Widerstand und Umbruch

Theater & Tanz

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«Tell im Keller» – für ihre Jubiläumsproduktion fasst «Die Kulisse Zug» auf, was die Gesellschaft Ende der 1960er-Jahre umtrieb.

Zug – 1960/1969 – die Jugend begehrt auf, sie geht auf die Strasse, ist laut, will mehr Freiheiten, lehnt sich gegen die bislang (zu) strenge Ordnung auf. Eine Zeit, die den Zürcher Regisseur Jan Weissenfels heute fasziniert und inspiriert für seine Theaterarbeit. Für «Die Kulisse Zug», die heuer ihr 60-jähriges Bestehen feiert, schrieb er für deren anstehende Spielsaison das Stück «Tell im Keller», welches in genau jener Zeit spielt und die Themen Widerstand und Umbruch reflektiert. Mit einer fiktiven Geschichte zwar, aber die Reminiszenz an die Gesinnung von einst ist ernst.

Das Stück «Tell im Keller» erzählt die Geschichte, wie die Zuger Laienspielgruppe Gut-Hirt Ersatz für einen ihrer Hauptdarsteller suchen muss. Dieser sollte den Gessler spielen, ist aber auf dem Stierenmärt bei einer unsanften Begegnung mit einem Muni durch dessen Hörner verletzt worden. Für die neu gegründete Theatergruppe ist die Premiere von besonderer Bedeutung. Da wäre es besonders ärgerlich, wenn wegen dieses Vorfalls das Ganze bachab ginge. Doch dann findet sich eine talentierte Schauspielerin, die den Part Gesslers übernehmen will und sogar bereit ist, einen Rock zu tragen, um den Zuschauern nicht etwa vor den Kopf zu stossen, denn es ziemt sich für eine Frau nicht, Hose zu tragen.

Dass die Ersatzdarstellerin aber politische Gedanken mit sich trägt und bald für delikate Wendungen sorgen wird, hatte niemand geahnt. Sie spaltet das Ensemble, und bei der Premiere ist der Skandal dann perfekt...

«Tell im Keller» thematisiert die zwei verhärteten Fronten in der Gesellschaft vor 50 Jahren: Auf der einen Seite stehen die verbohrten Ansichten des konservativen Bürgertums, auf der anderen Seite die revolutionären Ideen der Jugend.

Anlässlich des Jubiläums der Zuger Theatergruppe ist parallel zum Bühnenstück der Film «Doch ach, es wankt der Grund» gedreht worden, der zwar eine eigenständige Story erzählt, die Thematik des Bühnenstückes jedoch aufgreift und als visueller Einstieg dient.

Alles zur Premiere am Samstag, 20. Oktober im Burgbachkeller sowie zu den Spieldaten unter www.diekulissezug.ch. Dort ist auch der Film aufgeschaltet. (fae)