Collegium Musicum Zug überzeugt mit Klaviertrios

Musik

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Das Dreigespann interpretierte Brahms, Bloch und Mendelssohn. Die Pianistin hatte im Vorfeld des Konzerts besonderen Effort geleistet.

  • Albor Rosenfeld, Petra Besa und Sebastian Diezig (v. l.) meisterten die Trios souverän. Bild: Andrea De Moliner (Zug, 8.9.2024)
    Albor Rosenfeld, Petra Besa und Sebastian Diezig (v. l.) meisterten die Trios souverän. Bild: Andrea De Moliner (Zug, 8.9.2024)

Zug – Rund 40 Personen liessen den Singsaal der Musikschule Zug dank angemessener Bestuhlung einigermassen voll erscheinen. Sie erlebten eine Aufführung, die sich stilistisch stark an das vergangene Neujahrskonzert in der reformierten Kirche anlehnte. Von der damaligen Besetzung waren der Geiger Albor Rosenfeld und der Cellist Sebastian Diezig erneut dabei. Den Hauptanteil an Vorbereitung leistete aber die ausgezeichnete Pianistin Petra Besa. Dem Vernehmen nach hatte sie den umfangreichen und spieltechnisch anspruchsvollen Notentext für alle drei Werke neu einstudiert.

Am Beginn erklang das Trio Opus 87 von Johannes Brahms. Bei seiner Veröffentlichung 1883 fand es wenig Gegenliebe, und selbst die Brahms-Verehrerin Clara Schumann – die Witwe des Komponisten Robert Schumann – schimpfte über das «raubautzige Spiel des Pianisten-Komponisten». Unterdessen hat das Werk aber seinen Weg in die Weltliteratur gefunden. Die Pianistin interpretierte den ersten Satz ähnlich, wie er an der Uraufführung erklungen sein muss. Die Streicher hielten das klangliche Gleichgewicht vor allem durch verschiedene Oktav-Parallelen.

Der in seinem Privatleben oft unglückliche Johannes Brahms versprühte auch in seinen Kompositionen nur selten volle Lebensfreude. Der zweite Satz brachte das Thema sogar im Doppel-Oktaven-Abstand, und es wurde durch angedeutete Variationen auf unterschiedliche Weise immer wieder aufgegriffen. Dem Scherzo verliehen die drei Ausführenden einen zusätzlichen Kontrast durch scharfe Abtrennung des etwas gemächlicheren Mittelteils. Gerade der Schlusssatz liess neben aller Virtuosität dank der musikalischen Souveränität aller drei Mitwirkenden auch das Spielerische genügend zur Geltung kommen (Satzbezeichnung «Allegro giocoso»).

Ein Schweizer Nachromantiker

Ernest Bloch (1880–1959) wechselte mehrmals seinen Wohnsitz zwischen der Schweiz und den USA. In ähnlicher Weise berühren auch seine Werke unterschiedliche Stilprinzipien. Die aufgeführten «Trois Nocturnes» präsentierten ihn aber doch einigermassen klar als Nachromantiker mit nur wenig Tendenz zur tonalen Erweiterung. Im Vergleich etwa mit den weltbekannten Nocturnes für Klavier solo von Frédéric Chopin war die Grundstimmung viel uneinheitlicher. Die Flageolett-Töne beider Streichinstrumente im ersten Satz und ein in tiefer Lage beginnendes Fugato des Schlusssatzes wirkten als bedrohliche Elemente; dazwischen erklang der zweite Satz über weite Strecken in fast ungebrochenem Dur.

Den Abschluss bildete das Trio in d-Moll, Opus 49, von Felix Mendelssohn-Bartholdy – vom anspruchsvollen Notentext im gewählten Tempo her noch einmal eine grosse Herausforderung für die Pianistin. Was dabei vielleicht zu wenig zur Geltung kam: Das Tasteninstrument des frühen 19. Jahrhunderts hatte noch ein deutlich kleineres Klangvolumen als der heutige Konzertflügel. So wurden gewisse Feinheiten der Streicher übertönt, beispielsweise gerade der Einsatz des Cellos mit dem Hauptthema gleich zu Beginn.

Etwas unterdrückt wurden so manchmal auch gewisse emotionale Momente, so etwa die Terz- und Sext-Parallelen der Streicher im zweiten Satz. Man kann es allerdings auch anders sehen: Gewisse Stil-Puritaner bezeichnen solche Stellen als sentimental und bevorzugen eine herbere Behandlung. Wie dem auch sei: Nichts zu bemängeln war erneut an der spieltechnischen Souveränität. Den kräftigen Schluss-Applaus verdankten die drei Musiker mit der Wiederholung eines Nocturnes von Ernest Bloch. (Text: Jürg Röthlisberger)