Vom Behörnten gehörnt

Literatur & Gesellschaft

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Einer Sage zufolge wandten sich die Siedler in ihrer Enttäuschung von Gott dem Teufel zu. Nachdem sie gemerkt hatten, dass sie genarrt worden waren, sannen sie auf Rache.

Neuheim – Hügellandschaften taugen hervorragend als Kulissen für Legendengeschichten. In Neuheim und Umgebung steckt hinter der Entstehung dieser Hügelzüge selbst eine packende Geschichte. Die langweilige, von der Forschung verbreitete, Version besagt, dass die Linden auf den Hügeln der Erinnerung an denkwürdige Ereignisse dienten. Weit einprägsamer ist es, das als Werk der Siedler in diesem Gebet als Rache am Teufel zu sehen, wie es die Sage will.

Denn jener hatte die Neuheimer (beziehungsweise die Menzinger, die sie bis zur Loslösung im Jahr 1848 offiziell waren) genarrt. Die Bauern hatten sich nämlich wegen des Siedlungsdrucks mehr Land gewünscht. Diese Bitte richteten sie – zunächst pflichtbewusst – natürlich nicht an den Teufel, sondern an Gott. Doch der Schöpfer war möglicherweise beleidigt. Jedenfalls war er nicht bereit, sein Werk an dieser Stelle zu überarbeiten. Mehr noch – er belehrte die Bittsteller: «Er het sie ermahnet, sie müessid lehre gnüegsam und bescheide z läbe. Dass sie mit däm, wos händ, selled lehre uuscho und hushalte», wie es heisst.

So wandten sich die enttäuschten Neuheimer eben an den Teufel. Dieser war Feuer und Flamme, ihrem Wunsch nachzukommen, und startete offensichtlich eiligst einen Aufruf in seiner Welt, denn: «Scho am nächschte Tag sind en huuffe Tüüfel uf de Bärg, händ sich tüüf i d Erde vergrabe und aagfange mit de Schultere die ufezdrücke.»

Linden galten als heilig

Durch die entstandenen Hügel wurde die zu beackernde Fläche grösser und die Bauern waren sozusagen gottenfroh über das Teufelswerk. Dieser lachte sich ins Fäustchen, als er beobachtete, wie sich die Menschen an den Hügeln abmühten. Schliesslich dämmerte ihnen doch noch, dass sie vom Behörnten gehörnt worden waren. Reumütig wandten sie sich in der Folge wieder Gott zu und pflanzten auf den Hügeln Kreuze sowie Linden. Die Letztgenannten galten unter anderen den Germanen als heilig.

Wie alt diese Sage ist, lässt sich leider nicht sagen. Klar ist auf die genannten Symbole bezogen nur: «Sehr zum Ärger vom Tüüfel stönd die no bis zum hüttige Tag.» (Raphael Biermayr)

Hinweis
In der Serie «Zuger Sagen» stellen wir verschiedene Geschichten aus dem Kanton vor. Quelle: Zuger Sagen. Maria Greco und Brigitt Andermatt.