Wenn Gesang mit Wein und Gebäck honoriert wird

Brauchtum & Geschichte

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In einem Monat singen am Chrööpfelimee in der Altstadt Gesangsgruppen für Paare und erhalten als Lohn Chröpfeli und Wein. Warum der alter Brauch neu auflebt.

Zug – Gleich drei prominente Fasnächtler beziehungsweise Paare lassen sich am diesjährigen Chrööpfelimee von Gesangsgruppen «besingen». Das Chrööpfelimee ist ein alter Brauch aus dem 16. Jahrhundert, bei dem Paare in der Altstadt Chröpfeli und Wein als Lohn für einen Liedervortrag mittels einem Korb den Gruppen herunterlassen (siehe Box).

Der Brauch lebt. Und dies vor allem, seit auch Paare teilnehmen können, die zum Beispiel ein Jubiläum feiern. Martin Kühn ist Chrööpfelimee-Meister der Zunft der Schneider, Tuchscherer und Gewerbsleute der Stadt Zug, der seit 2008 für den Anlass verantwortlich zeichnet. Er zeigt sich überrascht, wie viele Anmeldungen für den heurigen Anlass eingegangen sind. «Es wäre aber natürlich toll, wenn noch das eine und andere Paar und ein, zwei Gruppen zusätzlich mitmachen würden.»

Geschenk für den Letzibuzäliprinz

Mit dabei als Paar sind in diesem Jahr Jürg und Dominique Messmer. Sie werden die Weine und Chröpfeli vom Balkon des Spillmann-Hauses an der Hofstrasse 9 zu den Gruppen hinunterlassen. Messmer ist Zeremonius der Stadtzuger Fasnachtszunft der Letzibuzäli und sitzt für die SVP im Grossen Gemeinderat der Stadt Zug, den er 2011 und 2012 präsidierte. «Wir haben das Chrööpfelimee immer schon beobachtet, und als es möglich wurde, auch als Jubilare teilzunehmen, haben wir uns gesagt: Das machen wir, wir lassen uns besingen. Und dies, weil Dominique und ich am 25. Januar unseren 25. Hochzeitstag feiern durften.»

Nicht mehr aktiver Fasnächtler ist Michael Mosimann. Er war aber früher ein leidenschaftlicher Guggenmusiker. Er seilt mit seiner Frau Romana Schneiter bei der Ankenwaage die «Löhne» für die Gesangsgruppen ab. «Eigentlich wollten wir schon im letzten Jahr aufgrund der aktuellen Trauung teilnehmen, erklärt er. «Aber wegen des Nachwuchses war es uns dann doch zu stressig.»

Mit André Odermatt lässt sich auch der höchste Fasnächtler der Stadt am diesjährigen Chrööpfelimee besingen. Er und seine Gattin und Leztibuzäliprinzessin Madlen Hensler erwarten die Gesangsgruppen beim Restaurant Intermezzo an der Grabenstrasse 6. Von diesem Glück haben die beiden allerdings noch nicht so Kenntnis. Denn die Teilnahme am Chrööpfelimee ist ein Hochzeitsgeschenk von Henslers Tochter und Letzibuzäliprinzessin Sandra Walder und Selina Thür, die «ebenfalls schon einmal einem Brautpaar einen Chrööpelimee-Abend geschenkt hat». (Charly Keiser)

Hinweis
Das Chrööpfelimee findet am Sonntag nach Aschermittwoch, 10. März, statt. Es haben sich bislang zehn Gesangsgruppen und 17 Paare angemeldet. Es hat noch Platz für Gesangsgruppen und Paare, die singen oder sich besingen lassen möchten. Auskunft oder Anmeldung unter chroopfelimee@schneiderzunft.ch
 

Krapfen und Wein für ein Ständchen

Das Chrööpfelimee-Singen erinnert an eine alte Sitte frisch Verliebter aus dem 16. Jahrhundert. Diese entwickelte sich zum einzigartigen Stadtzuger Brauch, der auch heute noch in Zugs Altstadt gelebt wird. Wenn damals ein Junge an einem Mädchen Gefallen fand, wurde er – wenn die Gefühle gegenseitig waren – von den zukünftigen Schwiegereltern am Altfasnachtssonntag nach Hause eingeladen und mit Wein und Krapfen bewirtet. Freunde des Paares stellten sich am selben Abend vor dem Haus auf und sangen Lieder. Das Ständchen verdankte das Liebespaar mit Krapfen und Wein, die in einem Korb hinuntergelassen wurden. Aber nur, wenn die Sängergruppe «No mee Chrööpfeli!» verlangte. Anlässlich des Jubiläums zu ihrem 600-jährigen Bestehen übernahm die Schneiderzunft 2008 die Trägerschaft. Das Chrööpfelimee ist ins Verzeichnis der «Lebendigen Traditionen in der Schweiz» aufgenommen worden und gehört damit zum Weltkulturerbe der Unesco. (kk)