Ein typischer Zuger Brauch

Brauchtum & Geschichte

,

Zum 333. Mal hat am Mittwoch das Zuger Bäckermöhli stattgefunden. Der Brauch, bei dem allerlei Leckereien ausgeworfen werden, begeistert Kinder wie auch Erwachsene.

  • Leuchtende Kinderaugen und fliegende Orangen: All das gehört zum Bäckermöhli. (Bilder Stefan Kaiser)
    Leuchtende Kinderaugen und fliegende Orangen: All das gehört zum Bäckermöhli. (Bilder Stefan Kaiser)

Zug – Am letzten Mittwoch im Januar findet in Zug traditionellerweise das Bäckermöhli statt. Dabei werden zuerst vom Balkon des City-Hotel Ochsen und im Anschluss bei der Zunftstube des Restaurants Aklin Esswaren wie Mutschli, Lebkuchen, Guetzli, Orangen und Würstchen ausgeworfen.

Heuer hat sich der Brauch der Zunft und Bruderschaft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker bereits zum 333. Mal gejährt. Die diesjährige Ausgabe ist eine besondere, so tritt Felix Horber nach zehn Jahren das Amt des Obmanns an Hugo Trütsch ab.

Trütsch erklärt, dass viel getan werde, um der jüngsten Generation den Brauch näherzubringen: «Die Delegierten der Zünfte besuchen jeweils am Vormittag die Stadtzuger Kindergärten, um ihnen von der Geschichte des Brauches zu erzählen und dessen Gedankengut so weiterzuvermitteln.» Am Mittag treffen sich die Delegierten der Zünfte und die Ehrengäste zum geselligen Mittagessen, wo auch launig-lustige Reden nicht fehlen dürfen. Eine spezielle Prüfung haben die Mitbrüder der neuen Zünfte zu absolvieren – es gilt einen Teig auszuwallen, der dann von den Meistern als gut befunden werden muss.

Teilen gemeinsamer Zeit

Der Brauch stehe sinnbildlich als Berührungspunkt zwischen den Zünften und der Zuger Bevölkerung, so Trütsch weiter: «Als man früher noch nicht so viel hatte, stand der Solidaritätsgedanke klar und deutlich im Vordergrund. Heute geht es beim Bäckermöhli neben dem Teilen von Esswaren auch um das Teilen gemeinsamer Zeit. Wenn ich die strahlenden Gesichter der Kinder sehe, haben wir unser Ziel erreicht.»

Am späten Nachmittag ist der Kolinplatz mit Kindern und ihren erwachsenen Begleitern gesäumt – die Vorfreude ist spürbar. Dann beginnt die Zunftmusik zu spielen und die Delegierten der Zünfte betreten mit ihren charakteristischen Hüten strahlend den Balkon des City-Hotels Ochsen. Einstimmig beginnen die zuvorderst stehenden Kinder laut «Bäckermöhli» zu rufen.

Tolle Stimmung

Als wäre dies das Kommando, fliegen sogleich die ersten Leckereien von oben auf die ausgestreckten Hände zu. Aufmerksam versuchen die Delegierten zuerst mit den Versammelten Augenkontakt herzustellen, um zum treffsicheren Wurf anzusetzen – sie können jedoch nicht verhindern, dass einige Esswaren auf der Ägeristrasse oder im Kolinbrunnen landen. Gemeinsam mit ihrem jungen Sohn hat Anna Elsener den Brauch besucht: «Wir besuchen das Bäckermöhli jedes Jahr wieder gerne, da jeweils eine tolle Stimmung herrscht. Dieses Mal sind wir erfolgreich gewesen und haben ein Mutschli fangen können.» (Nils Rogenmoser)