Brände, die Cham veränderten

Brauchtum & Geschichte

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Bei einer Dorfführung verwies Bruno Birrer auf einschneidende Feuer, die in der Gemeinde gewütet haben.

Cham – Unser Zuhause wird von vielen historischen Ereignissen geprägt. Dazu gehören auch fatale Brände. Gemeinsam mit Bruno Birrer dürften die Interessierten bei einer Dorfführung in die Geschichte der Chamer Industrialisierung eintauchen und auf eine kleine Reise durch die Vergangenheit gehen.

Bereits im frühen 20. Jahrhundert war Cham ein wichtiger Ort in der Industrieentwicklung. Diverse Firmen und Fabriken kurbelten die Wirtschaft national und international an. Die beiden Firmen Pawefa AG und Abnox AG, die damals auf dem Areal der «Milchsüdi» ihren Standort hatten, wurden im Jahr etwa 1968 durch einen Grossbrand zerstört. 1881 beschloss die Chamer Regierung, die Gesellschaft mit einem Theatersaal zu beglücken. Wenige Jahre später umfasste die Theatergesellschaft weitläufige Freizeit- und Jobangebote und beschäftigte rund 200 Personen. Der Hit: der Manhattan Nachtclub. Aufgrund einer Stichflamme stand aber plötzlich die Tanzfläche in Flammen. Trotz des raschen Ausrückens der Feuerwehr Cham war leider nichts mehr zu retten. Der vermeintliche «Hotspot» öffnete erst vor wenigen Tagen im Oktober 2020 seine Türen wieder.

Papierrollen waren schnell in Flammen

Am 24. Juni 1979 wurde die stillgelegte Maschinenfabrik, nahe dem heutigen Neudorf, durch einen tragischen Brand zerstört. Das Gebäude der Papieri Cham diente als Einstellhalle für Papierrollen. «Papier ist heimtückisch», erläuterte Birrer. Grund für die Feuersbrunst waren Glasziegel, die das einwerfende Licht bündelten und auf die gelagerten Papierrollen strahlen liessen. Ein Fall, bei dem Brandstiftung nicht der Grund war. Beim Eintreffen des Kommandos stand bereits der ganze Gebäudekomplex in Flammen. Es gelang dem Grossaufgebot der Feuerwehr aber, anliegende Neubauten und Gebäude vor den Flammen zu bewahren. Heute, im Jahr 2020, sind dort das Neudorf und familiäres Wohnen anzutreffen. «Spannend, wie sich das Dorf verändert, ohne dass man es bewusst wahrnimmt», meinte Bruno Birrer.

Nahe des Bahnhofs Cham, wo heute zwei bewundernswerte alte Häuser stehen, vertrieb der US-amerikanische Unternehmer George Ham Page Kondensmilch in Büchsen. Die Firma mit zugehörigem Zuckerlager geriet durch gelagerte Gasflaschen in Brand. Jahre später besuchte Königin Victoria auf Empfehlung eines Reiseführers Cham. Doch leider wurde ihr im Restaurant Raben kein Kaffee angeboten. Hätte der Wirt früher gewusst, dass ihn so hoher Besuch erwartet. Bruno Birrer wusste einige Anekdoten zu erzählen.

Gefährliche Leichtsinnigkeit

So fragte er die Teilnehmer auch, ob sie nicht auch schon eine Kerze alleine gelassen, die Herdplatte nicht ausgeschaltet oder eine Zigarette versehentlich liegen gelassen hätten? Brände, die aus Leichtsinnigkeit geschehen, waren und sind gang und gäbe. Am Abend des 20.  März 1954 etwa stiegen schwarze Rauchwolken vom Gemeindehaus auf. Alle wertvollen Aktien und Geometrieunterlagen konnten gesichert werden. Da im Gemeindehaus Renovationsarbeiten vorgenommen wurden und die Bauarbeiter rauchten, geht man auch hier von Brandstiftung und Leichtsinnigkeit aus.

Das alte Pfarrhaus hingegen wurde absichtlich den Flammen ausgesetzt und als Übung der Feuerwehr Cham genutzt. Ebenfalls ein Ereignis, bei welchem man sich heute fragend den Kopf kratzt: Im Quartier nahe Röhrliberg liess eine Gruppe Kinder einst einen Heissluftballon steigen. Jedoch stürzte dieser über der Turnhalle ab. Diese geriet kurze Zeit später in Brand. Was, wenn solcher Humbug heute noch erlaubt wäre? Der etwas andere Dorfrundgang mit Birrer liess einen die Geschichte mit etwas anderen Augen sehen. (Jasmin Maier)