König David als spektakuläres Oratorium

Musik

,

Am Samstag tauchte die St.-Johannes-Kirche in akustischen Glanz und visuelles Strahlen.

  • Das Oratorium wurde in der St.-Johannes-Kirche uraufgeführt. (Bild Patrick Hürlimann)
    Das Oratorium wurde in der St.-Johannes-Kirche uraufgeführt. (Bild Patrick Hürlimann)

Zug – Gut 30 Sänger des Xang-Chors, dazu Harfe, Vibraphon, Perkussion, Horn und Kirchenorgel – optisch unterstützt von den farbenfrohen Bildern der kürzlich verstorbenen Zuger Malerin Maria Hafner. Was für ein Spektakel! Mit dem Sieg gegen Goliath wurde aus dem Hirtenjungen David der umjubelte König Israels. Doch wie viel darf sich ein Umjubelter erlauben? David vollzog auf der Höhe seiner Macht so einiges. Drama pur in der Bibel, spektakulär in der Kirche umgesetzt.

Der Zuger Carl Rütti schuf das Oratorium und bewies damit eindrücklich, wie modern klassische Musik klingen kann. Rütti setzte geschickt den Chor und entsprechende Instrumente ein, komponierte ein eingängiges Thema – ein Leitmotiv quasi – und schuf damit eine spannende, sehr dichte und dennoch gefällige Komposition, ohne aber in die Belanglosigkeit zu versinken.

Spannende Triage

Die selbstgestellte Aufgabe, quasi den David-Zyklus von Maria Hager zu vertonen, meistere er mit Bravur. Der Schöpfer des Oratoriums weiss, welcher Chor was singen kann: Im Fall des Xang Chores hat Rütti auf die richtigen Stimmen gesetzt, denn vom ersten Ton an faszinierte der Gesang. Die verschiedenen Sätze («Bilder») forderten den Chor: «Für die Stimmen war eindeutig Satz Nr. 7‚ ‹David und Bathseba›, am anspruchsvollsten», erklärt Carl Rütti im Gespräch. «Da singen sie achtstimmig a cappella auf extrem hohem Niveau und müssen dabei die Liebesnacht Davids mit Bathseba ausdrücken», erklärt der Komponist.

Das Oratorium besteht aus zwölf Sätzen beziehungsweise aus zwölf Bildern. Maria Hafners Zyklus aus 19 Gemälden und Texten; Carl Rütti musste also für die musikalische Umsetzung einen eigenen Weg gehen, um Längen zu vermeiden. «Einerseits wollte ich die ganze Geschichte erzählen können, musste aber auf die musikalische Dramaturgie Rücksicht nehmen», erklärte der Komponist am Samstag an der Einführung. Diese war übrigens so gut besucht, dass in einen grösseren Saal disloziert werden musste. «Als die Künstlerin – mit welcher ich schon 1995 zusammengearbeitet habe – auf mich mit dem Wunsch zukam, den David-­Zyklus zu vertonen, standen wir vor einer grossen Herausforderung», so Carl Rütti. Denn die Texte von Maria Hafner waren nicht in allen Fällen für Gesang geeignet und nicht jedes Bild liess sich exakt umsetzen. «So habe ich die Geschichte von David erneut in der Bibel nachgelesen und Teile aus dem Originaltext verwendet.» Heraus­gekommen ist eine stimmige, funktionierende Triage aus Musik, Text und Visualisierung. Und wenn man weiss, dass die Kirche St.Johannes der Täufer vom Bruder der verstorbenen Künstlerin, Leo Hafner, erbaut wurde, merkt man auch hier, wie sehr sich Carl Rütti und Team mit dem Werk von Maria Hafner auseinandergesetzt haben.

Der Chor Xang überzeugte auf ganzer Linie, besonders gelungen und spannend waren die A-cappella-Stücke oder wenn flüsterleise «gesungen» werden musste, beinahe ein Ding der Unmöglichkeit; am Samstagabend aber hervorragend gelungen. Die Instrumentalisten wiederum waren bei den entsprechenden Sätzen gefordert, da auf nur vier Musikern das ganze Gewicht der Begleitung lag «und dabei oft lange Ostinati und dann wieder nur punktuelle ­Einsätze vorkommen, was die Orientierung schwierig macht», erklärt Carl Rütti. Er selbst spielte die Orgel, souverän wie immer. Spannend auch der Einsatz der Harfe: «Dass die Harfe zu König David gehört, ist ja beinahe gesetzt. Sie ist bereits in der Bibel als das Instrument erwähnt, zu dem er stets seine Psalmen sang», erklärt Carl Rütti. Und weil Praxedis Hug-Rütti nicht nur eine der besten helvetischen Harfenspielerinnen ist, sondern auch des Komponisten Schwester, fügte sich auch hier wieder alles zu einem harmonischen Ganzen.

Am Konzert kam es nie zu irgendwelchen Längen oder gar zu Langeweile, dafür war einfach zu viel los auf allen Sinnesebenen. Die Geschichte von David alleine ist schon spektakulär, zusammen mit den eingeblendeten ­Bildern, dem umfangreichen und liebevoll gestalteten Textheft, der umwerfenden Musik und dem Chor – man hätte sich gewünscht, es würde noch eine längere Version von David geben. (Haymo Empl)

Hinweis
Die letzte Aufführung findet am Samstag, 27. September, um ­ 20 Uhr in der Kirche St.Johannes in Zug statt.