Ein besonderer Baustoff

Kunst & Baukultur

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Die Sonderausstellung im Ziegeleimuseum in Hagendorn zeigt Lehmbau-Projekte in Entwicklungsländern.

  • Die Museumsbesucher, Armando Zweifel und Fritz Vogel (von links), begutachten die Exponate. (Bild Stefan Kaiser)
    Die Museumsbesucher, Armando Zweifel und Fritz Vogel (von links), begutachten die Exponate. (Bild Stefan Kaiser)

Hagendorn – Für den Bau der Ziegelhütte neben dem Ziegeleimuseum in Hagendorn wurde Lehm als Baustoff verwendet. Auch wenn er heute in Europa von Zement und Beton abgelöst worden ist, wird der Lehm – auch als «Baustoff der Armen» bezeichnet – in vielen südlichen Ländern weiterhin eingesetzt: So lebt rund ein Drittel der Weltbevölkerung in Lehmhäusern. Eines der berühmtesten Beispiele ist die grosse Moschee von Djenne in Mali. Doch oft sind die verwendeten Bautechniken nicht dauerhaft genug. Dennoch werden die bauphysikalischen Eigenschaften des Lehms für die klimatischen Herausforderungen der südlichen Regionen als besonders geeignet angesehen.

In der Sonderausstellung des Ziegeleimuseums wird derzeit ein Vorbildprojekt aus Österreich vorgestellt, das seit einigen Jahren eine soziale und nachhaltige Architektur in Entwicklungsregionen fördert. Das Studio Basehabitat der Abteilung Architektur der Kunstuniversität Linz führt mit Studierenden die Planungs-, Forschungs- und Bauprojekte vor Ort durch. Dabei erfolgt eine intensive Zusammenarbeit mit einheimischen Akteuren, dies im Auftrag einer sozialen Organisation.

Tragfähige Wand aus Lehm und Stroh

Das war auch so beim vorgestellten Projekt Living Tebogo, bei dem ein Heim für Kinder mit Behinderung in Südafrika realisiert wurde. Eine Gruppe von 25 Studierenden plante und errichtete ein Gemeinschaftshaus mit neuer Küche sowie ein Therapiehaus mit Sanitäranlagen, die durch eine Pergola verbunden sind. In der Bauphase wurden Einheimische, vor allem Frauen, einbezogen. Weil in dieser Region die Gebäude grösstenteils aus Wellblech bestehen, in denen es im Sommer unerträglich heiss und im Winter empfindlich kalt werden kann, sollten die neuen Häuser ohne Energieeinsatz das ganze Jahr über ein angenehmes Raumklima aufweisen. Dies führte zu Wänden aus einem Lehm-Stroh-Gemisch – ein Beispiel ist in der Ausstellung in Hagendorn zu sehen. Bei den Projekten soll möglichst nachwachsendes Baumaterial vor Ort verwendet werden. Es spielt auch immer eine Rolle, wie kostengünstig das Material ist und ob es mit geringem Aufwand verbaut werden kann wie beispielsweise Lehm, Holz, Bambus, Keramik oder Naturtextilien. Wichtig ist für die Verantwortlichen stets auch der ästhetische Anspruch an die Gestaltung.

Zu sehen sind auch Fotos der Studenten, wie sie lernten, wie die Einheimischen das Baumaterial auf dem Kopf zu tragen. Interessant sind auch die Videos, in denen sie berichten, was sie alles im Township erlebten und wie vor allem die Kinder auf sie reagiert hatten. «Sie haben unsere blonden Haare, die Hände und Fingernägel erstaunt betrachtet. Wir sehen anders aus, aber wir haben das gleiche Gefühl gespürt», sagt eine Studentin.

Wie die Ausstellung, die auf Interesse von in- und ausländischen Besuchern stösst, mit detaillierten Plänen und Infomaterial aufzeigt, wurden solche sozialen Projekte auch in anderen Entwicklungsländern realisiert. Seit 2014 ist das Studio Basehabitat Mitglied des Unesco Chair of Earthen Architecture. Aufgrund des weltweit wachsenden Interesses hat sich die Kunstuniversität Linz entschlossen, Studiengänge wie ein Master Architektur und ein Postgraduate Degree zu lancieren.

Im Ziegeleimuseum Hagendorn wird ergänzend die Stiftung St.Martin Baar präsentiert, welche die nachhaltige Trinkwasserversorgung in Entwicklungsländern fördert. (Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung ist bis zum 18. Oktober mittwochs bis sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen.