Kanter-Niederlage zu «Sieg» veredelt

Dies & Das

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Zugs «Seeherr» verschafft sich zeitloses Andenken – sein Bildnis hängt noch immer in hiesigem Rathaus.

Zug – Im ersten Obergeschoss des Zuger Rathauses bewundern wir ein Gemälde mit folgender Legende: «Porträt Johann Jakob Muos, 1660–1729, mit seiner in Venedig erhaltenen Goldkette, gemalt 1692 von Johannes Brandenberg.» Im Hintergrund Lepanto, davor zwei sich bekämpfende Schiffe. Eine gründliche Recherche fördert zutage, um wen es sich handelt und was es bedeutet: Johann Jakob Muos wirkte als Leutnant in einer Zurlauben-Freikompanie, später als Hauptmann in kaiserlichen Diensten. 1692 heiratet er Regina Kolin, welche ihm zehn Kinder schenkt. 1704 finden wir ihn in savoyischem Solde, 1712 zieht er sich im 2. Villmergerkrieg eine schwere Verwundung zu, 1729 stirbt er.

Das Porträt des nicht umsonst «Moreer Muos» Genannten zeigt ihn mit seiner in Venedig erhaltenen Goldkette. Mit «Morea» bezeichnet die italienische Sprache keine Stadt, sondern die griechische Halbinsel Peloponnes sowie eine Festung an deren nördlichstem Punkte. Dorthin gelangte der Oberstwachtmeister, weil er nach dem Seetod Johannes Franz Zurlaubens zum leitenden Kopf der Zuger Einheit aufrückte, welche zu Venedigs Marine gehörte. Ehe die schon stark dezimierte Zuger Streitmacht die Meerenge von Lepanto schützte, beteiligte sie sich als Bestandteil eines Regiments eidgenössisch-katholischer Orte im August 1688 im Rahmen des heute beinahe vergessenen Feldzuges gegen den «Erzfeind der Christenheit» an der glücklosen Belagerung Negropontes auf der Insel Euböa.

Die abenteuerliche Rückfahrt kulminierte im Drin-Golf vor dem heutigen Albanien in einem heldenhaften Kampf gegen tripolitanische Piraten, welcher Muos «eine Blessur in der Dicke seines Schenkels» eintrug. Die Zuger lösten auf dem Heimweg ihr Gelübde mit einer Wallfahrt nach Maria Einsiedeln ein. Noch 19 Mann von ursprünglich 200 marschierten am 2. November 1691 in Zug ein und deponierten die zerrissene Kompaniefahne als Weihegeschenk in der Kirche St.Oswald. 

Trotz verlorenen Kriegszugs richtete die Zelebrität ein Hochamt aus, und Muos liess sich vom wohl berühmtesten Zuger Maler aller Zeiten, Johannes Brandenberg, 1692 wie ein Triumphator porträtieren. Muos schenkte auf dem Totenbett die Kette, woran ein Medaillon mit eingeprägtem San-Marco-Löwen und dem Namen des Dogen Francesco Morosini hing, dem Zuger Stadtpfarrer zur Zierde von Kirchenbildern; Sie gilt jedoch als verschollen. (Jürg Johner)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir Details mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach. Frühere Beiträge finden Sie online unter www.zugerzeitung.ch/hingeschaut.