Blasmusik in der Kirche

Musik

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Sicher vorbereitete Stadtmusik, angemessene Mischung zwischen Original-Kompositionen und Bearbeitung, erfreulich zahlreiches Publikum: In der Zuger St.-Oswald-Kirche stimmte alles für ein schönes Konzerterlebnis.

  • Die Stadtmusik Zug anlässlich ihres Kirchenkonzerts in der St.-Oswald-Kirche. (Bild Jan Pegoraro)
    Die Stadtmusik Zug anlässlich ihres Kirchenkonzerts in der St.-Oswald-Kirche. (Bild Jan Pegoraro)

Zug – Zeitlich und musikalisch im Mittelpunkt stand beim Kirchenkonzert der Stadtmusik Zug vom Samstag die «Feuerwerksmusik» nach HWV 351 von Georg Friedrich Händel. Schon der Komponist selbst ­hatte davon mehrere Versionen angefertigt, als Kompromisse zwischen seinen musikalischen Vorstellungen und dem Wunsch des königlichen Auftraggebers für eine möglichst militante Siegesfeier. Die Uraufführung am 27. April 1749 wurde von einem Brand und anschliessenden gegenseitigen Schuldzuweisungen überschattet.

Die Bearbeitung für die Stadtmusik Zug durch den früheren langjährigen Dirigenten Felix Hauswirth hätte als Uraufführung eigentlich schon vor zwei Jahren erklingen sollen; doch wurde sie aus Corona­gründen mehrmals vertagt. Am Dirigentenpult stand jetzt der auch von Hauswirth ausgebildete Sandro Blank. Die gespielte Fassung orientierte sich an der Originalgestalt ohne Streicherstimmen.

Ein dichter Klangteppich

1749 sollen über 100 Leute mitgewirkt haben, alle Blechbläser mit den ventillosen, eng mensurierten Instrumenten der damaligen Zeit. So erschien das Klangerlebnis draussen wahrscheinlich gar nicht so imposant, wie es von den Musikhistorikern späterer Epochen vermutet wurde. Im Gegenteil: Rund halb so viele Mitglieder der Stadtmusik Zug erzeugten auf modernen Instrumenten in der vollbesetzten St.-Oswald-Kirche einen Klangteppich, der sich bei schneller Tempowahl im Forte manchmal sogar überschlug. Entgegen wirkte die klug abwechselnde Instrumentenwahl für die zahlreichen Motiv-Wiederholungen, welche auch die dynamischen Abstufungen unterstützte.

Die sorgfältige Vorbereitung zeigte sich in der sicheren Beherrschung des für einige Register oft anspruchsvollen Notentextes. Durch das ganze Programm überzeugten eine tadellose Intonation und das fast immer präzise Zusammenspiel. Mit der Aufstellung vor dem Altarbereich wurden unter den ohnehin etwas knapp vertretenen Holzbläsern vor allem die Querflöten akustisch etwas benachteiligt. Sandro Blank erlaubte sich einige Freiheiten bei der Tempowahl und in den Überleitungen, was prompt zu einem unangebrachten Zwischen­applaus führte. Auffallend langsam, aber mit einem wirksamen Kontrast im Trio ertönte das ­abschliessende Menuett. Die forsche Tempowahl des vorangegangenen «Réjouissance»-Satzes hatte das Zusammenspiel zeitweise beeinträchtigt.

Der Bezug zur Kirche wurde vor allem durch das einleitende «Ecce sacerdos magnus» des Romantikers Anton Bruckner geschaffen. Die Bearbeitung durch Thomas Doss respektierte alle Kontraste des Originals – vom einstimmigen gregorianischen Choral bis zur ausladenden Achtstimmigkeit des gemischten Chores. Als Bläserwerk wirkten die extremen Lagen der Eckstimmen ­sogar natürlicher als in der Originalgestalt.

Alle Register konnten ihr Können zeigen

Zwei kürzere Werke bildeten den Abschluss: Vom 1973 ge­borenen John Mackey erklang «Sheltering Sky», ein homogenes Werk mit einer einzigen Steigerung, dessen konventioneller harmonischer Aufbau nur durch verlängerte Vorhaltetöne etwas erweitert wurde. Sechs stilisierte Tänze von Ron Nelson (geb. 1929) griffen bis in die Renaissance zurück.

Entsprechend der damaligen Spielpraxis blieb das Grundtempo stets gemächlich bis moderat. Die Thematik innerhalb der einzelnen Sätze veränderte sich kaum, und mehrere kurze Strophen unterschieden sich vor allem in den Klangfarben durch die Wahl wechselnder Register. (Text von Jürg Röthlisberger)