Zwischen Figuration und Abstraktion

Kunst & Baukultur

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Galerist Arturo Cuéllar präsentiert in der Zuger Altstadt als ersten Künstler einen französischen Maler.

  • Der Kunsthändler Arturo Cuéllar hat mit seiner Frau in der Zuger Altstadt eine neue Kunstgalerie eröffnet. (Bilder Stefan Kaiser)
    Der Kunsthändler Arturo Cuéllar hat mit seiner Frau in der Zuger Altstadt eine neue Kunstgalerie eröffnet. (Bilder Stefan Kaiser)

Zug – Das kulturelle Angebot in der Stadt Zug hat sich erweitert. In der vergangenen Woche haben der Zuger Kunsthändler Arturo Cuéllar und seine Frau Corinne den Schritt gewagt und am Landsgemeindeplatz eine Kunstgalerie in Betrieb genommen. «Wir werden nicht nur die moderne Kunst pflegen, sondern auch alte Meister und andere international bekannte Kunstschaffende. Geplant sind zwei bis drei Ausstellungen pro Jahr», so der Galerist.

Freudestrahlend begrüsste Cuéllar die ersten Gäste, welche in dem kleinen Raum die farbenfreudigen Werke des fran­zösischen Malers Gaston Chaissac (1919–1964) mit Interesse betrachteten. Ausgestellt sind seine Malereien, Collagen und Objekte. Als Motive wählte der Autodidakt Chaissac oft menschliche Gesichter und Figuren, heitere und melancho­lische, die er mit schwarzer Farbe umrandete. Die ausgestellten abstrakten Komposi­tionen sowie die Collagen und bemalten Objekte sind einer späteren Phase zuzuordnen. Zwei Objekte sind im Schaufenster zu sehen.

Kunst ist nicht einfach einzuordnen

Interessant ist auch der Malgrund, den Chaissac benutzte. Mit Tusche, Öl- und Aquarellfarben malte er auf Leinwand, Wellkarton, Packpapier, Jute und Holz. Für die Collagen benützte er Zeitungspapier oder Tapeten, die er übermalte, wie die 1963 entstandene «Composition de Collage de papier muraux au visage». Wie es im Katalog heisst, schrieb Chaissac 1939 an den Maler Gleizes: «Ich bin ein Künstler, und das ist unheilbar. Ich bin in der Lage, Dinge zu tun, die nicht jeder kann, folglich fällt es mir schwer, Dinge zu tun, die jeder tun kann.»

Chaissacs bildnerische Sprache lässt sich im Sinne der Kunstrichtung nicht so einfach einordnen. Der Stil des sensiblen Künstlers, der seit der Kindheit an Tuberkulose litt und damals von seiner Kunst nicht leben konnte, drückt berührende Emotionen aus. Früher wurden seine Werke als «Art brut» bezeichnet. Er selber habe von einem «modern rustikalen Stil» gesprochen. Chaissacs Arbeiten bewegen sich zwischen Figuration und Abstraktion. Nicht zu sehen sind in der Ausstellung seine Briefe und Gedichte, denen er sich in späteren Jahren immer mehr widmete.

Besonders freut sich Arturo Cuéllar, der sich neben der Kunst intensiv der Musik widmet, darüber, dass die erste Ausstellung der neuen Galerie in Zug ebendiesen Künstler präsentiert: «Denn bereits 1989 widmete unsere Galerie in Zürich Chaissac ihre erste Ausstellung. Seitdem haben wir seine Werke vertreten und sie neben Cézanne, Rembrandt, Van Gogh, Delacroix und anderen in Paris, New York und London gezeigt und sie an zahlreichen internationalen Ausstellungen ausgeliehen.»

Er selber findet die Bildsprache des Künstlers, der Probleme im Leben hatte, originell, direkt, intelligent und unglaublich lebendig. «Die Werke in der Ausstellung haben wir als Leihgaben oder in Kommission erhalten.» Mit ein Grund für die Chaissac-Ausstellung ist laut dem Gale­risten auch die kürzlich erschienene Monografie von Henry-Claude Cousseau, die am 26. No­vember in Zug vom Autor vorgestellt wird. Interessant ist auch, dass seine Frau Corinne Cuéllar-Nathan, die aus einem sehr kunstaffinen Elternhaus stammt, sich intensiv der Malerei widmet, ihre Werke wurden bereits vielerorts ausgestellt – vielleicht bald auch in Zug. (Text von Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung Gaston Chaissac läuft bis 24. Dezember in der Galerie Cuéllar, Landsgemeindeplatz 6, Zug. Geöffnet ist sie dienstags bis freitags, 12–18 Uhr, samstags 10–16 Uhr.