Der Mensch steht immer im Fokus

Kunst & Baukultur

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Der Zuger Künstler Urs Bischof folgt in seinen Kunstwerken seit vielen Jahren einer klaren Linie. Das zeigt sich auch in seiner aktuellen Werkschau mitten in der Stadt Zug.

  • Urs Bischof freut sich über die Ausstellung in ungewohntem Rahmen. (Bild Matthias Jurt)
    Urs Bischof freut sich über die Ausstellung in ungewohntem Rahmen. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Es ist hohe Kunst, wenn deren Macher es fertigbringt, dass die Botschaft seines Werkes ohne grosse Erklärungen beim Betrachter ankommt. Wichtig dabei: Nicht die Worte zum Kunstwerk sind das Wichtigste, was zählt, ist der Eindruck. Die Werke des Zuger Künstlers und Goldschmieds Urs Bischof (74) erfüllen dieses Kriterium perfekt – und das seit Jahrzehnten. Mehr noch: Seine dreidimensionalen Kunstwerke, die derzeit im Laden von Les Deux Men an der Bahnhofstrasse in Zug ausgestellt sind, zeigen oft Menschen, die gegenüber dem Raum drumherum zum Winzling schrumpfen. Die Botschaft ist klar: Der einzelne Mensch muss sich bei all seinem Tun stets bewusst sein, dass er auf lange Sicht Mitmenschen braucht, um sich verwirklichen zu können. Urs Bischof sagt unumwunden, dass er in seinem Schaffensprozess mit der Grundidee «Szenen aus dem Leben» beginne. Bischofs Skulpturen sind in ihrer Grösse und Mächtigkeit mannigfaltig.

Eines seiner Werke steht im Talacher-Kreisel oberhalb von Baar und ist nicht zu übersehen. Bischofs feine Hände können aber auch zerbrechliche Menschen aus Gold zeigen. Bei diesen Werken überrascht der Künstler den Betrachter, in dem er Materialien gebraucht, die farblich einen tollen Kontrast erzeugen. Ob Carara-Marmor, Reststücke eines Meteoriten, ein wertvoller Kristall aus dem Urnerland oder ein edles Holz, Urs Bischof kennt bezüglich seiner Stoffwahl keine Scheu.

Was den im Les Deux Men in Zug ausgestellten 24 Werken gemeinsam ist, erklärt Urs Bischof so: «Meine Gefühlswelten, in denen ich mich bewege, fliessen natürlich in meine Kunstwerke ein.» Diese tragen zum Beispiel Namen wie «Allein», «Verlockung», «Wellenreiter», «Lebens-Balance» oder «Kurz vor dem Ziel». Wobei Urs Bischof mit Ziel kaum das Ende seiner kreativen Phasen im Kopf hat, denn Künstler gehen zeitlebens ihrer Passion nach.

Besonders eindrucksvoll ist eine Kugel aus Bronze im zweiten Stock der Erlebniswelt von Les Deux. Erst auf den zweiten Blick erkennt der Betrachter eine Botschaft, die aktueller nicht sein könnte. Menschen geben sich untereinander Halt. Nur gemeinsam können die Individuen die Erde zusammenhalten. Das gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten, ist eine Lebensphilosophie, die sich derzeit nicht gerade in einer Hochblüte befindet.

Ein Brunnen als Aufwertung des oberen Postplatzes

Urs Bischof erzählt, dass ihn verschiedene Gäste an den drei Vernissage-Tagen darauf angesprochen hätten, dass diese Erdkugel auf einem Brunnen platziert, eine rundum gute Sache wäre. Teilnehmern an den Vernissagen hätten auch schon einen möglichen Ort zum Aufstellen dieses Bronzebrunnens genannt: der obere Postplatz. Vielleicht hat ja die anwesende Polit-Prominenz – vor Ort waren Landammann Martin Pfister, Nationalrätin Manuela Weichelt-Picard, Stadtrat Urs Raschle, Bernhard Neidhart, Leiter des kantonalen Amts für Wirtschaft und Arbeit, und der ehemalige Zuger Ständerat Joachim Eder – sich vorab schon einmal mit dem Brunnen-Thema befasst. Bronze, so sagt Urs Bischof schmunzelnd, ist ein wertvolles Material mit einer langen Lebensdauer. Die Vernissage-Besucher im Conceptstore waren bunt gemischt. Perfekt für einen Gedankenaustausch.

Der Ausstellungsort der Werke von Urs Bischof im Les Deux Men an der Bahnhofstrasse in Zug hat einen familiären Hintergrund. Sein Sohn Silvio Bischof hat das Geschäft aufgebaut. Mittlerweile gibt es vier Les-Deux-Läden in der Schweiz. Silvio Bischofs Frau Fabienne, die Schwiegermutter Angela Billi und seine älteren Geschwister Kajo und Janine arbeiten auch in der einen oder anderen Form für Les Deux. Da sei für ihn klar gewesen, so der Zuger Künstler Urs Bischof, die Vernissagen im Familienbetrieb durchzuführen. (Marco Morosoli)