Begegnung zweier Länder auf Kulturebene

Kunst & Baukultur

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An der «Green Noise» 2018, einem internationalen Kunstevent in Russland, war heuer unser Land zu Gast. Vier Schweizer Kunstschaffende – drei davon aus dem Kanton Zug – reisten an die Wolga und pflegten den Kulturdialog zwischen den beiden Nationen.

  • Malen unter dem Himmel Russlands: Dorian Iten (Bild rechts) war einer der Künstler aus Zug, die in Pljos an der «Green Noise» 2018 zu Gast waren. Zum Abschluss präsentierten die Kunstschaffenden ihre Werke an einer gemeinsamen Ausstellung. Das Bild links zeigt die Gemälde der Zuger Malerin Ljiljana Putincanin. (Bild PD)
    Malen unter dem Himmel Russlands: Dorian Iten (Bild rechts) war einer der Künstler aus Zug, die in Pljos an der «Green Noise» 2018 zu Gast waren. Zum Abschluss präsentierten die Kunstschaffenden ihre Werke an einer gemeinsamen Ausstellung. Das Bild links zeigt die Gemälde der Zuger Malerin Ljiljana Putincanin. (Bild PD)

Zug – Pljos zählt gerade mal 2300 Einwohner und ist somit eine der kleinsten Städte Russlands. Der malerische, denkmalgeschützte Ort an der Wolga in der Oblast Iwanowo galt einst als beliebte Sommerfrische wohlhabender Städter und hat sich gleichsam zu einem Ziel für Kunst- und Kulturschaffende entwickelt, die hier Austausch pflegen und Inspiration suchen.

Das Wolgastädtchen ist seit Jahren Austragungsort von «Green Noise», ein mittlerweile internationaler Kunstevent, bei dem sich vor allem arrivierte russische Künstler treffen sowie seit 2010 jeweils eine Gruppe aus einem anderen europäischen Land. Im Zentrum dieser Veranstaltung steht die Pleinair-Ma­lerei – das Arbeiten draussen unter freiem Himmel – und damit eng verbunden der rege Austausch der kunstschaffenden Landsleute mit den Gästen aus dem jeweiligen Land.

Wertvolle Kontakte

Zur «Green Noise» 2018 hat das russische Ministerium für Kultur die Schweiz an die Wolga geladen. Dass von der vierköpfigen Delegation drei aus dem Kanton Zug stammen, ist insofern dem Zufall zu verdanken, als die Zuger Künstlerin Ljiljana Putincanin (*1940) mit dem in der Schweiz lebenden russischen Maler Igor Nowikow bekannt ist. Nowikow ist Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Künste, international tätiger und in namhaften Museen vertretener Maler und gehört zu den einflussreichen Künstlern Russlands. Durch Nowikow, ebenfalls Teilnehmer an der 7. internationalen «Green Noise» 2018, ist es zur Zusammenarbeit mit Ljiljana Putincanin gekommen, welche ihrerseits ebenfalls durch persönliche Kontakte drei weitere Maler ausgesucht hat, die sie nach Pljos begleiten sollen. Die gebürtige Serbin sammelte drei Maler – den Zuger Dorian Iten, den Baarer Urs Steinhauser und Dimitri Horta aus Zürich – um sich und reiste mit ihnen Ende August für zwei Wochen an die Wolga.

Neben dem Dialog mit den russischen Kunstschaffenden und einem erbaulichen Kulturprogramm galt es hauptsächlich, die Zeit unter freiem Himmel mit Arbeiten zu verbringen. Hierfür erhielt jeder sechs leere Leinwände. Ljiljana Putincanin wählte für sich das Thema russische Trachten. Auf ihren in Pljos entstandenen Gemälden sind hauptsächlich Frauen und auch Männer Russlands in traditioneller Kleidung verewigt.

«Die Einladung nach Pljos war für mich eine grosse Ehre und ein ebenso grosses Glück», sagt Ljiljana Putincanin. «Wir wurden sehr herzlich aufgenommen und haben viele hoch qualifizierte Menschen getroffen.» Der Austausch mit den russischen Künstlerinnen und Künstlern habe sie als starke Annäherung empfunden, so Putincanin. Eine Annäherung auf kultureller Ebene, für einmal fern von Politik und wirtschaftlichen Interessen. «Die Russen stehen der Schweiz sehr positiv und freundschaftlich gesinnt gegenüber. Für sie sind wir ein einzigartiges Land», zieht die Zugerin Fazit aus den Gesprächen und Dialogen mit den Gastgebern.

Neue Visionen und Impulse

Höhepunkt des «Green Noise» war wie immer die gemeinsame Abschlussausstellung, im Rahmen derer die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Früchte ihrer Arbeit jeweils einem breiten Publikum präsentieren. «Die Ausstellung demonstrierte anschaulich die individuelle Ausdruckskraft eines jeden und einer jeden sowie auch das enge Zusammenwirken zweier Kulturen», sagt Ljiljana Putincanin und lobt die Verdienste des Organisationskomitees: «Sie erfüllen hehre Aufgaben. Nicht nur führen sie Künstler aus dem Ausland an die Kultur und die Menschen Russlands heran, sondern sie ermöglichen ihren Landsleuten durch den Kontakt mit Kunstschaffenden anderer Regionen ganz neue Visionen und Impulse.»

Nun ist die Schweizer Delegation wieder zurück in der Heimat mit reichen Eindrücken und einer Fülle an neuer Inspiration. «Es war eine überwältigende Erfahrung», schwärmt Ljiljana Putincanin und verrät, dass sich bezüglich Austausch zwischen der Schweiz und Russland auf der Ebene der Kunst künftig noch einiges tun werde. (Andreas Faessler)