Was war und was wird

Kunst & Baukultur

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Eine liegende, zweigeteilte Säule im Rigipark erinnert an die Vorstadt-Katastrophe. Die Skulptur wirft einen Schatten auf das Unglück und weist gleichzeitig voller Zuversicht in die Zukunft.

  • Die Granitskulptur «L’ombra sul passato» im Rigipark stellt eine Art liegende Säule dar. Sie ist eines der Kunstwerke, welche an die Vorstadtkatastrophe von 1887 erinnern. (Bild Maria Schmid)
    Die Granitskulptur «L’ombra sul passato» im Rigipark stellt eine Art liegende Säule dar. Sie ist eines der Kunstwerke, welche an die Vorstadtkatastrophe von 1887 erinnern. (Bild Maria Schmid)

Zug – In der ersten Hälfte der 1990er-Jahre beschloss die Stadt Zug eine künstlerische Gestaltung des Rigiplatzes. Der Luzerner Bildhauer Anton Egloff erarbeitete eigens dafür ein Konzept, welches vorsah, dass insgesamt vier Kunstschaffende, inklusive Egloff selbst, eine Arbeit beisteuern, die auf oder um den Rigiplatz Bezug nimmt auf die folgenreiche Vorstadtkatastrophe von 1887, als das Seeufer einbrach und eine ganze Häuserzeile zerstörte.

Eines dieser Kunstwerke kam vom Tessiner Flavio Paolucci, es trägt den vielsagenden Titel «L’ombra sul passato», was übersetzt in etwa so viel heisst wie «Schatten auf die Vergangenheit». Die knapp 4,2 Meter lange Skulptur erinnert an eine Säule, die nach der Zerstörung eines Gebäudes als Trümmer liegen geblieben ist. Sie setzt sich aus zwei konischen Teilen zusammen, von denen der kürzere aus schwarzem, poliertem Granit besteht und den Schriftzug «L’ombra sul passato» trägt. Dieses dunkle Teilstück symbolisiert das Unglück in der Vergangenheit, der rau geschliffene, helle Teil steht hingegen für den Blick in die Zukunft. Durch seine dominierende Grösse kann dieser Säulenteil als Inbild von Zuversicht interpretiert werden. Die bewusste Ost-West-Ausrichtung, welche mit je einem eingravierten E und W gekennzeichnet ist, zitiert den Lauf der Zeit. Man könnte eine Aussage des Kunstwerkes mit den einfachen Worten «Was war, das war, was kommt, das kommt, die Zeit wird’s weisen» umschreiben.

Ein erfahrener Bildhauer

Der Maler und Bildhauer Flavio Paolucci ist 1934 im Bleniotal geboren. Seine künstlerische Ausbildung absolvierte er in Lugano und Mailand. 1958 gewann er an der Biennale junger Künstler in Görz den ersten Preis und drei Jahre später in Paris den zweiten Preis der internationalen Ausstellung der Unesco. Wenig später richtete Paolucci in Biasca sein Atelier ein und war in den folgenden Jahrzehnten an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Flavio Paoluccis Werke finden sich in mehreren Museen und Sammlungen der Schweiz sowie im öffentlichen Raum. (Andreas Faessler)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.