Ein Buch mit gewichtigen Argumenten

Kunst & Baukultur, Literatur & Gesellschaft

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Seit kurzem ist ein aufwendig gestalteter Überblick über das in zehn Jahren entstandene Quartier Suurstoffi in Rotkreuz erhältlich.

  • Die Suurstoffi in Rotkreuz zeichnet sich durch verschiedenartige Bauten aus.
    Die Suurstoffi in Rotkreuz zeichnet sich durch verschiedenartige Bauten aus.

Rotkreuz – Der Titel des in mehrfacher Hinsicht gewichtigen Buches über das Gelände nördlich des Bahnhofs Rotkreuz lautet schlicht und einfach: «SUURSTOFFI». Obwohl die Zug Estates AG dort als einzige Bauherrin auftrat, gleichen sich die verschiedenen Bauten überhaupt nicht. Das rührt daher, dass für die verschiedenen Baufelder andere Architekten und Landschaftsgestalter engagiert wurden. Tomaso Zanoni, selber Architekt und Mitglied der Fachjury, beurteilt den Entstehungsprozess des Suurstoffi-Areals im besagten Buch so: «Bestimmt war von Vorteil, dass eine kleine Kerngruppe von Entscheidern umsichtig, stetig und rasch voranging, um den Schwung des Prozesses in Gang zu halten.»

Zug Estates umging mit der eingeschlagenen Vorgehensweise die Gefahr einer seelenlosen Plattenbausiedlung. Die Abwechslung war bei der Bauherrin Bestandteil des Anforderungsprofils. Dies zeigt das kürzlich erschienene Buch eindrücklich. Die präsentierten Bilder genügen höchsten Ansprüchen und sind gewichtige Argumente für eine Buchproduktion. In der Form eines E-Books kämen solche bildgewaltigen Werke schlicht nicht zur Geltung.

«Wir wollen zeigen, was abgeht»

Das Konzept für das «Suurstoffi»-Buch entwickelte der Zuger Michael Felber zusammen mit Gudrun Sachse und Silvio Ketterer. Felber erklärt, dass es nicht das Ziel gewesen sei, eine Entwicklungsgeschichte zu schreiben. Seinen Fokus umschreibt er so: «Wir wollen in diesem Buch zeigen, was vor Ort aktuell abgeht.» Ein anderer Kniff der Buchproduzenten war, dass sich Interviews und Berichte im Buch in bunter Folge abwechseln. Interessant findet Felber auch die Interviews mit den Architekten und Ingenieuren, die dokumentieren, was hier in kurzer Zeit zu einem besonderen Areal wurde, allen voran auch in energetischer Hinsicht. Zu Wort kommen auch Bewohner oder der Gärtner, der seine Arbeit in schwindelerregender Höhe erledigt. Informativ ist auch die Geschichte eines jungen Erwachsenen, der auf dem Gelände studiert, arbeitet und lebt.

Ein willkommener Farbtupfer sind die zwölf farbig gehaltenen Doppelseiten, wo verschiedene Gebrauchsgegenstände mit Bezug zur Suurstoffi dargestellt sind – alle von Hand gemalt. Der Kopfsalat, die Erdsonde und die Kornelkirsche sind dabei mehr als Platzhalter. Der Leser bekommt auf diese Weise bei der Lektüre viel Wissenswertes mit. Zum Beispiel dürfte es für viele ein Rätsel sein, was ein Keilzinkenstoss ist. Es handelt sich hierbei um zwei präparierte Holzstücke, die ineinander perfekt ineinanderpassen. Es findet sich im Buch auch eine Erklärung wie aus der ehemaligen Suurstoffi, die das hochexplosive Acetylen herstellte, die heutige Suurstoffi wurde.

Die Buch-Macher konnten bei der Suche nach Textern auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen. Dazu gehört zum Beispiel die Lyrikerin Gudrun Orlet. Sie schreibt über Schienen, die die Suurstoffi-Überbauung südwärts abgrenzen. Ohne diese Stahlbänder wäre Rotkreuz, wie wir es heute kennen, nie entstanden. Es dürfte die Rischer auch mit Stolz erfüllen, dass Orlet Rotkreuz, Luzern und Lausanne in einer Reihe nennt – genau in dieser Reihenfolge.

Der Zeitstrahl sorgt für den richtigen Abgang

Wer noch Näheres über das Ineinanderfügen der Puzzleteile wissen will, der kann seinen Wissensdurst im hinteren Teil stillen. Dort findet sich ein klassischer Zeitstrahl. Da die verschiedenen Bauten mit der Zeit ihrer Nutzung übergeben worden sind, hat sich das Areal nach und nach «gefüllt». Dazu hat es auch politische Entscheide (Bebauungspläne) gebraucht. Und auch Geld, viel Geld. Alles in allem sind rund 815 Millionen Franken in den Aufbau des Quartiers Suurstoffi geflossen.

Aktuell wohnen rund 1500Menschen auf dem Areal – mehr als 10 Prozent der Gemeinde Risch. 2000 Personen gehen auf dem Areal der Zug Estates einer Beschäftigung nach. Nicht zu vergessen sind die Studenten, deren Zahl mit 2500 angegeben ist. Die Suurstoffi – ein neues Quartier mit Gewicht. (Marco Morosoli)

Hinweis
Das 184-seitige Werk ist in einer Auflage von 1650 Exemplaren gedruckt worden. Es ist bei Zug Estates (media@zugestates.ch) für 120 Franken erhältlich. Überdies liegt es bei Bücher Balmer und in der Buchhandlung Susanne Giger zum Verkauf auf.