Viel erlebt und geschaffen

Kunst & Baukultur

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Mit positiven Eindrücken ist die Künstlerin Johanna Näf aus dem Berliner Atelier des Kantons heimgekehrt. Dort erlebte sie auch befreiende Impulse für ihre weitere kreative Arbeit.

  • Johanna Näf ist nach ihrem Aufenthalt in Berlin wieder zurück in Zug. (Bild: Jakob Ineichen)
    Johanna Näf ist nach ihrem Aufenthalt in Berlin wieder zurück in Zug. (Bild: Jakob Ineichen)

Zug – «Ich hatte eine gute Zeit in Berlin», sagte Johanna Näf mit strahlenden Augen einen Tag nach der Rückkehr aus der deutschen Hauptstadt. Und sie ergänzt: «Es ist grossartig, einmal für sechs Monate wegzugehen. Man kann sich so intensiv mit einer Stadt, ihren Leuten und der Kultur befassen.» Ein halbes Jahr hat jetzt sie im Atelier des Kantons Zug mitten in Berlin leben und arbeiten können und stellt fest: «Ich habe dort viel erlebt. In einer Auszeit kann man sich neu orientieren, und es ist lässig zum Schaffen.»

Wie Johanna Näf (74) berichtet, hat sie sich schon vor zirka 18 Jahren im gleichen Berliner Atelier beim Hackschen Markt während dreier Monate aufhalten dürfen. Seither habe sich in der Riesenstadt allerhand verändert: «Es ist dort heute unruhiger geworden, und es gibt mehr Verkehr. Deswegen bin ich nicht mehr viel mit dem Velo gefahren, sondern habe den öffentlichen Verkehr benutzt.»

Arbeiten auf Papier entstanden

Zu Beginn habe sie sich in Berlin wieder einleben und am Rhythmus der Stadt orientieren müssen, denn es sei einiges lebendiger als unsere Region. In den ersten Wochen sei sie oft durch die Stadt gewandert und habe Fotos gemacht. «Die Architektur mit den Häusern und Strassenfluchten hat mich fasziniert – und zu neuen Arbeiten inspiriert», sagt Johanna Näf. So seien aus Transportgründen mehrere Serien auf Papier mit A3-Format mit schwarzer und farbiger Tusche entstanden, bei denen Linien, Perspektiven sowie Hell und Dunkel eine Rolle spielen. Da gibt es beispielsweise Blätter mit besagten angedeuteten Strassenfluchten und Gebäudekuben in Grautönen, über die sich gelbe oder andersfarbige Elemente und Punkte spielerisch ausbreiten. «Die enorme Tiefenwirkung entsteht, weil ich die Farben mit bis zu zehn Schichten übereinander auftrage», erläutert die Künstlerin, die für einen ersten Eindruck gerne ihr Handy zückt.

Anfänglich habe sie streng linear gearbeitet und mit der Zeit die Landschaften in immer freiere Teile und Zeichen aufgelöst: «Durch all die Eindrücke habe ich zu einer ganz neuen Arbeitsweise gefunden und war sehr produktiv», sagt Johanna Näf. Als interessant erlebte Johanna Näf auch den Austausch mit den Einheimischen und anderen Künstlern, von denen manche seit Jahren in Berlin leben. Weitere Kontakte seien zudem durch die Events der Schweizer Botschaft entstanden, die kulturell sehr aktiv sei: «Sie lädt immer wieder die Künstler ein, die sich in den rund 15 Ateliers der verschiedenen Kantone aufhalten.»

Ausstellung vorgesehen

«Als Künstlerin war ich privilegiert, dass ich solche Erfahrungen sammeln konnte. Ich habe in Berlin zudem viele gute Ausstellungen und Konzerte besucht», sagt Johanna Näf als erstes Fazit. Vor dem Hintergrund, dass sie sich sonst schwerpunktmässig eher mit Skulpturen beschäftigt, habe sie dank dem Atelieraufenthalt in Berlin einen guten Weg zum Schaffen neuer Werke gefunden.

Johanna Näf, die lange in Zug wohnte und heute in Luzern lebt, wird, wie sie bereits weiss, einen Teil der rund 40 Bilder der diesjährigen Berliner Zeit nach der Weiterbearbeitung nächsten Frühling an einer Ausstellung in der Stadt Zug zeigen. Schon seit langem ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. Neben Skulpturen in Blei und Bronze sind grosse Werke von ihr im öffentlichen Raum zu finden, wie die Platzgestaltung mit dem Teich an der St.-Oswalds-Gasse oder die Skulptur im Foyer des Rathauses Menzingen. Zum Abschluss der Berliner Zeit muss sie jetzt noch einen Bericht für den Kanton Zug schreiben. Noch immer voll begeistert hält sie fest: «Der Aufenthalt im Zuger Atelier in Berlin ist eine absolute Horizonterweiterung. Ich bin wie freier geworden – im Schaffen und in allem. Das Angebot trägt auch zur Förderung der Kunstschaffenden bei. Man sollte es unbedingt beibehalten.» (Monika Wegmann)