Da und dort brennt das Licht und funkeln Ideen

Kunst & Baukultur, Brauchtum & Geschichte

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Hausbesuch, Zen mit Kunst und Blicke hinter die Kulissen: Was die geschlossenen Schweizer Museen bieten.

Zug – Wer durch Basel fährt, wird sie sehen: die riesige Leuchtschrift am Kunstmuseumsneubau. «You protect me/I protect you/Keep your distance...» Unermüdlich läuft und leuchtet und mahnt die Schrift. Bundesrat Alain Berset hätte seine helle Freude daran. Und nicht nur er. Den Text postete der Fotokünstler Wolfgang Tillmans auf Instagram, weil «ich immer noch viele Leute nahe beisammen in Gruppen sehe».

Diese Sorgen machten sich auch viele Leute in Basel, schreiben die Verantwortlichen des Kunstmuseums Basel. Also habe man Tillmans gefragt, «ob wir sein Plakat für unseren LED-Fries adaptieren dürfen.» Die Geschichte dazu findet man im «Digitalen Museum», in dem nun jeden Tag ein Werk vorgestellt wird. Gestern war es «#MuseumMomentofZen mit Ferdinand Hodler» über ein sonniges Genfersee-Bild.

Schön, dass uns die Schweizer Museen solch anregende Momente in die häusliche Isolation liefern. Und noch schöner, wenn sie so einfach auffindbar sind wie im Kunstmuseum Basel. Dort findet man das «Digitale Museum» gut sichtbar auf der Startseite. Bei anderen muss man suchen – oder findet nur auf Facebook, Instagram oder Youtube Aktuelles.

Wer sucht, der findet mehr als Kurzfutter

Allein zu Hause mag man doch Längeres, Hintergründiges. Die Fondation Beyeler bietet die vergangenen Künstlertalks, Konzerte und Performances – in voller Länge an. Eine Stunde lang erzählt Regisseur Wim Wenders über Edward Hopper und die Entstehung seines Künstler-Kunst-Films.

Oder soll es Kunstgeschichte sein? In den Sammlungen der Museen lagern Schätze. Die meisten Häuser haben Highlights zum virtuellen Besuch aufbereitet. Niederländische Meister gefällig? In den Kunstmuseen Winterthur und St.Gallen sind sie gut vertreten und dokumentiert. Schweizer Kunst? Auf ins Aargauer Kunsthaus. Internationale Gegenwart: Das Kunsthaus Zürich bringt es. Bildbetrachtungen, Künstlerbiografien, Suchtools: Man kann sich wunderbar verweilen. Wer sich überraschen lassen will: Der Blog im Kunstmuseum Bern ist eine Wundertüte. Fundgruben sind die Museumsshops – online sind sie offen und liefern Bücher und Karten und Kunstdrucke.

Selbst hinter die Kulissen lassen einen die Museen blicken. Unter den Stichworten «Forschung» oder «Konservierung» findet sich viel Wissenswertes, oft in eigentliche Lehrfilme verpackt. Und wer eine Beschäftigung für Kinder sucht: Im Kunstmuseum St.Gallen findet sich unter «Vermittlung» der Link «Museum zu Hause». Da sind zu ausgewählten Werken Aufgaben zusammengestellt. Zum Bildnis eines zehnjährigen Mädchens von 1636 heisst es etwa: «Was würde das Mädchen heute tragen?» Den Zeichnungsbogen kann man downloaden und drucken.

Doch wer alleine zu Hause sitzt, möchte auch mal reden oder eine Stimme hören: Das Kunsthaus Baselland hat schnell und kreativ gehandelt. Jeden Dienstag bietet es nun eine ­Liveführung und jeweils am Donnerstag wird Direktorin Ines Goldbach am offenen Telefon sitzen und mit Interessierten über ein Bild reden.

Man kann gespannt sein, was in anderen Häusern folgt: Den Hinweis «Wir sind weiterhin für Sie da» haben viele schon mal aufgeschaltet. (Sabine Altorfer)