Mit Bildern in die Vergangenheit

Dies & Das, Brauchtum & Geschichte

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Mitarbeitende von Zuger Institutionen erzählen über ihr Lieblingskunstwerk.

  • Ausstellungskuratorin und Museumspädagogin Ursina Zweifel spricht gerne über ihr Lieblingswerk. (Bild Res Eichenberger)
    Ausstellungskuratorin und Museumspädagogin Ursina Zweifel spricht gerne über ihr Lieblingswerk. (Bild Res Eichenberger)

Zug – Dieser Artikel ist in der Ausgabe April 2021 des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den weiteren Berichten über Lieblingskunstwerke.

Ursina Zweifel, Museum für Urgeschichte(n), Zug

«Eines meiner Lieblingswerke in der aktuellen Sonderausstellung ‹Bildergeschichten› zeigt die Rückkehr eines jungen Kriegers in der späten Eisenzeit (2. Jahrhundert v. Chr.). Er wird von zwei Veteranen begrüsst, die sich zu seinen Ehren in Rüstung geworfen haben. Zwei Frauen im Hintergrund hören zu, was der junge Mann erzählt. Die jüngere der beiden ist schwanger – vielleicht wird der Krieger Vater?

Verbildlichte Vergangenheit
Die Szene stammt aus der Feder von Dani Pelagatti und Anita Dettwiler (Bunterhund-Illustration). Es handelt sich um ein sogenanntes ­Lebensbild, also um die Darstellung einer urgeschichtlichen Szene aufgrund von archäologischen Ergebnissen. In der Ausstellung stehen die aktuellen Lebensbilder jeweils einem historischen Bild gegenüber. Hier ist es das Gemälde ‹Les romains passant sous le joug› von Charles Gleyre (1858). Es zeigt einen Sieg der Helvetier über die römische Armee in einer mythisch überhöhten Weise. Demgegenüber zeigt unser Lebensbild, dass das Verhältnis zwischen Römern und Kelten komplexer war. Während die alten Krieger gegen die Römer kämpften, war der jüngere Söldner in der römischen Armee.

Realitäten zur Diskussion stellen
Das Bild rückt die Menschen und ihre persönlichen Geschichten ins Zentrum. Wir wollten den Krieg nicht glorifizieren, sondern mit den Kriegsverletzungen der Veteranen auch auf die Gewalt hinweisen. Und besonders mir war es ein Anliegen, Frauen mit im Bild zu haben. Diese spielten eine umso wichtigere Rolle, wenn die Männer im Krieg waren. Mit der Schwangerschaft der jüngeren Frau setzen wir ausserdem einen Kontrast zum kriegerischen Thema und verleihen der Geschichte eine weitere Dimension.

Bilder schaffen Zugang
Es ist genau diese Lebensnähe mit viel Spielraum zur eigenen Interpretation, die mich als Archäologin immer wieder berührt. Ein Lebensbild ist darum mehr als einfach ein Abbild einer archäologisch wahrscheinlichen Realität. Es ermöglicht eine emotionale Verbindung zu den Menschen im Bild über Zeit und Raum hinweg.»

«Lebensbild» illustriert von Dani Pelagatti und Anita Dettwiler
Illustration einer urgeschichtlichen Szene