Ballettstars vor der Linse

Kunst & Baukultur

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Pit Bühler hat sich als «Performance Arts»-Fotograf auch ausserhalb der Landesgrenzen einen Namen gemacht. Nun stellt der Zuger im Gemeindesaal Steinhausen zehn grossformatige Bilder seiner neusten Serie aus.

  • Eine der Aufnahmen einer Balletttänzerin des Zuger Fotografen. (Bild Pit Bühler/PD)
    Eine der Aufnahmen einer Balletttänzerin des Zuger Fotografen. (Bild Pit Bühler/PD)

Steinhausen – Blättert man durch Pit Bühlers Portfolio, kann man der Singularität seiner Motive kaum entgehen: Der Zuger hat jahrelang die Welt bereist, um eine Myriade von Menschen abzulichten.

«Es sind stets Themen, die mich faszinieren und inspirieren. Ich mag es sehr, mich mit fremden Kulturen und spannenden Menschen auseinanderzusetzen», so Bühler. Wobei von der ersten Faszination bis zu einer konkreten Bildidee schon auch mal Jahre vergehen könnten, bevor er sich an ein Thema heranwage und daraus ein Fotoprojekt mache, sagt der in Steinhausen wohnhafte Künstler.

Aufnahmen der weltbesten Tänzerinnen und Tänzer

Bühler finanziert und realisiert die Projekte immer selbst, dadurch sichert er sich eine künstlerische Unabhängigkeit, die sich in seinen Aufnahmen unverwechselbar manifestiert. In Zusammenarbeit mit dem altehrwürdigen Bolschoi-Theater in Moskau, dem renommierten Opera and Ballet Theatre of Belarus in Minsk sowie dem Leningrad Center in Sankt Petersburg entstanden während der letzten drei Jahre nun Bilder der weltbesten Balletttänzerinnen und -tänzer, welche nun in seiner aktuellen Ballettserie «Ballet Perfection» zu sehen sind.«Menschen, die als kleine Kinder schon Ambitionen haben, unermüdlich darauf hinarbeiteten und ihr Ziel schliesslich erreichten; das fasziniert mich», sagt Bühler. In dieser Hinsicht steht er seinen Pro­tagonisten wohl näher, als er es zugeben würde.

Denn für seine Fotos scheut Bühler keine Anstrengungen. Vor zehn Jahren rückte der 46-Jährige die Fotografie ins Zentrum seines Lebens, dies, nachdem er sich eine Kamera umgehängt hatte und 2000 Kilometer den Amazonas entlang gereist war. Die Fotos dieser Reise verschafften ihm eine Einladung der Kunstakademie Leipzig. Ein Jahr lang war er dort Gast der Meisterschüler-Klasse von Helfried Strauss, welcher damals auch der Zuger Kunstschaffende Markus Uhr angehörte. Bühlers Ansprüche an sich selbst sind inzwischen gross und er überlässt nichts dem Zufall. Prägnante und teilweise dramatische Lichtführung, offene Brennweiten, gekonnt gesetzte Schärfeakzente und starke Kontraste, mit leuchtenden Farben und unergründlich dunklen Hintergründen bestimmen oft seinen Bildaufbau.

Die Präsidenten-Lounge als Fotostudio

Bühlers Aufnahmen am Bolschoi-Theater entstanden nicht während der Aufführungen, sondern in extra dafür aufgebauten Studio-Sets. «Ich verwandelte die Präsidenten-Lounge in ein temporäres Fotostudio, um die Tanzikonen direkt ab der Bühne zu porträtieren», so Bühler. Die Tänzerinnen hatten ihn nach genauem Zeitplan besucht, zwischen ihren Auftritten. «Manchmal hatten sie nur wenige Sekunden Zeit, bevor sie wieder zurück auf die Bühne gerufen wurden.»

Pit Bühlers Postulat auf Qualität und Ästhetik seiner Bilder verlangt vor jeder Fotoreise viel Vorbereitung: Bewilligungen müssen eingeholt werden, Theaterdirektion und Ballettmeister angefragt werden, Equipment muss angemietet und der Transport organisiert werden. «Das Wohlwollen in Russland war aber stets sehr gross», sagt Bühler. Die Künstler seien offen und unkompliziert und die Produktionskosten relativ tief.

Obwohl nur immer auf Kurzbesuch, ergaben sich parallel zur Ballett-Serie auch weitere Projekte; so entstanden Porträtserien über Zirkusartisten, Dragqueens, russische Cowboys und Kriegsveteranen, die vor zwei Jahren an einer Einzelausstellung im Leningrad Center in Sankt Petersburg zu sehen waren. «Wenn ein 95-jähriger Arzt aus seiner Zeit in Stalingrad erzählt, geht einem das schon nah», so Bühler. Und wohl gerade, weil die Geschichten und Schicksale seiner Protagonisten ihn nicht kalt lassen, fühlen sie sich hinter seiner Linse wohl und mutieren von einer anonymen Physiognomie zum intimen Kunstwerk. (Sabina South)

Hinweis
Die Vernissage findet am 1. September um 17 Uhr im Gemeindesaal in Steinhausen statt und ist öffentlich. Sie wird begleitet von einer Tanzperformance. Gleichzeitig findet die Buchvernissage des neusten Ausstellungs- katalogs «Ballet Perfection» statt.