Gysin, Zeno Stössel, Thomas Huwyler und Lucius Sigrist.

Drei Mitwirkende der Begleitgruppe Amix spielten auf fest zugeteilten Instrumenten, nämlich Edith Stoll (Violine), Regula Julen (Akkordeon) und Lucius Sigrist (Kontrabass). Andere stellten ihre musikalische Beweglichkeit auch durch In­strumentenwechsel unter Beweis: Doris Hertig (Oboe und Perkussion), Barbara Camenzind (Klarinette, verschiedene sehr kleine Blockflöten und Perkussion), sowie Daniel Boissonas (verschiedene Zupfinstrumente aus der Gitarren- und Mandolinenfamilie).

Bis auf verschwindende Ausnahmen gleich zu Beginn gelang gegenüber dem Chor ein rhythmisch präzises und klanglich ausgewogenes Zusammenspiel. Originell erschien der Einstieg zum ersten Orchesterstück: Durch ein gehaltenes A im Kontrabass und die Tonerzeugung auf einer teilweise auseinander geschraubten Oboe wurde ein Klang erzeugt, der humoristisch an einen Du­delsack erinnerte. Etwas gedehnt erschienen die nicht durch Moderation kommentierten weiteren Zwischenspiele. Während der Chor durch die verschiedensten Tonarten wechselte, blieb die Begleitgruppe unter sich fast immer in a-Moll oder e-Moll. Zudem wurden viele Melodie-Elemente innerhalb der einzelnen Stücke und auch zwischen diesen wiederholt.

Den langen und intensiven Schlussapplaus verdankten die Mitwirkenden mit zwei Zugaben. Diese waren gleichzeitig Überleitung zum Barbetrieb, welcher einen Grossteil des Publikums und die Mitwirkenden noch lange im gemütlichen Zusammensein beieinander hielt. (Jürg Röthlisberger)